Gesundheitscoaching

Gesundheitscoaching
Gesundheitscoaching (iStock: © Drazen)

In den letzten Jahren wandelte sich der Gesundheitsbegriff von einem rein medizinischen hin zu einem biopsychosozialen Konzept. Gesundheit bezeichnet nun nicht mehr die bloße Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen, sondern darüber hinaus „umfassendes körperliches, psychisches und seelisches Wohlbefinden“ (WHO). Psychische und soziale Einflussfaktoren, die zuvor außer Acht gelassen wurden, gewinnen nun an Bedeutung.

Die Entwicklung ist dem Wandel der Volkskrankheiten geschuldet: Anstelle von Infektionskrankheiten, die durch Keime entstanden und medizinische Behandlung erforderten, rücken nun Zivilisationskrankheiten in den Fokus, die eine ganzheitliche Betrachtung der Ausgangssituation bedürfen.

Inhaltsverzeichnis

  1. Definition
  2. Das Konzept
  3. Themen eines Gesundheitscoachings
  4. Ablauf
  5. Methoden
  6. Berufspraxis
  7. Ausbildungsangebot

Definition

Das Gesundheitscoaching bezeichnet eine Coaching-Methode, in der Lebens- und Arbeitsbedingungen in Hinblick auf ihre gesundheitlichen Auswirkungen beleuchtet und umgestaltet werden.

Ziel des Verfahrens ist es, das körperliche und geistige Wohlbefinden zu steigern oder erhalten, welches durch eine Erkrankung, gesundheitliche Belastungen, Energie- und Antriebslosigkeit eingeschränkt sein kann. Dazu werden Belastungen reduziert und Ressourcen gestärkt, sodass der Klient in der Lage ist, mehr Selbstbestimmtheit zu erlangen und seine Gesundheit eigenständig zu pflegen. Unter Belastungen werden dabei beispielsweise Stressoren am Arbeitsplatz verstanden wie Überstunden, Leistungsdruck oder Konflikte, aber auch Probleme in der Familie oder Beziehung. Zu Ressourcen zählen persönliche Eigenschaften, Fertigkeiten und Fähigkeiten, förderliche Glaubenssätze sowie soziale Unterstützung, welche zur Bewältigung der Situation beitragen. Es werden ebenso gesundheitskritische Umweltbedingungen berücksichtigt und nach Möglichkeit verbessert.

Dabei ist zu erwähnen, dass ein Gesundheitscoaching keine ärztliche oder therapeutische Behandlung ersetzen kann, sondern vielmehr eine Ergänzung zu physiotherapeutischen, naturheilkundlichen oder anderen Methoden darstellt. Der Klient lernt wie er seine Gesundheit eigenständig fördern und erhalten kann, nicht aber Krankheiten und Verletzungen zu heilen.

Das Konzept

Gesundheitscoaching verfolgt einen systemischen Ansatz, der sich aus der bereits erwähnten Definition von Gesundheit als „umfassendes bio-psycho-soziales Wohlbefinden“ ergibt. Körper, Seele und Geist bilden eine Einheit. Das Zusammenspiel zwischen körperlichen, emotionalen, mentalen und äußeren Faktoren wie beispielsweise institutionelle Rahmenbedingungen beeinflusst unsere Gesundheit.

Das Salutogenese-Modell nach Antonovski liefert einen Überblick über die Gesamtheit dieser Gesundheitsfaktoren. Während wir genetische und die meisten Umwelteinflüsse nicht steuern können, können wir über unsere Ernährung, Bewegung, Entspannung/Regenerationsfähigkeit, Lebenseinstellung bzw. psychische Faktoren bestimmen und einige Umweltfaktoren beeinflussen.

Salutogenese-Modell

Bewegung

  • Die World Health Organisation empfiehlt 2,5 Stunden körperlicher Aktivität in der Woche. Es ist nicht entscheidend welche Art von Sport oder Aktivität Sie wählen, sondern, dass sie Ihren Interessen und Möglichkeiten entsprechen, um sie nachhaltig in Ihren Alltag zu integrieren. Dadurch kann das psychische Wohlbefinden gesteigert und ein Bewegungsmangel vorgebeugt werden, der Übergewicht und eine Vielzahl degenerativer Erkrankungen begünstigt.

Ernährung

  • Unsere Gesundheit wird nicht nur von quantitativen sondern auch von qualitativen Aspekten unserer Ernährung beeinflusst. Eine einseitige Ernährung, die meist mit einem zu hohen Zucker- und Fettkonsum einhergeht, birgt das Risiko für die Entstehung von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, Adipositas, Bluthochdruck und Herzgefäßerkrankungen. Im Zuge eines Coachings können Essgewohnheiten aufgebaut werden zur nachhaltigen Umsetzung einer gesunden Ernährung.

Umweltfaktoren

  • Steuerbare Umweltfaktoren sind etwa Giftstoffe, die wir bewusst vermeiden können wie Zigaretten, Alkohol und künstliche Zusatzstoffe, die in industriellverarbeiteten Lebensmitteln enthalten sind. Im Rahmen einer betrieblichen Gesundheitsförderung sollten Stressoren wie etwa Lärm, häufige Unterbrechungen, Hitze, Über- oder Unterforderung nach Möglichkeit beseitigt und ein höherer Freiheits- und Selbstbestimmungsgrad für die Angestellten geschaffen werden, beispielsweise in Form von flexiblen Arbeitszeiten.

Psychische Faktoren

  • Eine wichtige Rolle für unsere psychische Gesundheit spielen unsere Gedanken und Gefühle, Lebenssinn und Lebensziele, das familiäre Umfeld, Freunde, das Verhältnis zwischen Arbeit und Familie sowie Selbstmanagement- und Zeitmanagementstrategien und Erkenntnisse aus der Glücksforschung. Die Faktoren bestimmen auch maßgebend, wie wir potentielle Stressoren bewerten und wie gut wir Krankheit und Stress bewältigen. Dabei zählt unter Stress alles, was Ihre Anpassungsfähigkeit übersteigt und Sie aus dem Gleichgewicht wirft.

Entspannung und Regeneration

  • Stress ist ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko, denken wir vor allen Dingen an Burnout. In einem Alltag, der von einem hohen Tempo und einer Überflutung an Reizen bestimmt wird, ist Stress quasi vorprogrammiert. Umso wichtiger ist es, Zeit für sich zu finden. Entspannungsverfahren wie Yoga, progressive Muskelentspannung und autogenes Training wirken insbesondere Burnout entgegen. Daneben sollte auf ausreichend Schlaf geachtet werden. Experten empfehlen mindestens 6 Stunden Schlaf.

Dem Gesundheitscoach kommt dadurch eine Allrounder-Funktion zu. Er muss Fachkompetenzen aus Ernährung, Sport, Medizin und Psychologie mitbringen, um alle Themenbereiche abdecken zu können.

Themen eines Gesundheitscoachings

Gesundheitscoaching Einzelcoaching
Gesundheitscoaching Einzelcoaching (iStock: © CasarsaGuru)

Im Kern geht es um die Steigerung der Autonomie des Klienten in der Gesundheitsförderung. Der Coach unterstützt den Klienten dabei gesundheitsförderliche Gewohnheiten zu etablieren wie zum Beispiel Sport und Bewegung in seinen Alltag zu integrieren, seine Achtsamkeit zu stärken, körperlichen und emotionalen Stress im Körper zu identifizieren. Der Klient lernt den Blick auf positive Aspekte und Ressourcen zu lenken und sein Gleichgewicht zu finden, zu dem er stets zurückkommen muss, um seine Gesundheit wiederherzustellen. Gesundheitscoaching wird in verschiedenen Kontexten eingesetzt und behandelt dort verschiedene Themenschwerpunkte.

Im betrieblichen Gesundheitsmanagement dient Gesundheitscoaching der Gesundheitsverbesserung in Struktur und Prozessen im Gegensatz zur betrieblichen Gesundheitsförderung, die auf eine direkte Einflussnahme auf die Gesundheit abzielt.

In einem Führungskräfte-Coaching werden neben Führungskompetenzen auch Kompetenzen aus dem Gesundheitscoaching und -management vermittelt. Es dient der praktischen Umsetzung von Gesundheitskonzepten, die bereits von Krankenkassen oder Steuergruppen entwickelt wurden, und umfasst Prozesse der Analyse, Zielplanung, Projekte, Trainings und die Bewertung von Gesundheitsmaßnahmen. Die Gesundheitsmaßnahmen werden durch die Führungskraft in Arbeitsabläufe und –strukturen integriert und von ihr begleitet. Sie pflegt einen gesundheitsförderlichen Umgang mit ihren Mitarbeitern und unterstützt sie darin, eigene Ressourcen für die Gesundheit zu aufzubauen und weiterzuentwickeln.

Ein Coaching kann mit einer Gruppe von Personen oder Einzelpersonen stattfinden. Gruppencoachings behandeln allgemeine Gesundheitsthemen wie Ernährung, Sport oder Stressbewältigung. In einem Einzelcoaching, das auch von Privatpersonen beansprucht wird, können in einem vertraulichen, diskreten Setting persönliche Anliegen abgehandelt werden wie etwa eine Work-Life Balance, Veränderungen im Lebensstil oder im Beruf, gesundheitliche Fragen oder Stressbewältigung und Selbstmanagement.

Für die betriebliche Gesundheitsförderung gilt: individuelle Maßnahmen sollten immer im Einklang mit institutionellen Maßnahmen stehen. So wird das Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter mit dem Unternehmen gestärkt und der betriebliche Erfolg gesteigert. Mitarbeiter, die sich mit ihrer Arbeit und Organisation identifizieren und sich wertgeschätzt fühlen, fühlen sich nämlich wohler am Arbeitsplatz und sind auch produktiver. Sie sind motivierter, leistungsfähiger und in der Lage, Konflikte und Stress besser zu bewältigen. Für das Unternehmen hat das den Vorteil, dass sich daraus weniger Krankheitsausfällen, eine geringere Fluktuationsrate und folglich ein Kostenersparnis und höhere Produktivität ergeben.

Ablauf

Das Coaching findet in einem unbestimmten Zeitrahmen statt und gliedert sich in zwei Teile: Analyse und Intervention.

  1. Analyse

    Zunächst wird das gesundheitliche Problem oder Risiko des Klienten herausgestellt, das nicht unbedingt auf der Hand liegen muss. Oft unterschätzen wir die Auswirkungen von einseitiger Ernährung, Streitigkeiten mit Kollegen oder Bewegungsmangel auf unsere Gesundheit, doch nur wenn die Ursachen und eine klare Zielstellung herausgearbeitet wurden, kann das Coaching effektiv gestaltet werden. Daher ist es auch wichtig zu klären, welche Bedürfnisse der Klient hat. Ist es zum Beispiel eine harmonische Atmosphäre am Arbeitsplatz oder eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit, die den Klienten gesundheitlich entlasten würde?
  2. Intervention

    Erst wenn Klarheit über das Problem und gesundheitliche Ziel besteht, kann eine Interventionsmaßnahme eingeleitet werden. Der Coach vermittelt gesundheitsrelevantes Wissen und klärt insbesondere über die Verbindung zwischen Psyche und Körper auf. Dann wird gemeinsam eine konkrete Vorgehensweise zur Verbesserung der Gesundheit geplant. Der Coach sollte jedoch schon bald überflüssig werden. Durch die richtigen Fragen hilft er dem Klienten eigene Ressourcen zu entdecken und Gesundheitskompetenzen zu entwickeln und auszubauen. Schließlich ist ein Coaching nur dann erfolgreich, wenn der Klient das Gelernte auch umsetzen und das Gesundheitsverhalten langfristig aufrechterhalten kann.

    Gegebenenfalls vermittelt ihn der Coach an einen Spezialisten. Vermutet er zum Beispiel eine Erkrankung an oder Gefährdung für Burnout, verweist er seinen Klienten an einen Psychiater. Ein Gesundheitscoach ist nicht dafür qualifiziert, Krankheiten zu behandeln.

Methoden

Von Moorbädern, der Kneipp-Therapie, bifoklaen multisensorischen Techniken bis hin zur Salutogenese-Timeline bietet das Gesundheitscoaching eine Vielfalt an Methoden. Der Übersicht halber möchten wir an dieser Stelle nur einige Verfahren herausgreifen.

MBSR

MBSR bezeichnet ein Verhaltenstraining, in denen meditative Techniken zum Stressmanagement eingesetzt werden. Ziel der Methode ist es die Achtsamkeit zu steigern und die Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu lenken. Indem der Klient den gegenwärtigen Moment bewusster wahrnimmt und innehält, kann er emotionale Distanz zu seinen Problemen aufbauen und sich für einen Moment der alltäglichen Reizüberflutung entziehen. Kann der Klient sein Problem derzeit nicht lösen, kann er durch die MBSR-Methode seinen Umgang mit dem Problem verbessern.

Somatic Release

Hier handelt es sich um einen psychosomatischen Ansatz zur Lokalisierung und Auflösung von Problemen über den Körper. Destruktive Muster im Denken oder emotionaler Natur zeigen sich durch Verspannungen und veränderte Rhythmen am Körper und können mit den Händen abgetastet werden. Hier spricht man von „Engaging“. Unterstützt durch eine mentale Aktivierung kann ein Problem manuell gelöst werden. Die Blockade kann sinnbildlich behoben werden und der Erfolg ist direkt messbar an einer besseren Beweglichkeit.

Systemische Aufstellungsarbeit

Diese Methode hat ihren Ursprung im Psychodrama und Familientherapie und eignet sich vor allem bei zwischenmenschlichen Problemen aber auch bei schwierigen Entscheidungen. Der zu Grunde liegende zwischenmenschliche oder innere Konflikt wird durch die Aufstellung der inneren Teile, des Teams oder der Familie dargelegt, Es werden Raumanker ausgelegt, die die beteiligten Personen oder die Persönlichkeitsteile repräsentieren. Der Klient tritt in Interaktion mit ihnen und schlüpft in deren Rollen. Er bedient sich seiner Intuition und Empathie, um unbewusste Konflikte und Blockaden in Erfahrung zu bringen und zu lösen.
Mehr zur Systemischen Aufstellung.

Berufspraxis

Gesundheitscoaching findet seine Anwendung wie bereits erwähnt im betrieblichen Gesundheitsmanagement, in der betrieblichen Gesundheitsförderung und vielen weiteren Feldern: Kindertagesstätten und Schulen, Altenheimen, Krankenhäusern, Krankenkassen im Rahmen des TK-Bonusprogramm und im privaten Bereich.

Bei Freiberuflern unterliegt der Gehalt starken Schwankungen. Der Durchschnittslohn von Festangestellten beläuft sich bei 2000-2500 Euro, je nach Spezialisierung bis zu 3500 Euro.

Das Ausbildungsangebot Gesundheitscoaching

Ray Wilkins

Das Thema Gesundheit wird in unserer Gesellschaft immer wichtiger. Gerade in Deutschland sind die Personalkosten extrem hoch. Das wichtigsten Kapitel dieses Landes steckt in Form von Bildung in unseren Köpfen drin. Wenn gute Arbeiter ausfallen, erleidet das Unternehmen hohe Verluste. Daher ist es jetzt und in der Zukunft sehr wichtig für Unternehmen in den Gesundheitsbereich zu investieren und ihre Mitarbeiter dabei zu unterstützen, dass sie möglichst lange bei guter Gesundheit ihren Aufgaben nachgehen können.

Aus diesem Grund bieten wir in unserer Coach-Ausbildung zwei Seminare zum Thema Gesundheitscoaching an:

„Gesundheit ist das Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele.“, ist die Grundannahme dieses Moduls.

Häufig beschäftigen wir uns in der üblichen Heiltherapie mit nur einer dieser drei Ebenen:

  • die des Körpers durch Medikation, Massage, Physiotherapie etc.
  • die des Geistes durch Psychotherapie oder Hypnose
  • oder die der Seele durch Meditation,Yoga etc.

Health Coaching vermittelt Dir eine Heilungssituation, die diese drei Richtungen vereint, sodass ein Gleichgewicht entsteht und dabei eine viel tiefere Ebene in Dir angesprochen wird.

Um der Sache auf den Grund zu gehen, beschäftigst Du Dich in diesem Modul mit folgenden Fragen: Was ist Gesundheit und was ist Krankheit? Auf welche Art und Weise kann Coaching ganzheitlich einen erfolgreichen Selbstheilungsprozess kreieren? Welche Rolle spielt unsere Vergangenheit im Bereich der Gesundheit und wie wirken sich Gefühle und Empfindungen wie Wut oder Enttäuschung auf uns aus? Oder was ist mit Beziehungen, welchen Einfluss nehmen sie auf unsere Gesundheit?

Trainer für dieses Modul ist Ray Wilkins.

Mehr Informationen und Anmeldung zu diesem Modul auf unserer Seite unter Gesundheitscoach Weiterbildung und zur Ausbildung unter Gesundheitscoaching Ausbildung.


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