Regeln
Definition
Im NLP werden „Regeln“ als Anleitungen oder Vorschriften verstanden, die das Verhalten und die Denkprozesse eines Individuums beeinflussen. Diese Regeln können in zwei Hauptkategorien unterteilt werden:
- Präskriptive Regeln: Diese Regeln geben an, was als sozial akzeptiertes Verhalten oder richtiges Handeln gilt. Sie stellen normative Vorschriften dar, die beschreiben, was in einem bestimmten Kontext als „richtig“ oder „falsch“ angesehen wird. Sie sind in der Regel kultur- oder situationsabhängig.
- Deskriptive Regeln: Diese Regeln beschreiben die beobachtbaren Zusammenhänge oder Kausalitäten von Ereignissen, wie z. B. Ursache-Wirkung-Relationen. Sie helfen dabei, die Welt zu verstehen und Vorhersagen zu treffen, indem sie erklären, wie Dinge in der Welt miteinander zusammenhängen.
Im NLP können auch Glaubenssätze als eine Art von Regel betrachtet werden, da sie die Art und Weise bestimmen, wie ein Individuum auf die Welt reagiert – basierend auf tief verwurzelten Überzeugungen und Erfahrungen.
Ursprünge und Theoretischer Hintergrund
Die Unterscheidung zwischen präskriptiven und deskriptiven Regeln stammt aus psychologischen und philosophischen Ansätzen und wurde im NLP weiterentwickelt, um zu verstehen, wie Menschen ihre Realität strukturieren. Richard Bandler und John Grinder betrachteten Regeln als zentrale Elemente in der Modellierung menschlichen Verhaltens und bei der Veränderung von Denkmustern.
Das Konzept knüpft an kognitive Modelle von Albert Ellis und Aaron T. Beck an, die in der kognitiven Verhaltenstherapie aufzeigten, wie Überzeugungen und Denkregeln Wahrnehmung und Emotionen formen.
Anwendungsbeispiele
- Coaching: Ein Klient glaubt, er dürfe keine Fehler machen, um erfolgreich zu sein. Diese Regel wird hinterfragt und durch „Fehler sind Lernchancen“ ersetzt.
- Therapie: Ein Patient mit sozialer Angst lernt, dass Fehler in der Öffentlichkeit nicht zu Ablehnung führen, sondern menschlich sind.
- Konfliktlösung: Ein Teammitglied ändert die Regel „Fehler liegen immer beim Management“ in „Jeder trägt Verantwortung für Lösungen“.
- Führung: Eine Führungskraft ersetzt die Regel „Ich muss alle Antworten haben“ durch „Gute Führung heißt, die richtigen Fragen zu stellen“.
Einsatzbereiche
- Therapie: Aufdecken und Verändern von Denkregeln, die psychische Belastungen verstärken.
- Coaching: Erkennen und Umformulieren limitierender Glaubenssätze.
- Konfliktlösung: Aufdecken unterschiedlicher individueller Regeln, die Missverständnisse erzeugen.
- Führungskräftetraining: Reflexion über ungeschriebene Organisationsregeln und Förderung flexibler Denkmuster.
Methoden und Übungen
- Regelidentifikation: Der Klient benennt eigene Regeln wie „Ich darf nie Schwäche zeigen“ oder „Ich muss perfekt sein“.
- Reframing: Eine hinderliche Regel wird in eine hilfreiche umformuliert, z. B. „Fehler sind wertvolle Lernchancen“.
- Regeln hinterfragen: Fragen wie „Wann trifft diese Regel nicht zu?“ oder „Wer hat diese Regel aufgestellt?“ regen zur Reflexion an.
- Zielgerichtetes Reframing: Erarbeitung alternativer Verhaltensmuster, die dieselbe Absicht auf konstruktivere Weise erfüllen.
Synonyme
- Glaubenssätze
- Normen
- Prinzipien
- Werte
Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen
- Praktischer Nutzen: Das Bewusstwerden und Verändern innerer Regeln führt zu mehr Flexibilität und Selbstbestimmung. In Coaching und Therapie können dadurch hinderliche Muster aufgelöst und positive Veränderungen gefördert werden.
- Wissenschaftlicher Nutzen: Studien zur kognitiven Verhaltenstherapie bestätigen, dass die Modifikation von Regeln und Glaubenssätzen zu einer deutlichen Verbesserung der psychischen Gesundheit beiträgt.
Kritik oder Einschränkungen
- Verdrängung: Zu schnelle Umdeutung kann tieferliegende Ursachen überdecken.
- Oberflächlichkeit: Eine bloße Umformulierung von Regeln greift zu kurz, wenn emotionale Themen nicht bearbeitet werden.
- Rigide Regeln: Tief verwurzelte Regeln, die Teil der Identität sind, lassen sich nur durch längere Arbeit verändern.
Literatur- und Quellenhinweise
- Bandler, R., & Grinder, J. (1979). The Structure of Magic I. Science and Behavior Books, Palo Alto.
- Dilts, R. (1990). Changing Belief Systems with NLP. Meta Publications.
- Beck, A. T., & Weishaar, M. E. (2014). Cognitive Therapy: Basics and Beyond. Guilford Press.
Metapher oder Analogie
Regeln im NLP sind wie die Software, die ein Computer steuert. Wenn die Software (die inneren Regeln) fehlerhaft oder begrenzt ist, beeinflusst das die gesamte Funktionsweise des Systems. Durch das „Umprogrammieren“ oder Anpassen dieser Regeln kann das Verhalten und die Wahrnehmung grundlegend verändert werden – so wie ein Softwareupdate, das den Computer leistungsfähiger macht.