Denken
Definition:
Im NLP wird "Denken" nicht als eigenständiger, isolierter Begriff betrachtet, sondern in die spezifischen Repräsentationssysteme (visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch, gustatorisch) und deren Untereigenschaften (Submodalitäten) aufgeschlüsselt. Denken wird verstanden als Prozess, bei dem Informationen in einer oder mehreren dieser Sinnesmodalitäten verarbeitet werden.
Beispiele:
- Visuelles Denken: Bilder, Farben oder räumliche Vorstellungen im Kopf.
- Auditives Denken: Innere Dialoge, Klänge oder Melodien.
- Kinästhetisches Denken: Körpergefühle oder emotionale Zustände.
Im NLP wird davon ausgegangen, dass Denken eng mit der Art und Weise zusammenhängt, wie Menschen ihre Realität repräsentieren und mit ihr interagieren.
Ursprung und Theoretischer Hintergrund
Die Konzeptualisierung des Denkens im NLP basiert auf der Idee, dass alle kognitiven Prozesse durch Repräsentationen in den Sinnesmodalitäten ablaufen. Diese Annahme geht auf die frühen Arbeiten von Richard Bandler und John Grinder zurück, die sich von der Linguistik, der Gestaltpsychologie und der kognitiven Psychologie inspirieren ließen. Denken im NLP ist stark mit der Wahrnehmung und Verarbeitung von Erfahrungen verbunden und wird daher häufig in Zusammenhang mit den Repräsentationssystemen und deren Submodalitäten analysiert.
Anwendungsbeispiele
- Coaching: Ein Klient, der sich schwer tut, Entscheidungen zu treffen, wird gefragt, wie er darüber nachdenkt (z.B. ob er innere Bilder sieht, einen inneren Dialog führt oder ein bestimmtes Gefühl wahrnimmt). Der Coach nutzt diese Informationen, um den Entscheidungsprozess zu unterstützen.
- Therapie: Ein Therapeut arbeitet mit einem Klienten daran, belastende Gedankenmuster zu verändern, indem er die Submodalitäten dieser Gedanken (z.B. lauter innerer Kritiker) anpasst.
- Lernstrategien: Menschen mit einer visuellen Denkweise lernen effektiver, wenn sie Informationen in Diagrammen oder Bildern präsentieren, während auditive Denker von gesprochenen Erklärungen profitieren.
Einsatzbereiche
- Coaching: Analyse und Optimierung von Denkprozessen zur Zielerreichung.
- Therapie: Veränderung von Gedankenmustern zur Bewältigung von Ängsten oder emotionalen Blockaden.
- Bildung: Entwicklung personalisierter Lernmethoden basierend auf dem bevorzugten Repräsentationssystem.
- Kommunikationstraining: Anpassung von Sprache und Ausdrucksweise an die Denk- und Wahrnehmungsweise des Gegenübers.
Methoden und Übungen
Übung: Denkprozesse erkennen und anpassen
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Identifiziere das Repräsentationssystem:
Denke an ein Problem oder Ziel. Frage Dich: „Wie nehme ich das wahr?“
Antwortmöglichkeiten: Siehst Du Bilder? Hörst Du innere Stimmen? Spürst Du etwas?
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Submodalitäten untersuchen:
Wenn Du Bilder siehst: Sind sie groß oder klein? Nah oder fern?
Wenn Du einen inneren Dialog hörst: Ist er laut oder leise? Freundlich oder kritisch?
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Veränderung vornehmen:
Verändere die Submodalitäten: Verkleinere ein Bild, mache eine kritische Stimme leiser oder verstärke ein positives Gefühl.
Variation:
Nutze Visualisierungen oder Affirmationen, um die bevorzugte Denkweise zu stärken oder alternative Perspektiven zu entwickeln.
Synonyme und verwandte Begriffe
Synonyme
- Kognitive Prozesse
- Mentale Repräsentationen
- Wahrnehmungsverarbeitung
Verwandte Begriffe:
- Repräsentationssysteme: Die Grundlage des Denkens im NLP.
- Submodalitäten: Die spezifischen Eigenschaften der Sinnesmodalitäten, die das Denken beeinflussen.
- Innerer Dialog: Eine häufig genutzte Form des auditiven Denkens.
Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen
Praktischer Nutzen:
- Förderung von Klarheit und Struktur in Denkprozessen.
- Anpassung von Lern- und Problemlösungsstrategien an individuelle Denkweisen.
- Unterstützung bei der Überwindung belastender oder einschränkender Gedankenmuster.
Wissenschaftlicher Nutzen:
Das NLP-Modell des Denkens ist mit Theorien aus der kognitiven Psychologie und Neurowissenschaft verknüpft, insbesondere der Theorie der mentalen Repräsentationen. Wissenschaftlich wird die NLP-Perspektive jedoch oft als zu vereinfacht kritisiert, während ihre praktischen Anwendungen in Coaching und Therapie weithin geschätzt werden.
Kritik oder Einschränkungen
- Kritik: Das Modell des Denkens im NLP wird häufig dafür kritisiert, dass es die Komplexität des menschlichen Denkens vereinfacht und teilweise auf subjektiven Annahmen basiert.
- Einschränkungen: NLP berücksichtigt weniger Aspekte wie emotionale, soziale und unbewusste Einflüsse auf Denkprozesse, die in der modernen Psychologie stärker betont werden.
Literatur- und Quellenhinweise
- Bandler, R., & Grinder, J. (1979). Frogs into Princes: Neuro Linguistic Programming. Real People Press.
- Dilts, R. (1998). Applications of Neuro-Linguistic Programming in Learning and Development. Meta Publications.
- Baddeley, A. (1992). Working memory. Science, 255(5044), 556–559.
Metapher oder Analogie
Denken ist wie das Malen eines Bildes: Die Farben sind Deine Sinneswahrnehmungen, die Details Deine Submodalitäten, und das gesamte Bild ist Deine Realität – die Du immer wieder neu gestalten kannst.