Sechs-Stufen-Reframing (Six-Step Reframing)
Definition
Das Sechs-Stufen-Reframing ist eine klassische NLP-Technik zur Veränderung unerwünschter Verhaltensweisen, indem die dahinterliegende positive Absicht erkannt und neue, angemessenere Verhaltensalternativen entwickelt werden. Diese Methode wurde von Richard Bandler und John Grinder entwickelt und basiert auf der Grundannahme, dass jedes Verhalten – selbst destruktives oder unangemessenes – einem nützlichen Zweck dient. Durch den Reframing-Prozess bleibt die positive Absicht erhalten, während das Verhalten selbst verändert wird.
Ursprünge und theoretischer Hintergrund
Das Konzept des Reframings stammt ursprünglich aus der systemischen Familientherapie und wurde durch die Arbeiten von Virginia Satir, Milton Erickson und Gregory Bateson beeinflusst. Im NLP wurde daraus das Sechs-Stufen-Reframing entwickelt – eine strukturierte Technik zur gezielten Veränderung unbewusster Muster.
Die Methode basiert auf zwei zentralen NLP-Prinzipien:
- 1. Jedes Verhalten hat eine positive Absicht – auch wenn es oberflächlich negativ erscheint.
- 2. Der Mensch verfügt über alle inneren Ressourcen, um neue, passendere Verhaltensweisen zu finden, sobald die positive Absicht bewusst wird.
Anwendungsbeispiele
Das Sechs-Stufen-Reframing wird in vielen Bereichen eingesetzt:
- Verhaltensänderung: z.B. bei Rauchen, Prokrastination, emotionalen Reaktionen.
- Stressbewältigung: Umgang mit Ängsten, Nervosität oder Selbstzweifeln.
- Coaching und Therapie: Auflösen blockierender Glaubenssätze oder hinderlicher Muster.
- Leistungssteigerung: Verbesserung von Selbstmotivation, Fokussierung und innerer Ruhe.
Beispiel: Lampenfieber
Ein Klient leidet unter starkem Lampenfieber vor Präsentationen. Im Reframing zeigt sich, dass das Lampenfieber eine positive Absicht verfolgt – es will den Klienten schützen, indem es ihn auf mögliche Fehler vorbereitet. Durch den Prozess lernt der Klient, die Nervosität nicht zu bekämpfen, sondern in fokussierte Energie und Präsenz umzuwandeln.
Einsatzbereiche
- Therapie und Coaching: Arbeit mit unbewussten Prozessen und Verhaltensmustern.
- Führungskräftetraining: Veränderung negativer Denk- und Handlungsmuster.
- Persönlichkeitsentwicklung: Transformation hinderlicher Glaubenssätze.
- Konfliktlösung: Förderung neuer Perspektiven in schwierigen Situationen.
Methoden und Übungen
Das Sechs-Stufen-Reframing folgt einem klar strukturierten Ablauf:
- Identifikation des unerwünschten Verhaltens:
Welches Verhalten oder Gefühl soll verändert werden? - Kontakt mit der inneren Instanz:
Das Unbewusste, das dieses Verhalten steuert, wird angesprochen oder symbolisch wahrgenommen (z.B. als Bild, Gefühl oder Stimme). - Erkennen der positiven Absicht:
Welchen Nutzen verfolgt das Verhalten? Beispiel: Lampenfieber will Schutz und Aufmerksamkeit sichern. - Entwicklung alternativer Verhaltensweisen:
Das Unbewusste wird eingeladen, neue Strategien zu finden, die dieselbe Absicht erfüllen, aber ohne negative Nebenwirkungen. - Überprüfung der Alternativen:
Fühlen sich die neuen Optionen stimmig und „ökologisch“ an (d.h. im Einklang mit der gesamten Persönlichkeit)? - Integration und Test:
Das neue Verhalten wird innerlich erprobt und auf zukünftige Situationen projiziert – z.B. eine zukünftige Präsentation souverän meistern.
Synonyme oder verwandte Begriffe
- NLP-Reframing
- Innerer Dialog mit dem Unbewussten
- Positives Intentionsmodell
Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen
- Fördert Selbstreflexion und hilft, automatische Muster bewusst zu machen.
- Unterstützt die Integration unbewusster Prozesse in bewusste Entscheidungen.
- Ermöglicht nachhaltige Verhaltensänderungen durch positive Umdeutung.
- Wird in Coaching, Therapie und Persönlichkeitsentwicklung erfolgreich angewendet.
Kritik oder Einschränkungen
- Die Idee einer „unbewussten Instanz“ ist ein metaphorisches Modell, kein wissenschaftlich belegter Mechanismus.
- Nicht für jeden geeignet – manche Menschen bevorzugen kognitive oder rationale Ansätze.
- Voraussetzung: Bereitschaft, sich auf einen kreativen inneren Dialog einzulassen.
Literatur- und Quellenhinweise
- Bandler, R., & Grinder, J. (1979). Frogs into Princes: Neuro Linguistic Programming. Real People Press.
- Dilts, R. (1990). Changing Belief Systems with NLP. Meta Publications, Capitola.
- Hall, L. M. (2001). The User’s Manual for the Brain. Crownhouse Publishing, Carmarthen.
Metapher oder Analogie
Der Schatz in der dunklen Höhle
Stell Dir vor, Du wanderst durch einen dunklen Wald und entdeckst eine Höhle. In der Höhle sitzt ein bedrohlich wirkendes Wesen, das Dir den Weg versperrt. Du möchtest umkehren, doch als Du genauer hinsiehst, erkennst Du, dass das Wesen einen Schatz bewacht – einen Edelstein, den es für Dich beschützt.
Das Wesen steht für Dein unerwünschtes Verhalten – es mag auf den ersten Blick hinderlich oder beängstigend wirken, doch es hat eine positive Absicht. Wenn Du lernst, diese Absicht zu erkennen, kannst Du mit dem „Wesen“ zusammenarbeiten, um den Schatz (die innere Ressource) auf eine neue, gesündere Weise zu nutzen.
Das Sechs-Stufen-Reframing hilft dabei, diesen Schatz zu entdecken, ohne das schützende Verhalten bekämpfen zu müssen – sondern indem Du es verstehst und transformierst.