Neurologie (von griech. „neuron“ = Nerv, „logos“ = Lehre)
Definition im NLP-Kontext
Neurologie bezeichnet im medizinischen Sinne die Wissenschaft vom Aufbau, der Funktion und den Erkrankungen des Nervensystems – insbesondere von Gehirn, Rückenmark und peripheren Nerven. Im NLP wird der Begriff Neurologie metaphorisch und funktional genutzt, um auf die neuronalen Grundlagen der Wahrnehmung, des Verhaltens und der inneren Repräsentation hinzuweisen. NLP geht davon aus, dass sämtliches Erleben durch das Nervensystem verarbeitet wird – insbesondere über Sinnesreize (visuell, auditiv, kinästhetisch usw.). Diese Verarbeitung beeinflusst Denken, Fühlen und Handeln und bildet somit die Basis für Veränderungsarbeit.
„Neurologisch“ steht im NLP oft allgemein für die körperlich-geistige Grundlage von Erlebensprozessen, ohne sich auf die streng medizinische Bedeutung zu beschränken.
Ursprung und Theoretischer Hintergrund
Der Begriff stammt ursprünglich aus der medizinischen Neurologie. In das NLP wurde er durch Richard Bandler und John Grinder integriert, um deutlich zu machen, dass jede menschliche Erfahrung eine neurophysiologische Grundlage hat. NLP nutzt den Begriff, um die Wechselwirkung zwischen Gehirn, Sprache und Verhalten zu betonen – insbesondere im Hinblick auf Wahrnehmung, Lernen, Verhaltensmuster und emotionale Reaktionen. Ein bekanntes Beispiel ist das „Neurologische Ebenen“-Modell von Robert Dilts.
Anwendungsbeispiele
- Ankerarbeit: Ein Coach koppelt einen bestimmten Reiz mit einem gewünschten Zustand – durch neuronale Bahnung wird eine neue Verknüpfung geschaffen.
- Timeline-Arbeit: Die subjektive, neurologisch vermittelte Repräsentation von Zeit wird verändert, um Erinnerungen neu zu bewerten.
- Submodalitäten: Veränderung von Sinnesdetails (z. B. Tonhöhe einer inneren Stimme), um neue Bedeutungen zu schaffen.
Einsatzbereiche
- Coaching: Ankertechniken, Zustandsmanagement
- Therapie: Phobiebearbeitung, Traumaentlastung
- Lernberatung: neurologische Lernstrategien nutzen
- Führungskräftetraining: Zustandsmanagement & Sprache
- Gesundheitscoaching: Selbstregulation mit neurologischem Bezug
Methoden und Übungen
- Anker setzen: Reiz-Reaktions-Verknüpfung durch neuronale Konditionierung.
- Swish-Technik: Umlenkung neuronaler Muster.
- Submodalitätenarbeit: Veränderung der Sinnes-Codierung innerer Bilder, Klänge, Empfindungen.
- Zustandsmanagement: bewusste Steuerung durch Atmung, Fokus, Körpersprache.
Synonyme oder verwandte Begriffe
- Nervensystem
- Neuropsychologie
- Neuroplastizität
- Repräsentationssysteme (NLP)
Abgrenzung: Die medizinische Neurologie bezieht sich auf klinisch messbare Strukturen und Erkrankungen, NLP verwendet den Begriff funktional und metaphorisch.
Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen
- Praktisch: Verständnis neurologischer Grundlagen erhöht Wirksamkeit von NLP-Interventionen, nutzt Neuroplastizität für Veränderungsarbeit.
- Wissenschaftlich: Erkenntnisse aus Neurowissenschaften (z. B. Spiegelneuronen, embodied cognition) stützen Teile der NLP-Grundannahmen.
Kritik oder Einschränkungen
- NLP verwendet neurologische Begriffe oft metaphorisch ohne medizinische Präzision.
- Kritik: unscharfe oder vereinfachte Übertragung neurophysiologischer Konzepte.
- Die Abgrenzung zur wissenschaftlichen Neurologie wird nicht immer klar gezogen.
Literatur- und Quellenhinweise
- Bandler, R., & Grinder, J. (1975). The Structure of Magic I. Science and Behavior Books.
- Dilts, R. (1990). Changing Belief Systems with NLP. Meta Publications.
- Andreas, C. & Andreas, S. (1987). Heart of the Mind. William Morrow.
- Roth, G. (2001). Fühlen, Denken, Handeln. Suhrkamp.
- Doidge, N. (2007). The brain that changes itself. Viking.
Metapher
Das Gehirn ist wie ein Schaltpult: Es empfängt Signale aus der Welt, verarbeitet sie mit Blitzgeschwindigkeit und sendet Reaktionen aus. NLP bietet die Bedienungsanleitung, um dieses Schaltpult bewusst zu steuern.