Modell (model)
Definition
Im NLP bezeichnet ein Modell eine strukturierte Abbildung oder Beschreibung eines Verhaltens, einer inneren Erfahrung oder eines Prozesses, mit dem Ziel, dieses Verhalten zu verstehen, zu reproduzieren und gegebenenfalls zu verändern oder weiterzugeben.
NLP unterscheidet dabei mindestens drei Hauptbedeutungen des Begriffs:
- Kognitive Repräsentationen der Welt (innere Modelle, Landkarten): Jeder Mensch konstruiert sich seine eigene subjektive Realität.
- Methodische Werkzeuge und Strukturen: NLP-Techniken selbst sind Modelle für Veränderung.
- Person als Modell (im Sinne des Modellierens): Eine real existierende Person, deren Verhalten erfolgreich ist und nachgeahmt werden soll.
Ein Modell im NLP erhebt keinen Anspruch auf Wahrheit, sondern auf Nützlichkeit. Es dient als Werkzeug zur Veränderung und Entwicklung.
Ursprung und Theoretischer Hintergrund
Der Modellbegriff im NLP wurde stark geprägt durch die Begründer Richard Bandler und John Grinder, insbesondere inspiriert durch:
- Milton H. Erickson (Hypnotherapie)
- Virginia Satir (Familientherapie)
- Fritz Perls (Gestalttherapie)
Diese Persönlichkeiten wurden von Bandler und Grinder modelliert, d.h. ihre sprachlichen und nonverbalen Strategien wurden analysiert und systematisiert.
Das NLP orientiert sich am Pragmatismus (Charles S. Peirce, William James, John Dewey). In dieser Tradition gilt ein Modell als nützlich, wenn es funktioniert, nicht, wenn es „wahr“ ist. Damit grenzt sich NLP von wissenschaftlichen Theorien ab, die Erklärungen anstreben.
Anwendungsbeispiele
- Eine NLP-Trainerin modelliert eine erfolgreiche Rednerin, um deren Überzeugungskraft und Charisma in ein Trainingsmodell zu überführen.
- Im Coaching wird die subjektive „Landkarte“ eines Klienten analysiert – welche inneren Modelle über sich selbst und die Welt benutzt er?
- Ein Therapeut verwendet das Modell der logischen Ebenen (nach Dilts), um eine Problemlösung systematisch auf mehreren Ebenen anzugehen.
Einsatzbereiche
- Therapie: hilfreiche Muster und Reaktionsweisen modellieren
- Coaching: neue Strategien entwickeln durch Übernahme erfolgreicher Modelle
- Persönlichkeitsentwicklung: bewusste Veränderung innerer Landkarten
- Training & Pädagogik: Strukturierung und Vermittlung komplexer Fähigkeiten
- Vertrieb & Führung: Nachahmung exzellenter Kommunikation oder Führungstechniken
Methoden und Übungen
- Modelling: systematische Analyse und Reproduktion des Verhaltens von Spitzenperformern.
- Repräsentationssysteme analysieren: Wie denkt, fühlt, handelt das Modell?
- Ankertechniken: Übernahme emotionaler Zustände eines Modells.
- Metaposition einnehmen: Verhalten des Modells aus distanzierter Beobachterrolle untersuchen.
Übung: Wähle eine Person, die eine Fähigkeit besonders gut beherrscht. Beobachte sie mehrfach, achte auf Körpersprache, Sprachmuster, Denkprozesse (falls zugänglich). Rekonstruiere in eigenen Worten ihr internes Modell.
Synonyme oder verwandte Begriffe
- Landkarte: betont die subjektive, selektive Wahrnehmung
- Strategie: Abfolge innerer und äußerer Prozesse
- Format: spezifische NLP-Technik als Veränderungsmodell
- Modelling: Prozess des Erstellens eines Modells
Abgrenzung: Ein Modell im NLP ist pragmatisch und funktional, keine „Theorie“. Es erklärt nicht kausal, sondern dient der Veränderung.
Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen
- Praktisch:
- Macht komplexes Verhalten erlernbar und reproduzierbar.
- Hilft, Erfahrungen zu ordnen und zugänglich zu machen.
- Betont Vielfalt möglicher Realitäten (jeder hat „seine“ Landkarte).
- Wissenschaftlich:
- NLP-Modelle sind nicht identisch mit wissenschaftlichen Theorien.
- Kritik: fehlende wissenschaftliche Fundierung vieler Modelle.
- Dennoch bewährt im Coaching, Training und angewandter Psychologie.
Kritik oder Einschränkungen
- Uneinheitliche Verwendung des Modellbegriffs (Landkarte, Technik, Person).
- Keine objektiven Kriterien für „gute“ Modelle – nur subjektive Nützlichkeit.
- Einige NLP-Modelle gelten als wissenschaftlich nicht überprüft.
- Gefahr beliebiger Konstruktionen ohne ethische Reflexion.
Literatur- und Quellenhinweise
- Bandler, R., & Grinder, J. (1975). The Structure of Magic I. Science and Behavior Books.
- Dilts, R., Grinder, J., Bandler, R., & DeLozier, J. (1980). Neuro-linguistic programming: Volume I. Meta Publications.
- Dilts, R. B. (1994). Know-how für Träumer. Junfermann.
- O’Connor, J., & Seymour, J. (1992). Neurolinguistisches Programmieren. Junfermann.
- Bateson, G. (1981). Ökologie des Geistes. Suhrkamp.
Metapher
Ein Modell ist wie eine Straßenkarte: Es zeigt Dir Wege und Abzweigungen – aber es ist nicht das Gelände selbst. Und manchmal brauchst Du mehrere Karten, um Dein Ziel wirklich zu erreichen.