Untereigenschaften / qualitative Merkmale eines Repräsentationssystems / Submodalitäten (Submodalities)

Definition

Untereigenschaften (engl. Submodalities) bezeichnen im NLP die feinen, qualitativen Unterschiede innerhalb der fünf Sinnesmodalitäten (visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch, gustatorisch). Sie bestimmen, wie eine Erfahrung intern repräsentiert wird – beispielsweise durch Helligkeit, Lautstärke, Temperatur oder Bewegung. Diese feinen sensorischen Parameter prägen, wie intensiv und auf welche Weise eine Person eine Erinnerung, Vorstellung oder Emotion erlebt. Veränderungen dieser Untereigenschaften können unmittelbar das emotionale Erleben beeinflussen.

Beispiele

  • Visuell: Helligkeit, Größe, Schärfe, Farbe, Bewegung.
  • Auditiv: Lautstärke, Tonhöhe, Tempo, Rhythmus, Richtung.
  • Kinästhetisch: Temperatur, Druck, Textur, Bewegung, Intensität.

Ursprung und theoretischer Hintergrund

Das Konzept der Untereigenschaften wurde von Richard Bandler und John Grinder entwickelt und basiert auf der Idee, dass jede Wahrnehmung aus veränderbaren sensorischen Dimensionen besteht. Diese Annahme ist beeinflusst von der Kognitionspsychologie und der Kybernetik, insbesondere von Gregory Bateson, der Wahrnehmung als dynamisches Zusammenspiel von Sinneseindrücken und Bedeutungszuweisungen beschrieb. Bandler erkannte, dass Unterschiede in der subjektiven Erfahrung – z. B. ob ein inneres Bild hell oder dunkel ist – unmittelbar die emotionale Wirkung bestimmen. Dadurch wurden Untereigenschaften zu einem zentralen Werkzeug der Veränderungsarbeit im NLP.

Anwendungsbeispiele

  • Änderung innerer Zustände:
    Ein Klient stellt sich ein bedrohliches Bild vor, das groß und nah erscheint. Wenn er es kleiner und weiter entfernt visualisiert, sinkt die emotionale Intensität deutlich.
  • Swish-Technik:
    Das unerwünschte Bild wird kleiner und dunkler gemacht, während das gewünschte Zielbild heller und größer erscheint – ein schneller Wechsel („Swish“) verändert die emotionale Reaktion.
  • Phobie- und Traumata-Techniken:
    Durch gezielte Veränderung der kritischen Untereigenschaften (z. B. Entfernung, Farbe, Lautstärke) kann das emotionale Erleben sicherer und neutraler gemacht werden.

Einsatzbereiche

  • Therapie: Bearbeitung von Ängsten, Phobien und belastenden Erinnerungen durch Veränderung sensorischer Qualitäten.
  • Coaching: Verstärkung positiver Zustände und Verhaltensmuster durch gezielte Anpassung innerer Repräsentationen.
  • Kommunikation: Bewusste Nutzung von inneren Bildern oder Klängen zur Förderung von Selbstvertrauen und Klarheit.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Veränderung der Selbstwahrnehmung und emotionalen Reaktionsmuster durch Feineinstellung von Untereigenschaften.

Methoden und Übungen

  1. Intradimensionaler Wechsel:
    Verändere eine Untereigenschaft auf ihrer Skala – z. B. mache ein inneres Bild heller oder dunkler, bewege es näher oder weiter weg.
  2. Synästhesie-Wechsel:
    Übersetze ein Gefühl in eine andere Modalität, z. B. ein Druckgefühl im Magen in eine Farbe oder Form, und verändere diese symbolische Darstellung.
  3. Neuprägung:
    In der Arbeit mit belastenden Erinnerungen wird die Situation dissoziiert (von außen betrachtet) und mit veränderten Untereigenschaften neu integriert, um emotionale Entlastung zu erreichen.

Synonyme oder verwandte Begriffe

  • Submodalitäten
  • Qualitative Sinnesmerkmale
  • Feinunterscheidungen

Abgrenzung

Untereigenschaften unterscheiden sich von den Modalitäten selbst. Während Modalitäten (VAKOG) die übergeordneten Sinneskanäle bezeichnen, beschreiben Untereigenschaften die feinen, qualitativen Parameter innerhalb dieser Kanäle. Beispiel: Die visuelle Modalität umfasst das Sehen, während Untereigenschaften wie Helligkeit oder Entfernung die Art des Sehens präzisieren.

Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen

  • Individuell: Ermöglicht bewusste Kontrolle über emotionale Zustände durch sensorische Feinjustierung.
  • Praktisch: Grundlage vieler NLP-Techniken (z. B. Swish, Fast Phobia Cure, Ankerarbeit).
  • Wissenschaftlich: Unterstützt durch Erkenntnisse der Wahrnehmungspsychologie, wonach subjektive Erfahrung durch qualitative Sinnesmerkmale modulierbar ist.

Kritik oder Einschränkungen

  • Subjektivität: Wirkung und Relevanz der Untereigenschaften variieren stark zwischen Individuen.
  • Fehlender Konsens: In der wissenschaftlichen Psychologie ist das Konzept der Submodalitäten nicht allgemein anerkannt.

Literatur- und Quellenhinweise

  • Bandler, R., & McDonald, W. (1993). An Insider’s Guide to Sub-Modalities. Meta Publications, Capitola.
  • Dilts, R. (1990). Changing Belief Systems with NLP. Meta Publications, Capitola.
  • Gordon, D. (1995). Therapeutic Metaphors: Helping Others Through the Looking Glass. Meta Publications, Cupertino.
  • Andreas, C. & Andreas, S. (1987). Heart of the Mind: Engaging Your Inner Power to Change with NLP. William Morrow and Company, New York.

Metapher oder Analogie

Dein inneres Erleben ist wie ein Gemälde:

Die Untereigenschaften sind die Farbnuancen, Lichtverhältnisse und Texturen, mit denen Du dieses Gemälde gestaltest. Wenn Du eine Nuance änderst – z. B. die Helligkeit oder den Kontrast –, verändert sich das gesamte Bild und damit auch Dein Gefühl dazu. So kannst Du gezielt Einfluss auf Deine Wahrnehmung und Dein inneres Erleben nehmen.