Erste Position / Ich-Position / Selbstperspektive (First Position)

Definition:

Die erste Position im NLP bezeichnet die Perspektive, in der eine Person ein Erlebnis aus der eigenen Sicht wahrnimmt – mit ihren eigenen Gedanken, Gefühlen, Wahrnehmungen und Körperempfindungen. Es ist die Position des „Ich“, aus der man subjektiv erfährt, wie sich eine Situation anfühlt und was man selbst will, denkt oder braucht.

Im Rahmen der NLP-Technik der Wahrnehmungspositionen ist die erste Position der Ausgangspunkt für Selbstbewusstsein, Kongruenz und Authentizität. Sie steht im Gegensatz zur zweiten Position (Einfühlung in andere) und dritten Position (beobachtende Distanz).

Abgrenzung:

Während es in der ersten Position um das Erleben aus der Innenperspektive geht, ermöglichen die anderen Positionen empathisches Verständnis (zweite) oder objektive Analyse (dritte). Ein NLP-Coach arbeitet gezielt mit dem Wechsel zwischen diesen Positionen, um Perspektivflexibilität zu fördern.

Ursprung und Theoretischer Hintergrund

Das Konzept der Wahrnehmungspositionen wurde im NLP von Robert Dilts und anderen Mitbegründern in den 1980er Jahren entwickelt. Es basiert auf der Annahme, dass Kommunikation und Verhalten durch die eingenommene Perspektive stark beeinflusst werden. Der Wechsel zwischen diesen Positionen erhöht die Wahlfreiheit im Denken und Handeln.

Die erste Position ist dabei der Default-Modus vieler Menschen – gleichzeitig aber auch eine Basis für Selbstabgrenzung und klare Kommunikation. In der systemischen Arbeit ähnelt sie der phänomenologischen Haltung: sich selbst als Teil des Systems wahrnehmen.

Anwendungsbeispiele

  • Coaching-Sitzung: Ein Klient beschreibt ein Konflikterlebnis aus der ersten Position und erkennt seine eigenen Gefühle und Wünsche klarer.
  • Kommunikationstraining: Teilnehmende lernen, bewusst zwischen erster und zweiter Position zu wechseln – um sowohl eigene Bedürfnisse zu vertreten als auch andere zu verstehen.
  • Selbstreflexion: Bei inneren Konflikten hilft die erste Position, die eigenen Standpunkte klar zu fühlen und auszudrücken.
  • Therapie: Klienten werden darin unterstützt, ihre eigene Innenwelt wahrzunehmen, um emotionale Klarheit zu gewinnen.

Einsatzbereiche

  • Therapie: Förderung von Selbstwahrnehmung und Authentizität.
  • Coaching: Klärung von Zielen und innerer Kongruenz.
  • Führungskräfteentwicklung: Entwicklung von Standpunktklarheit und Durchsetzungskraft.
  • Kommunikationstraining: Bewusstes Einnehmen und Verlassen der Ich-Perspektive zur Verbesserung der Dialogfähigkeit.
  • Konfliktlösung: Ermöglicht eine klare Artikulation der eigenen Interessen, bevor weitere Perspektiven betrachtet werden.

Methoden und Übungen

  1. Übung: Die drei Wahrnehmungspositionen

    Stelle drei Bodenanker (z. B. Blätter mit 1., 2., 3.) im Raum auf.

    Betrete die erste Position und erinnere dich an eine konkrete Situation. Nimm wahr:

    • Was sehe ich?
    • Was höre ich?
    • Was fühle ich?
  2. Beschreibe laut, wie es Dir geht.

  3. Verlasse anschließend diese Position, um aus anderen Perspektiven zu reflektieren.

  4. Weitere Übungen:
    • Tagebuch in der Ich-Perspektive schreiben: Fokussiert auf „Ich erlebe“, „Ich fühle“, „Ich denke“.
    • Rollenspiel: Zuerst nur in der ersten Position sprechen, dann gezielt Perspektivwechsel vornehmen.

Synonyme:

  • Ich-Position
  • Subjektive Perspektive
  • Innenperspektive

Verwandte Begriffe:

  • Zweite Position: (Empathische Perspektive)
  • Dritte Position: (Meta-Position)
  • Dissoziation: (Verlassen der ersten Position)
  • Assoziation: (Vollständiges Eintauchen in die erste Position)

Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen

  • Erhöhte Selbstwahrnehmung und Klarheit über eigene Gefühle und Bedürfnisse.
  • Bessere Abgrenzung und Selbstbehauptung in sozialen Situationen.
  • Grundlage für innere Kongruenz bei Entscheidungen und Handlungen.
  • Stärkung der emotionalen Intelligenz.

In der Praxis zeigt sich: Menschen, die flexibel zwischen den Positionen wechseln können, sind sozial kompetenter und innerlich stabiler. Die erste Position bildet dabei das Fundament.

Kritik oder Einschränkungen

  • Übermäßige Fixierung auf die erste Position kann zu Egozentrik, mangelnder Empathie oder Konflikten führen.
  • Im NLP wird daher Wert auf die Perspektivflexibilität gelegt – also die Fähigkeit, zwischen Positionen zu wechseln, statt in einer stecken zu bleiben.
  • Kritiker merken an, dass die Theorie der Wahrnehmungspositionen bisher nur begrenzt empirisch untersucht ist.

Literatur- und Quellenhinweise

  • Dilts, R. (1990). Changing Belief Systems with NLP. Meta Publications, Capitola.
  • Hall, L. M., & Bodenhamer, B. G. (1999). The User's Manual for the Brain. Crown House Publishing, Camerthen.
  • Bandler, R., & Grinder, J. (1979). Frogs into Princes: Neuro Linguistic Programming. Real People Press.
  • Andreas, S., & Andreas, C. (1989). Heart of the Mind: Engaging Your Inner Power to Change. Real People Press.
  • Lammers, C. H. (2007). NLP – Einführung in das Neurolinguistische Programmieren. Springer Medizin Verlag, Heidelberg.

Metapher oder Analogie

Die Kamera im Kopf

Stell Dir vor, Du trägst eine Kamera in Deinen Augen. In der ersten Position filmst Du aus der Ego-Perspektive – Du siehst nur das, was vor Dir liegt, hörst durch Deine Ohren, fühlst in Deinem Körper. Alles wird durch Deinen Filter aufgenommen.

Die Ich-Brille

In der ersten Position setzt du Deine eigene „Ich-Brille“ auf. Du siehst die Welt durch Deine individuellen Erfahrungen, Werte und Emotionen – Du bist im Film, nicht im Publikum.