Ziele & Hypnoseprinzipien von Erickson

Welche Ziele verfolgte Milton H. Erickson mit seiner Hypnose und welche Hypnoseprinzipien wendete er an?

Ziele von Erickson

  1. Auf den Klienten eingehen: der Therapeut sollte sich auf das gleiche Niveau des Denkens und Handelns wie sein Klient begeben, also z.B. einem Angler etwas anhand von Fischen erklären. So entsteht eine möglichst starke und vertrauensvolle Bindung ( Rapport) zwischen den beiden Parteien. Der Therapeut ist nach Erickson für das Gelingen der Veränderung verantwortlich - misslingt eine Therapie, ist es die Schuld des Therapeuten.
  2. Das Patientensystem übernehmen: der Therapeut sollte das Vorstellungs- und Wertesystem seines Klienten verinnerlichen. Dadurch ist er in der Lage, den Klienten zu verunsichern und seine Einstellungen in Frage zu stellen. Das ist eine nötige Voraussetzung für die Modifikation von Verhaltensweisen, da der Therapeut die genauen Beweggründe des Patienten verstehen muss. Der Patient selbst muss außerdem den bestehenden Veränderungsbedarf erkennen.
  3. Utilisation (Nutzbarmachung): Hierbei macht sich der Therapeut alle klientenspezifischen Persönlichkeitseigenschaften, Fähigkeiten, Lebenserfahrungen und Erinnerungen des Patienten zu Nutze. Auch Wertesysteme und sogar Widerstände werden genutzt und die Gesamtsituation wird so strukturiert, dass die Veränderungen mit den Wünschen und Intentionen des Klienten übereinstimmen.
  4. Schutz: Laut Erickson ist es sehr wichtig, den Klienten jederzeit zu schützen und ihm während der Therapie Sicherheit zu gewährleisten.

Hypnoseprinzipien von Erickson

  1. Utilisation: der Klient soll durch die hypnotischen Suggestionen zu nichts gezwungen werden, sondern die natürlichen geistigen Mechanismen, die schon latent vorhanden sind, sollen aktiviert oder geändert werden. Man lässt dem Klienten also genug Freiraum, damit eine positive "Ja-Haltung" in ihm ausgelöst wird und gleichzeitig Widerstände vermieden bzw. für die Therapie genutzt werden. Durch die Utilisation kann außerdem eine vertrauensvolle therapeutische Beziehung (Rapport) hergestellt werden. Man nutzt aber nicht nur individuelle Eigenschaften und Stärken des Klienten, sondern kann sogar äußere Störfaktoren wie z.B. das Klingeln eines Telefons in den therapeutischen Prozess einbinden.
  2. Indirekte Suggestionen: sie verhindern die Entstehung von Widerständen dadurch, dass der Therapeut seine Instruktionen nicht im Stil einer Anweisung gibt, die auf Ablehnung stoßen könnte. Stattdessen wird so formuliert, dass der Klient sich anerkannt fühlt und seine Ja-Haltung beibehält, sodass es ihm leichter fällt, neue Reaktionsmöglichkeiten zu erlernen. Anstatt zu sagen "Schließen Sie die Augen", sagt der Hypnotiseur z.B. "Gestatten Sie Ihren Augen sich zu schließen, wenn Sie dazu bereit sind" .
  3. Folgen und Führen (Pacing & Leading): Folgen: zunächst muss der Therapeut beim Patienten eine Ja-Haltung aufbauen. Das erreicht er auf nonverbale Weise, indem er das Verhalten des Patienten unauffällig kopiert (Sitzhaltung). Eine andere Variante besteht darin, die Aufmerksamkeit verbal auf bestimmte Empfindungen/Sinneseindrücke zu lenken, die wirklich vorliegen und nicht geleugnet werden können. Der Hypnotiseur nutzt also situative Gegebenheiten, Verhaltensweisen und emotionale Wahrnehmungen des Klienten und sagt Dinge wie "Sie hören meine Stimme; Sie spüren die Lehne des Stuhls in Ihrem Rücken etc.". Im Verlauf der Sitzung wechselt der Hypnotiseur dann die Rollen und übernimmt die Führung, wobei er z.B. Erfahrungen anspricht, die durch die Suggestionen ausgelöst werden sollen ("Sie erleben, wie sich die Entspannung immer weiter vertieft und sich Ruhe in Ihnen ausbreitet"). Dabei achtet er darauf, dass der Patient ihm bei der Intervention folgt. Zu Beginn passt der Therapeut seine Atmung an die des Patienten an. Sobald der Patient anfängt sich zu entspannen, verlangsamt der Therapeut ebenfalls sein Atemtempo, was wiederum den Patienten dazu bewegt, noch langsamer zu atmen und sich immer mehr zu entspannen.
  4. Metaphern: Erickson lenkte seine Patienten oft durch Geschichten, Wortspiele oder Anekdoten ab, damit sie unbewusst nach Bedeutungen suchten und ihre Ressourcen aktivierten. Die Analogie zwischen der Metapher, die eine Lösung des Problems behandelt und dem realen Problem sollte dem Klienten jedoch nicht bewusst werden. Der Patient sollte vielmehr selbst seine Schlüsse aus der Geschichte ziehen, wodurch Widerstände gegen Veränderungen vermieden werden können

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