Notation des NLP / Repräsentationssystem-Notation / sensorische Codierung / Strategie-Notation
Definition
Notation des NLP bezeichnet eine spezifische Schreibweise im NLP, die verwendet wird, um Wahrnehmungen, innere Prozesse und mentale Strategien strukturiert darzustellen. Der Begriff „Notation“ leitet sich vom lateinischen notare („kennzeichnen“) ab und meint eine systematische Symbolsprache. Die Notation des NLP beschreibt Sinneswahrnehmungen (Repräsentationssysteme) und deren Modalitäten mit symbolischen Kürzeln. Ziel ist es, die inneren Erlebnisprozesse – insbesondere in der Strategiearbeit – nachvollziehbar, analysierbar und modellierbar zu machen. Diese symbolische Sprache erlaubt die Abbildung komplexer mentaler Abläufe auf eine visuelle, logische Form, ähnlich einer „inneren Programmieranleitung“.
Ursprung und Theoretischer Hintergrund
Die Notation wurde in den 1970er Jahren von Richard Bandler und John Grinder im Rahmen ihrer Modellierungsarbeit eingeführt. Sie basiert auf der Grundannahme, dass Menschen die Welt durch fünf Sinneskanäle (Repräsentationssysteme) wahrnehmen und speichern – visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch. Wichtige Wurzeln liegen in der kognitiven Psychologie (z.B. Miller, Galanter & Pribram, 1960 – „Plans and the Structure of Behavior“) sowie in der Arbeit zur sensorischen Codierung in der Kybernetik und Systemtheorie.
Anwendungsbeispiele
- Strategien modellieren: Eine Person beschreibt, wie sie entscheidet, ob sie jemandem vertraut: Vi → Ad → Ki (Sie sieht ein Gesicht → spricht innerlich zu sich → fühlt Vertrauen).
- Phobien auflösen: Notation hilft, die inneren Sinneskanäle nachzuvollziehen, über die die Angstreaktion verläuft.
- Ankern oder Reframing: Durch präzise sensorische Beschreibung (z.B. visuelle Erinnerung mit auditivem Selbstgespräch) lassen sich Ressourcen besser ankern.
Einsatzbereiche
- Therapie: Klienten können präzise beschreiben, wie Ängste innerlich aufgebaut sind.
- Coaching: Strategien erfolgreicher Verhaltensmuster analysieren und verändern.
- Führungstraining: Entscheidungsstrategien bewusst machen und modellieren.
- Lernstrategien: Erkennen sensorischer Lernpräferenzen.
- Konfliktlösung: Verständnis innerer Reaktionsmuster durch Notation der Sinneskanäle.
Methoden und Übungen
Typische Schreibweise:
| Symbol | Bedeutung |
|---|---|
| V | visuell (Sehen) |
| A | auditiv (Hören) |
| K | kinästhetisch (Fühlen, Körpergefühl) |
| O | olfaktorisch (Riechen) |
| G | gustatorisch (Schmecken) |
Indizes zur Spezifizierung:
| Index | Bedeutung |
|---|---|
| hochgestellt „e“ | extern (außen wahrgenommen) |
| hochgestellt „i“ | intern (im Geist erzeugt) |
| tiefgestellt „r“ | erinnert (Vergangenheit) |
| tiefgestellt „c“ | konstruiert (neu gebildet) |
| tiefgestellt „d“ | digital (sprachlich, innere Worte) |
| tiefgestellt „t“ | tonal (Klangqualität) |
Beispiel: Ve → Aid → Kr → Jemand sieht ein Objekt → sagt sich etwas dazu → spürt ein Gefühl.
Übungsvorschlag – Strategie-Diagramm:
Ein Teilnehmer beschreibt einen Entscheidungsprozess. Die Gruppe notiert diesen Prozess Schritt für Schritt mit Notation und optimiert ihn anschließend.
Synonyme oder verwandte Begriffe
- Strategie-Notation
- Sensorische Codierung
- Submodalitäten-Codierung
- Repräsentationssysteme (VAKOG)
Abgrenzung: Submodalitäten beschreiben die Feinstruktur (z.B. hell/dunkel, laut/leise). Die Notation fokussiert auf den Kanal selbst.
Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen
- Praktisch:
- Effiziente Reproduktion von Strategien erfolgreicher Menschen
- Bewusstmachen unbewusster Muster
- Klarheit in Kommunikation zwischen Trainer, Coach und Klient
- Wissenschaftlich:
- Wenig akademische Anwendung, aber in NLP-Praxis bewährt
- Studien zur Mentalen Simulation und Embodiment belegen Nutzen sensorischer Imagination
Kritik oder Einschränkungen
- Nicht jeder kann innere Prozesse leicht in Kanäle übersetzen.
- Gefahr der Reduktion komplexer Prozesse.
- Unterschiedliche Schreibweisen existieren (Standardisierungsproblem).
Literatur- und Quellenhinweise
- Bandler, R., & Grinder, J. (1979). Frogs into Princes. Real People Press.
- Dilts, R. (1990). Changing Belief Systems with NLP. Meta Publications.
- Andreas, S., & Faulkner, C. (1996). NLP – Die neue Technologie der Erfolgreichen. Junfermann.
- Hall, L. M. (2001). NLP: Going meta. Meta Publications.
- Dilts, R., Epstein, T., & Dilts-Vann, S. (1980er). Manuskripte zur Strategiemodellierung [unveröffentlicht].
Metapher
Die Notation im NLP ist wie eine musikalische Partitur für den Geist – sie hält nicht die Melodie fest, sondern wie sie in Sinneskanälen gedacht, gefühlt und erinnert wird.