Hast Du Dir auch schon einmal Gedanken zu Deiner Kreativität gemacht? Eventuell hast Du Dich
sogar dabei ertappt, eine Denkblockade auf Dein Alter zu schieben? Ob diese Ausrede eine
Daseinsberechtigung hat, kannst Du hier nachlesen!
Ein amerikanisches Unternehmen untersuchte die charakteristischen Merkmale von Erfindern.
Man wollte feststellen, wie viele Erfindungen die einzelnen Erfinder in bestimmten Altersstufen
gemacht hatten. Natürlich war niemand darunter, der jünger als 18 Jahre alt war, da technische
Mitarbeiter gewöhnlich im Alter von 18-22 Jahren eingestellt wurden. Da es ein paar Jahre dauerte,
bis diese „ Fuß gefasst“ hatten, waren sie um die dreißig Jahre alt, als sie anfingen, bei der
Patentabteilung Mitteilungen über Erfindungen einzureichen. Bei den älteren Angestellten sank
die Zahl der eingereichten Erfindungen dann wieder stark ab. Die Untersuchung ergab, dass die
meisten Erfindungen im Alter zwischen dreißig und vierzig Jahren gemacht wurden und die Kreativität
der Mitarbeiter danach stark abnimmt. Schließlich wies jemand darauf hin, dass das Ergebnis
der Untersuchung ausschließlich auf der Zahl der eingereichten Meldungen über Erfindungen
basierte. Nun weiß man, dass junge Menschen viele kreative Impulse haben, sie jedoch nicht
so gut darin sind, diese kritisch zu filtern.
Die kreativste Epoche im menschlichen Leben ist wahrscheinlich die Zeit zwischen dem zweiten
und vierten Lebensjahr, wenn wir all die Dinge lernen, die wir benötigen, um in der Welt als
menschliche Wesen überleben zu können. Wir entwickeln uns in dieser Zeit vom Baby zum voll
funktionsfähigen Menschen. Viele Attribute der Jugend sind notwendig, damit sich der Mensch
erfolgreich kreativen Ideen widmen kann. Ein Beispiel hierfür ist der Optimismus. Hingegen
beschäftigen sich junge Menschen weniger mit der Einschätzung und dem Filtern ihrer Ideen.
Irgendjemand sagte einmal: „Russel Varian (der Erfinder des Kleistrons) hat jeden Augenblick eine
neue Idee, und manche von diesen sind gut.“ Man kann Ideen nicht gleichzeitig produzieren und
sie in der ersten Phase schon kritisch untersuchen. Also berücksichtigte man in einer zweiten
Untersuchung alle eingereichten Erfindungen, die wirklich gut waren. Die erste Feststellung
entsprach derjenigen in der ersten Statistik: Es gab unter den Erfindern niemanden, der jünger
als achtzehn oder zwanzig Jahre alt war. Die Ergebnisse deuteten nach wie vor darauf hin, dass
die Kreativität der Angestellten im fortgeschrittenen Alter erheblich nachließ. Man glaubte
damals, dies sein nun ein der Realität entsprechendes Ergebnis. Doch die untersuchende Firma
gab sich auch mit diesem Ergebnis nicht zufrieden. Viele Patentanträge werden anerkannt, führen
aber nie zu einer praktischen Auswertung. Also entschloss man sich, sich die wertvollsten
Erfindungen der Firma vorzunehmen und festzustellen, wie alt die Urheber derselben zum
Zeitpunkt der Erfindung gewesen waren. Diesmal kam ein brauchbares Ergebnis zustande.
Im Ergebnis stellte sich heraus, dass die Alterskurve der Personen brauchbarer Patente im
Durchschnitt um einiges langgezogener war als die der früheren Untersuchungen.
Damit beschloss man, noch eine letzte Untersuchung durchzuführen. Nun hieß es: „Wir wollen
uns nicht nur mit Patenten beschäftigen, sondern auch Gemälde und musikalische Kompositionen
mit einbeziehen.“ Wir wollen uns einmal außerhalb der Firma umschauen und dabei die gleichen
Kriterien anwenden, die wir auch bei der Analyse der brauchbaren Patente angewandt haben.
Wir werden einfach willkürlich die musikalischen Werke und die Werke der Poesie herausgreifen,
die allgemein als bedeutende Kunstwerke gelten. Wir werden uns mit dem Alter all jener
beschäftigen, die in der Öffentlichkeit als besonders kreative Menschen gelten.
Jene letzte Untersuchung ergab, dass bedeutende musikalische Kompositionen im Alter von zehn
Jahren geschaffen worden waren und dass es Erfindungen gab, die von achtzigjährigen stammten.
Es stellte sich heraus, dass es keine spezielle Korrelation gab, wenn man alle Filter anwendete
und über eine lange Zeitspanne alle Ideen überprüfte, wobei jeweils Leistungen berücksichtigt
wurden, die jeder Mensch als besonders kreativ bezeichnen würde. Die Kurve war insgesamt
wesentlich länger geworden, sie war nun fast eine Gerade. Dies deutet darauf hin, dass man
die Fähigkeit zu bedeutenden Leistungen nicht mit einem bestimmten Alter in Verbindung
bringen kann.
Die entscheidende Aussage der ersten Untersuchungen lautet, dass junge Menschen ihre Ideen
gewöhnlich nicht filtern. Ein sechzigjähriger reicht weniger Patentanträge ein, weil er besser
weiß, worauf es ankommt. Er weiß ziemlich genau, welche Ideen zu nichts führen werden, und
deshalb filtert er diese von vornherein aus und reicht sie gar nicht erst ein. Der Dreißigjährige
reicht mehr Ideen ein, weil sein Geist ständig aktiv ist und weil er noch nicht über die
notwendigen Filter verfügt. Das im Geiste eines jungen Menschen ständig neue Ideen auftauchen,
ist an sich völlig in Ordnung, Nur ähneln junge Menschen nun einmal häufig der „Russell Variante“.
Sie haben jeden Augenblick eine neue Idee, und gelegentlich ist auch einmal eine gute darunter.
Sowohl das untersuchende Unternehmen als auch die Urheber der amerikanischen Verfassung glaubten,
dass kreative Tätigkeit etwas Besonderes sei. Sie waren der Meinung das die Tätigkeit des Erfinders
sich von der Art der Aktivität unterscheide, die erforderlich ist, um Menschen bei der Ausführung
einer bestimmten Aufgabe zu leiten oder um ein Unternehmen zu führen. Es bleibt die Frage: „Was ist das
eigentlich, der Akt des Erfindens? Unterscheidet sich die Tätigkeit des Erfindens von der
geistigen Aktivität, die erforderlich ist, um sich auszudenken, was man zum Abendessen zu sich
nehmen möchte?“