Metapher

Definition

Im NLP ist die Metapher ein zentrales sprachliches und gedankliches Werkzeug, das genutzt wird, um Erfahrungen, Zustände oder Erkenntnisse durch bildhafte Vergleiche darzustellen und zu kommunizieren. Metaphern dienen der Übertragung von Bedeutung von einem vertrauten Bereich (Quellbereich) auf einen unbekannten oder schwer fassbaren Bereich (Zielbereich). Sie ermöglichen eine indirekte Einflussnahme auf das Denken und Fühlen eines Menschen und aktivieren innere Ressourcen, ohne direkten Widerstand zu provozieren.

Metaphern sind dabei mehr als sprachliche Bilder: Sie repräsentieren tieferliegende kognitive Strukturen und können Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster nachhaltig beeinflussen. In der NLP-Praxis werden sie sowohl spontan als auch strategisch eingesetzt – in Geschichten, Märchen, Analogien, Symbolen oder Handlungen.

Ursprung und Theoretischer Hintergrund

  • Der Begriff der Metapher reicht zurück bis zur Rhetorik der Antike (Aristoteles).
  • Milton Erickson nutzte Metaphern zur indirekten Suggestion und Aktivierung unbewusster Ressourcen.
  • Bandler und Grinder griffen Ericksons Stil im NLP auf (Milton-Modell) und erweiterten ihn durch systematische Modelle.
  • David Gordon vertrat die Ansicht, dass Sprache per se metaphorisch ist.
  • Lakoff & Johnson (1980) postulierten: Denken ist grundlegend metaphorisch strukturiert.

Diese Perspektiven prägen den NLP-Einsatz von Metaphern als Repräsentationen innerer Wirklichkeit, Werkzeuge des Wandels und Zugänge zu tieferliegenden Bedeutungsstrukturen.

Anwendungsbeispiele

  • Therapie: Ein Klient fühlt sich „wie in einem Hamsterrad“. Das Bild dient zur Exploration von Kontrolle, Geschwindigkeit und Ausstiegsmöglichkeiten.
  • Coaching: Eine Führungskraft beschreibt sich als „Fels in der Brandung“. Der Coach reflektiert Stärken und Grenzen dieses Selbstbilds.
  • Persönlichkeitsentwicklung: „Ich bin wie ein Adler, der lernt, wieder zu fliegen“ kann Ressourcen aktivieren und neue Selbstbilder etablieren.
  • Gruppentraining: Eine Geschichte über einen Gärtner symbolisiert Lern- und Wachstumsprozesse.

Einsatzbereiche

  • Therapie (Erickson’sche Hypnotherapie, systemische Arbeit)
  • Coaching (Selbstbildarbeit, Zielarbeit, Ressourcenaktivierung)
  • Führungskräftetraining (Identität, Kommunikation, Kultur)
  • Konfliktlösung (Metaphern als Brücke zwischen Konfliktparteien)
  • Persönlichkeitsentwicklung (neue Metaphern für alte Selbstbilder)

Metaphern werden im NLP besonders im Storytelling, in der Tranceinduktion, beim Reframing und in der Belief-Arbeit genutzt.

Methoden und Übungen

  1. Isomorphe Metaphern: Geschichten mit ähnlicher Struktur zum Problem des Klienten.
  2. Metaphern-Reframing: Veränderung der Bedeutung einer Metapher (z.B. „Hamsterrad“ → „Fitnessgerät“).
  3. Symbolische Aufgaben: Handlungen mit metaphorischem Gehalt (z.B. Loslassen durch Wegwerfen eines Gegenstands).
  4. Therapeutic Storytelling: Geschichten, in denen der Klient sich wiederfindet und neue Erkenntnisse gewinnt.

Übung: Ein Problem wird als Metapher beschrieben („wie ein dunkler Wald“). Anschließend werden Details, Hindernisse und Lösungswege exploriert.

Synonyme oder verwandte Begriffe

  • Analogie
  • Bildsprache
  • Gleichnis
  • Symbolische Kommunikation
  • Parabel, Allegorie
  • Isomorphe Geschichte
  • Therapeutische Geschichte

Abgrenzung: Nicht jede Metapher ist eine Geschichte; nicht jede Geschichte ist eine Metapher.

Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen

  • Praktisch:
    • Indirekte Kommunikation (weniger Widerstand)
    • Aktivierung unbewusster Ressourcen
    • Förderung kreativen Denkens
    • Dissoziation von Problemen
    • Unterstützung von Veränderungsprozessen
  • Wissenschaftlich:
    • Lakoff & Johnson (1980): Denken ist metaphorisch strukturiert
    • Neurowissenschaft: Metaphern aktivieren emotionale Zentren
    • Narrative Therapie: Metaphorische Narrative wirken therapeutisch

Kritik oder Einschränkungen

  • Missverständnisse durch individuelle Interpretation
  • Kulturelle Unterschiede beeinflussen Verständnis
  • Suggestibilität: unachtsame Metaphern können Selbstbilder verstärken
  • Wissenschaftliche Messbarkeit eingeschränkt

Literatur- und Quellenhinweise

  • Lakoff, G., & Johnson, M. (1980). Metaphors we live by. University of Chicago Press.
  • Gordon, D. (1995). Therapeutic metaphors. Meta Publications.
  • O’Hanlon, W. H. (1995). Metaphern, die heilen. Junfermann.
  • Bandler, R., & Grinder, J. (1996). Patterns of the hypnotic techniques of Milton H. Erickson. Meta Publications.
  • Hammond, D. C. (1990). Handbook of hypnotic suggestions and metaphors. W. W. Norton & Company.
  • Cameron-Bandler, L. (1992). Metaphors in my pocket. Real People Press.
  • Zeig, J. K. (1988). A teaching seminar with Milton H. Erickson, M.D. Brunner/Mazel.

Metapher zur Metapher

Eine Metapher ist wie ein Zauberschlüssel – sie öffnet Türen, die man mit Argumenten nicht aufbekommt.