Absicht / gute Absicht / positive Intention setzen im NLP

Definition & Bedeutung:

Im Neurolinguistischen Programmieren (NLP) basiert das Konzept der guten Absicht auf der Grundannahme, dass jedes Verhalten, selbst destruktives oder unerwünschtes, eine positive Funktion oder Intention für die Person hat. Diese Absicht liegt oft im Unbewussten und dient dazu, einen positiven Zweck zu erfüllen, auch wenn die äußere Handlung oder Strategie unvorteilhaft erscheint. Dieses Konzept wird häufig im Rahmen des Teile-Modells oder bei der Arbeit mit inneren Konflikten verwendet.

Intention und Theoretischer Hintergrund der positiven Absicht

Das Konzept der positiven Absicht wurde im NLP von Richard Bandler und John Grinder entwickelt, inspiriert durch Milton Ericksons hypnotherapeutische Ansätze und Virginia Satirs systemische Familientherapie. Es basiert auf der systemischen Idee, dass jedes Verhalten einen Zweck erfüllt und daher wertfrei betrachtet werden sollte, bevor es verändert wird.
Diese Annahme dient im NLP als Arbeitshypothese, um eine wohlwollende Haltung gegenüber sich selbst und anderen zu fördern und Veränderungsprozesse zu erleichtern.

Anwendungsbeispiele

Im Coaching: Ein Klient hat Probleme, "Nein" zu sagen, und fühlt sich dadurch oft ausgenutzt.
Hinterfragung der guten Absicht: "Was könnte das Positive daran sein, dass du Schwierigkeiten hast, Nein zu sagen?"
Mögliche Antwort: "Ich möchte nicht, dass andere enttäuscht sind oder sich schlecht fühlen."

In der Therapie: Ein Klient greift zu schädlichem Verhalten wie Rauchen, um mit Stress umzugehen.
Hypothese zur guten Absicht: Das Rauchen erfüllt die Funktion, kurzfristig Entspannung zu schaffen.
Ziel: Eine neue, gesündere Strategie entwickeln, die dieselbe positive Intention erfüllt.

Im Führungskräftetraining: Ein Mitarbeiter scheint ständig Aufgaben zu hinterfragen und Kritik zu äußern.
Annahme der positiven Absicht: Die Person möchte sicherstellen, dass das Team effektiv arbeitet.
Ansatz: Den Kritikstil in konstruktives Feedback umwandeln.

Einsatzbereiche

  • Therapie: Aufdeckung der positiven Absicht hinter destruktiven Verhaltensmustern.
  • Coaching: Lösung von inneren Konflikten durch Integration widersprüchlicher "Teile".
  • Kommunikationstraining: Förderung von Empathie und Verständnis in Konflikten.
  • Führungskräftetraining: Verbesserung der Teamdynamik durch das Verstehen von Motivationen.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Stärkung des Selbstbewusstseins durch Akzeptanz und Umgestaltung eigener Verhaltensmuster.

Methoden und Übungen

  • Teile-Arbeit (Parts Integration):
    Identifiziere widersprüchliche Teile, z.B. ein Teil, das Veränderung will, und ein Teil, das am Alten festhält.
    Frage jeden Teil nach seiner positiven Absicht: "Was möchtest du Gutes bewirken?"
    Ziel: Die Teile zu einem gemeinsamen Ziel integrieren.
  • Reframing der Intention:
    Betrachte ein unerwünschtes Verhalten aus der Perspektive der positiven Absicht.
    Finde alternative Verhaltensweisen, die dieselbe Absicht erfüllen können, z.B. statt Rauchen eine Achtsamkeitsübung für Stressabbau.
  • Six-Step Reframing:
    Identifiziere das Verhalten und die zugrunde liegende Absicht.
    Entwickle neue Strategien, die die Intention bewahren, aber das unerwünschte Verhalten ersetzen.

Synonyme oder verwandte Begriffe

  • Positive Intention
  • Wohlwollende Absicht
  • Funktion hinter dem Verhalten

Abgrenzung:

Das Konzept der positiven Absicht darf nicht mit einer Rechtfertigung für schädliches Verhalten verwechselt werden. Es geht darum, die Intention zu erkennen, nicht das Verhalten an sich zu akzeptieren.

Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen der guten Absicht

  • Individuell: Erhöhung des Selbstverständnisses und Förderung einer mitfühlenden Haltung gegenüber eigenen Schwächen.
  • Praktisch: Hilft, Konflikte und Verhaltensmuster effektiver zu lösen, indem die zugrunde liegenden Motive respektiert werden.

Studien zu systemischem Denken und positiver Psychologie zeigen, dass eine wohlwollende Betrachtung von Verhalten die Veränderungsbereitschaft und Problemlösungsfähigkeit erhöht.

Kritik oder Einschränkungen

  • Missverständnisse:
    Das Konzept kann missverstanden werden, als ob schädliches Verhalten entschuldigt wird. Es erfordert, dass der Unterschied zwischen Absicht und Verhalten klar kommuniziert wird.
  • Fehlende empirische Belege:
    Das Konzept ist vor allem praxisorientiert und basiert auf therapeutischen Erfahrungen, aber weniger auf umfassender wissenschaftlicher Forschung.

Literatur- und Quellenhinweise

  • Bandler, R., & Grinder, J. (1979). Frogs into Princes: Neuro Linguistic Programming. Real People Press.
  • Satir, V. (1972). Peoplemaking. Science and Behavior Books, Palo Alto.
  • Dilts, R. (1998). Modeling with NLP. Meta Publications, Novato.

Metapher oder Analogie

Stell Dir vor, ein Auto fährt auf einer holprigen Straße, weil der Fahrer glaubt, dass dies der schnellste Weg ist, ans Ziel zu kommen. Die holprige Straße (das Verhalten) mag unangenehm sein, aber die Absicht des Fahrers ist positiv: Er möchte so schnell wie möglich ankommen. Im NLP wird der Fokus darauf gelegt, den Fahrer auf eine bessere Straße umzulenken, ohne die gute Absicht zu kritisieren.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zur positiven Absicht im NLP

1. Bedeutet eine „positive Absicht“ im NLP, dass jedes Verhalten gut ist?

Nein. Im NLP wird nicht das Verhalten, sondern die dahinterliegende Motivation als positiv betrachtet.

Das bedeutet: Selbst wenn ein Verhalten destruktiv oder ungesund ist, verfolgt es oft ein schützendes Ziel – z. B. Sicherheit, Kontrolle oder Zugehörigkeit. NLP unterscheidet klar zwischen der Absicht (positiv) und der Strategie (eventuell schädlich). Diese Haltung ermöglicht es, Veränderung ohne Selbstverurteilung zu gestalten.

2. Wie kann ich die positive Absicht hinter einem Verhalten erkennen?

Frage dich: „Was will ich mit diesem Verhalten Gutes bewirken?“

Diese einfache Reflexionsfrage öffnet den Blick für unbewusste Bedürfnisse oder Werte hinter einem Verhalten. So kann zum Beispiel Aufschieben den positiven Zweck haben, Druck zu vermeiden oder Energie zu sparen. Indem du die Absicht erkennst, kannst du gesündere Wege finden, dieses Bedürfnis zu erfüllen.

3. Was passiert, wenn ich die gute Absicht gefunden habe?

Wenn du die positive Intention erkannt hast, kannst du neue Strategien entwickeln, die dasselbe Ziel erfüllen.

Das ist der Kern von NLP-Methoden wie dem Six-Step Reframing. Sobald die gute Absicht eines Verhaltens bewusst ist, kann sie durch eine gesündere Handlung ausgedrückt werden – etwa statt Rauchen bewusst atmen oder Entspannungstechniken nutzen. Der positive Zweck bleibt, nur der Weg ändert sich.

4. Ist das Konzept der positiven Absicht wissenschaftlich belegt?

Das Konzept stammt aus der Praxis des NLP und der systemischen Arbeit, weniger aus empirischer Forschung.

Es basiert auf therapeutischen Erfahrungen von Bandler, Grinder, Satir und Erickson. Wissenschaftlich lässt sich die Haltung der „wohlwollenden Intention“ gut mit der positiven Psychologie und dem systemischen Denken verbinden, die ähnliche Mechanismen betonen – wie Empathie, Selbstakzeptanz und ressourcenorientierte Veränderung.

5. Kann man das Prinzip auch im Alltag anwenden?

Ja, absolut. Das Prinzip hilft, Verhalten wohlwollend zu betrachten und Konflikte gelassener zu lösen.

Wer im Alltag annimmt, dass hinter jedem Verhalten eine gute Absicht steckt, reagiert verständnisvoller und lösungsorientierter. Statt zu verurteilen, fragt man: „Was will die Person (oder ich) damit erreichen?“ – das fördert Empathie, Selbstreflexion und konstruktive Kommunikation.

6. Wie unterscheidet sich die positive Absicht von einer Entschuldigung?

Eine positive Absicht erklärt Verhalten, sie rechtfertigt es nicht.

Im NLP geht es nicht darum, destruktives Verhalten zu entschuldigen, sondern den positiven Kern dahinter zu verstehen. Diese Unterscheidung ist entscheidend: Verständnis ermöglicht Veränderung – Rechtfertigung verhindert sie. Die Methode fördert also Verantwortung statt Ausreden.

7. Welche Rolle spielt die positive Absicht in der Persönlichkeitsentwicklung?

Sie unterstützt Selbstakzeptanz und fördert die Integration innerer Anteile.

Durch das Erkennen positiver Intentionen in verschiedenen inneren „Teilen“ entsteht ein harmonischeres Selbstbild. Anstatt innere Konflikte zu bekämpfen, lernst du, sie zu verstehen und zu nutzen. Das stärkt Selbstvertrauen, emotionale Intelligenz und persönliche Balance.