Unbewusstes / unbewusste Prozesse / inneres System (Unconscious)

Definition

Im NLP bezeichnet das Unbewusste alle mentalen, emotionalen und körperlichen Prozesse, die außerhalb des aktuellen Bewusstseins ablaufen. Es wird als kooperatives, wohlwollendes System verstanden, das Informationen speichert, Körperfunktionen steuert und Verhalten organisiert. Das Unbewusste wird im NLP oft metaphorisch betrachtet – als ein inneres System, das mit „guten Absichten“ arbeitet und dem Menschen hilft, sich anzupassen und zu lernen. Viele NLP-Techniken zielen darauf ab, das Unbewusste zu aktivieren oder mit ihm in Dialog zu treten, um Veränderungen auf tiefer Ebene zu ermöglichen.

Beispiel

  • Ein Klient möchte eine Verhaltensgewohnheit verändern. Im Coaching wird das Unbewusste gebeten, eine neue, angemessenere Strategie zu entwickeln, die dieselbe positive Absicht erfüllt.
  • In einer Trance-Sitzung werden unbewusste Ressourcen aktiviert, um Ängste oder Blockaden zu lösen.

Ursprung und theoretischer Hintergrund

Das Konzept des Unbewussten im NLP wurde stark durch die Arbeiten von Milton Erickson und Gregory Bateson geprägt. Erickson betrachtete das Unbewusste als Quelle von Weisheit, Kreativität und Heilung, die durch hypnotische Kommunikation und kooperative Prozesse aktiviert werden kann. Bateson sah das Unbewusste als Teil eines größeren, kybernetischen Systems, das biologische, psychologische und soziale Ebenen miteinander verbindet. Im Gegensatz zur Psychoanalyse, die dem Unbewussten auch destruktive oder triebhafte Kräfte zuschreibt, versteht das NLP das Unbewusste als wohlwollend und ressourcenorientiert. Selbst problematische Verhaltensweisen werden als Ausdruck positiver Absichten interpretiert.

Anwendungsbeispiele

  • Reframing: Das Bewusste bittet das Unbewusste, neue Alternativen zu entwickeln, die die gleiche positive Absicht effektiver erfüllen.
  • Trance und Hypnose: In Trance wird das Bewusste in den Hintergrund gedrängt, um dem Unbewussten Raum für Veränderung zu geben.
  • Arbeit mit Teilen: Das Unbewusste wird in „Teile“ gegliedert, die unterschiedliche Absichten verfolgen – z. B. im Sechs-Stufen-Reframing.
  • Neuprägung: Alte, belastende Erinnerungen werden bewusst gemacht und im Unbewussten mit neuen, positiven Bedeutungen verknüpft.

Einsatzbereiche

  • Therapie: Auflösung von Blockaden, Bearbeitung von Traumata, Transformation unbewusster Glaubenssätze.
  • Coaching: Aktivierung unbewusster Ressourcen zur Zielerreichung und persönlichen Entwicklung.
  • Hypnose: Direkte Kommunikation mit dem Unbewussten, um Veränderungsprozesse zu beschleunigen.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Stärkung des Selbstvertrauens und Förderung unbewusster Kompetenzen.

Methoden und Übungen

  1. Trance-Techniken:
    Nutzung von Sprachmustern des Milton-Modells, um Zugang zu unbewussten Prozessen zu ermöglichen.
  2. Sechs-Stufen-Reframing:
    Kontaktaufnahme mit unbewussten „Teilen“, Identifikation ihrer positiven Absicht und Entwicklung neuer, hilfreicher Verhaltensweisen.
  3. Arbeit mit Zeitlinien:
    Erforschung unbewusster Zeitmuster, um emotionale Verknüpfungen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft neu zu gestalten.

Synonyme oder verwandte Begriffe

  • Inneres System
  • Unterbewusstsein
  • Tiefe Prozesse

Abgrenzung

Im NLP wird das Unbewusste nicht als Ort verdrängter Konflikte oder Triebe verstanden, sondern als Partner des Bewusstseins. Es arbeitet mit positiver Intention und kann über gezielte Kommunikation, Hypnose oder Reframing-Techniken angesprochen werden. Die Grenze zwischen Bewusstem und Unbewusstem ist dabei fließend – beide Systeme interagieren fortlaufend.

Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen

  • Individuell: Zugang zu unbewussten Ressourcen, Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten.
  • Praktisch: Schnelle und nachhaltige Verhaltensänderung durch Nutzung tiefer, automatisierter Prozesse.
  • Wissenschaftlich: Inspiriert durch Konzepte der Kybernetik und systemischen Psychologie zur Selbstorganisation von Systemen.

Kritik oder Einschränkungen

  • Subjektivität: Das Unbewusste ist ein metaphorisches Konzept und schwer empirisch zu belegen.
  • Grenzen der Anwendung: Bei schweren psychischen Störungen sind NLP-Techniken allein nicht ausreichend und bedürfen therapeutischer Begleitung.

Literatur- und Quellenhinweise

  • Bandler, R., & Grinder, J. (1975). The Structure of Magic I. Science and Behavior Books, Palo Alto.
  • Bateson, G. (1972). Steps to an Ecology of Mind. University of Chicago Press, Chicago.
  • Erickson, M. (1976). Hypnotherapy. Irvington Publishers, New York.
  • Gilligan, S. (1987). Therapeutic Trances: The Cooperation Principle in Ericksonian Hypnotherapy. Brunner/Mazel, New York.

Metapher oder Analogie

Das Unbewusste ist wie ein Ozean:

Das Bewusste sieht nur die Wellen an der Oberfläche, während der Ozean in der Tiefe unzählige Strömungen, Ressourcen und Geheimnisse birgt. Wenn man lernt, mit diesen Strömungen zu arbeiten, kann man das eigene „Schiff“ – das Bewusstsein – sicher durch das Leben steuern.