Einfach „Als ob“ (As if)
Definition & Bedeutung:
Die „Als-ob“-Technik beschreibt im NLP die Fähigkeit, so zu denken, zu fühlen oder sich zu verhalten, als wäre eine angestrebte Situation bereits Realität – obwohl sie es eigentlich (noch) nicht ist. Diese Methode ermöglicht es, eingefahrene Denkmuster zu durchbrechen, neue Perspektiven einzunehmen und kreative Lösungen zu entwickeln. Sie wird oft eingesetzt, um festgefahrene Situationen zu lockern, und hilft dabei, mentale Blockaden zu überwinden.
Durch das bewusste „tun als ob“ entsteht eine innere Haltung, die immer wieder neue Handlungsoptionen aufzeigt. Die Technik ermöglicht es so, bereits im Denken positive Veränderungen anzustoßen – selbst in herausfordernden Lebenslagen.

Ursprung und theoretischer Hintergrund von Als ob (As if) im NLP
Das „Als-ob“-Prinzip geht auf den Philosophen Hans Vaihinger (1852–1933) zurück, der in seinem Werk Die Philosophie des „Als-ob“ (1911) beschrieb, wie Menschen mit fiktiven Annahmen denken, um komplexe Situationen gedanklich zu vereinfachen und handlungsfähig zu bleiben.
Dieses Konzept der mentalen Simulation wurde später von Richard Bandler und John Grinder weiterentwickelt und findet heute Anwendung im Coaching und in der Therapie. Die Grundidee: Veränderung beginnt im Denken – erst durch innere Vorstellungskraft entsteht eine neue Realität im Verhalten.
„Als ob" (As if) Beispiele praktich und einfach anwenden
- Im Coaching: Ein Klient mit beruflichen Selbstzweifeln wird gefragt: „Wie würdest du dich verhalten, wenn du bereits erfolgreich in deiner Position wärst?“ Durch dieses Denken „als ob“ entstehen neue Handlungsimpulse und Vertrauen.
- In der Therapie: Ein Klient mit sozialer Angst stellt sich vor: „Wie würde ich mich fühlen und handeln, wenn ich mich in Gesellschaft völlig sicher fühlte?“
- Im Alltag: Vor einer schwierigen Entscheidung fragt sich jemand: „Was würde ich tun, wenn ich keinerlei Angst vor dem Scheitern hätte?“
Einsatzbereiche
- Coaching: Aufbau von Selbstvertrauen und Entwicklung kreativer Lösungsstrategien
- Therapie: Gedankliche Experimente zur Überwindung von Blockaden
- Persönlichkeitsentwicklung: Erprobung neuer Denk- und Verhaltensmuster
- Führungstraining: Simulation von Entscheidungen in komplexen Situationen
- Konfliktlösung: Perspektivwechsel zur Auflösung starrer Positionen
Methoden und Übungen
- „Als ob“-Fragen:
- Definiere ein Ziel oder eine Herausforderung.
- Frage: „Wie würdest du handeln, wenn du dein Ziel bereits erreicht hättest?“
- Visualisiere die „als ob“ Situation in deiner Vorstellung möglichst konkret vor und formuliere deine Gedanken dazu klar und lebendig.
- Rollenspiele:
- Simuliere in einem geschützten Rahmen das gewünschte Verhalten oder Ergebnis.
- Reflektiere anschließend deine Erfahrungen und Erkenntnisse.
- Perspektivwechsel „als ob“:
- Frage dich: „Was würde [Name eines Vorbilds oder Mentors] in dieser Situation tun?“
- Adoptiere diese Perspektive testweise im Denken oder Handeln.
Synonyme oder verwandte Begriffe
- Simulation
- Perspektivwechsel
- Kreative Visualisierung
Abgrenzung: Das „Als-ob"-Denken ist kein Wunschdenken, sondern ein aktives Instrument zur Simulation und Erprobung neuer Strategien. Es unterscheidet sich von reiner Visualisierung dadurch, dass es konkrete Handlungen einschließt.
Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen
- Individuell: Stärkung von mentaler Flexibilität, Perspektivvielfalt und kreativer Problemlösungskompetenz
- Praktisch: Entwicklung neuer Lösungswege und Abbau mentaler Blockaden durch gezieltes gedankliches Probehandeln
Wissenschaftliche Grundlage:
Forschung zeigt: Mentale Simulation und das bewusste „Tun als ob“ – also Denken und Handeln im Konjunktiv – fördern Selbstvertrauen, eröffnen neue Handlungsoptionen und verbessern die Entscheidungsfähigkeit. Statt zu warten, bis Veränderung von außen geschieht, wird innerlich schon so gehandelt, „als ob" das gewünschte Ziel erreicht sei.
Diese Methode nutzt das sprachliche Wort „als ob“ als kraftvolles Werkzeug: Was zunächst nur so klingt oder so aussieht, als sei es Wirklichkeit, wird oft durch dieses gedankliche Probehandeln zur echten Veränderung. Wer innerlich bereits weiß, wie Erfolg sich anfühlt, beginnt, sich entsprechend zu verhalten – ein Prinzip, das in Psychologie, Coaching und Persönlichkeitsentwicklung breite Anwendung findet.
Kritik oder Einschränkungen
- Realitätsferne: Die Technik kann unrealistische Erwartungen erzeugen, wenn sie nicht durch konkretes Handeln ergänzt wird.
- Grenzen der Anwendbarkeit: Bei tiefsitzenden psychischen Problemen ist begleitende therapeutische Unterstützung erforderlich.
Literatur- und Quellenhinweise
- Vaihinger, H. (1911). Die Philosophie des Als Ob. Felix Meiner Verlag, Hamburg.
- Bandler, R., & Grinder, J. (1981). Reframing: Neuro-Linguistic Programming and the Transformation of Meaning. Real People Press.
- Oettingen, G., & Mayer, D. (2002). The motivating function of thinking about the future: Expectations versus fantasies. Journal of Personality and Social Psychology, 83(5), 1198–1212. DOI-Link
Metapher oder Analogie
Stell dir vor, du probierst in einem Geschäft ein Kleidungsstück an. Du betrachtest dich im Spiegel, bewegst dich und überlegst, wie du dich darin fühlst. Obwohl du das Stück (noch) nicht gekauft hast, kannst du dir vorstellen, wie es sich anfühlt, es im Alltag zu tragen – selbst wenn du dich dabei noch etwas unsicher fühlst. Manchmal genügt schon diese Vorstellung, um irgendwie eine innere Klarheit oder Entscheidung zu treffen.
Genauso funktioniert das „Als-ob"-Denken: Du handelst so, als wäre etwas bereits Realität – aus dem Glauben heraus, dass Veränderung möglich ist. Du testest gedanklich eine neue Haltung oder Identität – richtig oder falsch spielt dabei zunächst keine Rolle. Entscheidend ist, was als Folge dieser inneren Probe entsteht.