Lampenfieber – Wenn Angst die Show stiehlt

Nur noch wenige Minuten bis zum großen Auftritt: Dann öffnet sich der schwere, staubige Vorhang, der bis zur letzten Sekunde eine faszinierende Welt hinter sich verbirgt. Eine Welt aus skurrilen Landschaften, bunten Kostümen, Drachen und Feen, Banditen und Wundern. Eine Welt, die den Zuschauer in wilde Tänze, Dramen und Heldengeschichten entführt. Und während das Publikum die anmutende Darbietung der sich drehenden und singenden Figuren bestaunt, pochen deren Herzen mit dem Rhythmus der Musik um die Wette.

Lampenfieber ist die Angst vor dem großen Auftritt. Es ist der Zweifel an der eigenen Leistung, die Angst vor dem Versagen. Tänzer, Sänger und Musiker – sie alle kennen das „Fieber unter den Lampen“. Es heilt erst, wenn sich der Vorhang wieder schließt und der Jubel des Publikums hinter ihm verhallt.

Lampenfieber
Lampenfieber (Pixabay: ©Clovis Castaneda)

Lampenfieber Definition: Lampenfieber ist die nervöse Erregung vor öffentlichen Auftritten.

Inhaltsverzeichnis

  1. Woher kommt der Begriff Lampenfieber?
  2. Was ist Lampenfieber?
  3. Was kann Lampenfieber im Körper auslösen?
  4. Was sind die Ursachen für Lampenfieber?
  5. Was tun gegen Lampenfieber?

Woher kommt der Begriff Lampenfieber?

Viele der uns bekannten Begriffe und Redewendungen haben ihren Ursprung in weiter Vergangenheit. Für die Begriffsherkunft des Lampenfiebers gibt es unterschiedliche Vermutungen. Zum einen vermutet man, dass das Wort an das Französische angelehnt ist. „fièvre de rampe“ beschreibt die Bühnenangst, das Rampenfieber. Der Begriff existiert seit Mitte des 19. Jahrhunderts und stammt aus dem Theaterjargon.

Eine andere Theorie besagt, dass das Wort Lampenfieber auf die damaligen Gaslampen zurückgeht. Diese wurden als Theaterbeleuchtung genutzt und waren so heiß, dass die Bühnendarsteller Schweißausbrüche bekamen – genau wie bei hohem Fieber, was die Darbietung der Künstler negativ beeinflusst hat. Welche der beiden Theorien stimmt, lässt sich heute nicht mehr genau sagen.

Was ist Lampenfieber?

Sicher hast Du irgendwann mal die Erfahrung gemacht, vor Publikum zu sprechen. Vielleicht, als Du damals vor der Klasse ein Referat halten musstest? Oder als Du für einen bestimmten Anlass eine Rede halten solltest? Du warst der Mittelpunkt des Geschehens und alle Augen waren auf Dich gerichtet. In diesem Moment musstest Du die Erwartungen des Publikums erfüllen, alles richtig machen und eine gute „Show“ liefern. Ganz schön viel Druck der da auf einem lastet.

Schwitzige, zittrige Hände, Herzklopfen und Erröten sind deutliche Anzeichen für Lampenfieber. Das Gefühl der Beklemmung kann so überwältigend sein, dass man ein totales Blackout hat. Lampenfieber kann jeden treffen, der vor Publikum auftritt. Die Rockband bleibt davon ebenso unverschont, wie der Projektmanager bei seinem Pitch, oder das Schulkind bei seinem Erdkunde Referat. Die Angst zu versagen hat jeder Mensch.

Was kann Lampenfieber im Körper auslösen?

Lampenfieber ist die Ursache für psychisches und körperliches Unwohlsein. Es können verschiedene Symptome in unterschiedlich starker Ausprägung auftauchen. Die wohl bekanntesten Symptome für Lampenfieber:

  • Übelkeit
  • Hoher Puls
  • Erhöhter Herzschlag
  • Unwohlsein
  • Blasendruck
  • Feuchte Hände
  • Zittrige Knie
  • Mundtrockenheit
  • Nervosität

Diese Symptome spürt nur derjenige, der vom Lampenfieber betroffen ist. Sein Publikum nimmt diese Symptome nicht wahr. Dafür kann es andere Lampenfieber Symptome wahrnehmen. Diese können sein:

  • Hektische Bewegungen
  • Erröten
  • Stottern
  • Zittern
  • Schwitzen

Das Gefühl des Lampenfiebers ist für einen Großteil der Menschen mit Unwohlsein behaftet. Jedoch gibt es auch Menschen, die dadurch erst auf Hochtouren kommen und in Ihrer Rolle als Entertainer aufgehen.

Was sind die Ursachen für Lampenfieber?

Stell Dir vor, Du stehst auf der Bühne und alle lachen. Wenn Du nicht gerade Comedian bist und einen guten Witz gebracht hast, ist das die wohl größte Angst, die man bei einem Auftritt haben kann. Aber nicht nur die Furcht davor ausgelacht zu werden hemmt uns auf der Bühne. Auch wenn wir uns für eine Präsentation nicht gut vorbereitet haben verstärkt dies die Angst vor der Blöße. In unserer Vorstellung ist die Bühne für die ganz großen - für die Macher, die Stars, die, die etwas zu sagen haben. Stehen wir jedoch selbst dort oben, fühlen wir uns klein.

Die Situation ist – mit Ausnahme für Künstler oder Redner, ganz und gar nicht alltäglich. Das kann den ein oder anderen schnell überfordern. Man möchte die hohen Erwartungen der anderen nicht enttäuschen und irgendwie auch sich selbst beweisen, dass man es kann. Versagensängste sind die Mutter des Lampenfiebers.

Ursachen für Lampenfieber:

Im Zentrum der Ursache für Lampenfieber steht immer die Angst. Diese kann unterschiedliche Ursprünge haben:

  • Ein langweiliger Auftritt
    Wer das Publikum langweilt, der bleibt negativ in Erinnerung. Ganz gleich ob es sich um einen Theaterauftritt, eine Hochzeitsrede oder eine Choreografie handelt. Nichts ist für einen Entertainer schlimmer, als ein gelangweiltes Publikum.
  • Mangelnde Vorbereitung
    Hält man beispielsweise einen Vortrag, den man nur halbherzig vorbereitet hat, weiß man schon vor der Präsentation, dass das Ergebnis ernüchternd sein wird. Fehlende Statistiken oder unklare Zusammenhänge lassen den Vortrag nicht sonderlich professionell wirken. Im Berufsleben kann das ein Hindernis für den Aufstieg sein.

  • Die Angst vor Gelächter
    Wer ausgelacht wird, der wird so schnell nicht mehr auf die Bühne gehen. Das Gefühl des Ausgelacht-werdens ist ein Gefühl der Demütigung und ein Gefühl des Versagt-habens. Wer ausgelacht wird, wird nicht ernst genommen und zum Spielball des Publikums. Deshalb ist die Angst vor einem Auftritt so groß. Vor allem schüchterne Menschen fürchten sich davor sich zu blamieren und als Witzfigur degradiert zu werden. Ist die Angst vor dem Ausgelacht-werden besonders ausgeprägt, spricht man von Gelotophobie.

  • Zu hohe Erwartungen
    Nichts ist für einen Auftretenden erfüllender, als der Beifall des Publikums. In dem Moment, wenn tosender Applaus aus den Reihen kommt, weiß jeder Künstler, dass er alles richtig gemacht hat.

    Erntet er jedoch Pfiffe und Buhrufe, war der Auftritt scheinbar eine Luftnummer. Was das Publikum denkt und wie es auf unsere Darbietung reagiert ist uns wichtiger, als wir zugeben wollen. Und doch hat jeder, der auf der Bühne steht – ganz gleich ob Artist, Redner, Sänger oder Musiker – nur einen Job: die Menge zu begeistern. Gelingt dies nicht, brennt sich das in die Köpfe aller Anwesenden ein. Die Angst vor dem Scheitern kann somit ebenfalls für Lampenfieber verantwortlich sein.

    Vielleicht gehörst auch Du zu den Menschen, bei denen keine „halben Sachen“ gemacht werden. Alles muss perfekt sein und aufeinander abgestimmt sein. Du hast Dein Leben absolut im Griff, eine beeindruckende Ordnung und wenn Du eine Arbeit anfängst, machst Du sie auch zu Ende. Vorsicht: Verrenne Dich nicht in Deinem Perfektionismus! Perfektionisten sind laut Studien stressanfälliger als andere Menschen, da ihre Erwartungshaltung an sich selbst und andere höher ist. Da aber kein Mensch fehlerfrei ist, kann auch Dir der ein oder andere Fauxpas passieren. Wenn dann auch noch ein ganzes Publikum Zeuge des eigenen Scheiterns ist, kann die Angst ins Extreme gehen.

    Es gibt Menschen, die sind tollpatschiger als andere. Im einen Moment rutschen sie aus, im nächsten stoßen sie etwas um. Auch auf der Bühne können Missgeschicke passieren. Man vergisst plötzlich was man sagen wollte, verliert einen Schuh, das Gleichgewicht oder die Stimme: Somit hindert uns auch oftmals die Angst vor der Blamage daran, auf der Bühne 100 Prozent zu geben.

Die Ursachen für Lampenfieber zusammengefasst:

  • Angst davor andere zu langweilen
  • Angst, weil man sich nicht gut vorbereitet hat
  • Angst zur Lachnummer zu werden
  • Angst vor der Meinung des Publikums
  • Angst davor seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden
  • Angst sich zu blamieren

Was tun gegen Lampenfieber?

Es gibt verschiedene Methoden und Strategien, mit denen sich Lampenfieber bekämpfen lässt. Mit den folgenden Lampenfieber Tipps kannst Du die Angst vor zukünftigen Auftritten überwinden und jede Situation souverän meistern.


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Tipp 1: Mentale Vorbereitung ist das A und O

Wie für jede Art von Auftritt steht und fällt alles mit der Vorbereitung. Das bedeutet, dass Du Dein Programm optimal vorbereiten solltest. Plane genug Vorlaufzeit ein. Für eine Präsentation bedeutet das, dass Du Dir einen Leitfaden erstellst, der die Zuhörer durch die Präsentation führt. Überlege Dir: „Wie baue ich den Vortrag auf?“ „Was ist relevant, was nicht?“. Mache Dir auch Gedanken darüber, wie Du präsentierst. Nutzt Du digitale Medien? Kennnst Du Dich mit der Technik aus? Bereite Dich auch auf die Fragen des Publikums vor.

Wenn Du im künstlerischen Bereich arbeitest und kurz vor einem Auftritt stehst, dann kennst Du bestimmt schon die Tricks der Bühnenmenschen. Menschen, die häufig vor Publikum stehen, sind den Umgang mit Lampenfieber gewohnt. Auch Schauspieler, Balletttänzer und Kabarettisten haben ihre Tricks, wie sie ihr Lampenfieber loswerden. Sie gehen die Tanzschritte und Bewegungen vor ihrem geistigen Auge durch. Sie lernen ihren Text und bauen sich Eselsbrücken für die Übergänge zwischen den Akten und Szenen. Gehe also kurz vor der Show den kompletten Auftritt gedanklich durch.

Tipp 2: Besuche die leere Bühne

Mache Dich einige Tage vor Deinem Auftritt mit dem Ort des Geschehens vertraut. Schaue Dir an, wo du stehen wirst und wo das Publikum sitzt. Manchen Menschen hilft es ungemein, wenn die Räumlichkeiten vertraut sind. Es nimmt ihnen die Nervosität und kann Lampenfieber vermeiden.

Tipp 3: Affirmationen machen Mut

Mit positiven Glaubenssätzen kannst Du Dir vor Deinem Programm eine Portion Mut zulegen. Positive Leitsätze wie: „Ich werde einen grandiosen Auftritt hinlegen“ oder: „Ich bin ruhig und gut vorbereitet“ prägen sich in das Unterbewusstsein ein und beeinflussen die Stimmung und die Gedanken positiv. Wiederhole diese und ähnliche Affirmationen regelmäßig und spüre, wie Du langsam immer entspannter und optimistischer wirst. Da hat das Lampenfieber keine Chance.

Tipp 4: Mit Selbstreflexion die Angst-Ursache finden

Hand aufs Herz: Was ist Deine größte Angst bei einem öffentlichen Auftritt? Ist es die Angst vor den erwartungsvollen Blicken? Fürchtest Du Dich vor dem berüchtigten Blackout? Wenn Du die Ursache der Angst kennst, ist es einfacher das Lampenfieber zu bekämpfen.

Male Dir das für Dich schlimmste Szenario aus. Nun überlege Dir, wie Du die Situation retten kannst: Baue einen charmanten Witz ein, der von der Blamage ablenkt, oder leite galant zum nächsten Thema weiter? Halte Dir auch immer vor Augen, dass selbst im Ernstfall nichts so schlimm sein kann, dass es das Weiterleben unmöglich macht. Selbst die Besten der Besten sind schon einmal gescheitert – und sie sind immer noch erfolgreich. Niemand hackt Dir den Kopf ab!

Mehr zum Thema Selbstreflexion.

Tipp 5: Akupunktur-Punkte drücken

Mit der sogenannten Handflächen-Therapie hast Du ein wirkungsvolles Mittel gegen Ängste, Phobien und Lampenfieber. Übelkeit, Herzrasen und andere Anzeichen bei Angst, lassen sich mit der Behandlung lindern oder manchmal sogar ganz eliminieren. Eine „Therapiesitzung“ dauert etwa 15 Minuten. In dieser Zeit werden bestimmte Punkte an der Hand gedrückt, die mit bestimmten Bereichen des Gehirns in Verbindung stehen. Emotionale Belastungen können dadurch desensibilisiert werden. Es finden sich verschiedene Bücher zu diesem Thema.

Du möchtest am Ende Deiner Darbietung begeisterte Bravo-Rufe aus dem Publikum hören? Dann wende die Bravo-Methode gegen Lampenfieber an!

Auch mit der sehr bekannten BRAVO-Methode lässt sich Lampenfieber reduzieren. Sie eignet sich vor allem kurz vor dem großen Auftritt und hilft dabei fokussiert und souverän zu bleiben.


B – Bewegung: Laufe hinter der Bühne 1-2 Minuten auf und ab.

R – Ruhe: Nach der Bewegungseinheit mache ein paar Atemübungen zur Entspannung.

A – Affirmation: “ Ich habe keine Angst“. „Ich schaffe das“. Sage Affirmationen auf.

V – Visualisierung: Schließe die Augen und stelle Dir den Beifall des Publikums vor.

O – Offensive: Jetzt bist Du bereit für Deinen Auftritt, den Du mit Bravour meistern wirst!



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