Deframing
Definition:
Deframing ist ein Kommunikationsprozess, bei dem ein Ereignis, ein Gedanke oder eine Situation aus seinem bisherigen Bedeutungsrahmen (Frame) herausgelöst wird. Dies führt dazu, dass die ursprüngliche Bedeutung und emotionale Bewertung des Ereignisses verändert oder sogar vollständig aufgehoben wird. Im NLP wird Deframing eingesetzt, um bestehende Überzeugungen oder Muster zu hinterfragen und Raum für neue Perspektiven zu schaffen. Der Prozess zielt darauf ab, starre Denkweisen aufzulösen und Flexibilität in der Wahrnehmung zu fördern.
Ursprung und Theoretischer Hintergrund
Deframing ist ein Konzept, das eng mit den Techniken des Reframings im NLP verknüpft ist, jedoch in die entgegengesetzte Richtung arbeitet. Während Reframing einem Ereignis einen neuen Bedeutungsrahmen gibt, entfernt Deframing den bisherigen Kontext und öffnet so die Tür für eine vollständige Neubewertung. Die Methode beruht auf den Arbeiten von Richard Bandler und John Grinder, die die Bedeutung von Frames und deren Einfluss auf die Wahrnehmung und Interpretation von Erfahrungen hervorhoben. Der Ansatz hat Wurzeln in der systemischen Therapie und der Kommunikationstheorie, insbesondere in der Arbeit von Paul Watzlawick.
Anwendungsbeispiele
- Therapie: Ein Klient, der sich in einer Beziehung als Versager fühlt, wird durch Deframing dazu gebracht, diese Bewertung zu hinterfragen, indem der Kontext, in dem dieses Urteil entstanden ist, aufgelöst wird.
- Coaching: Ein Coach hilft einem Klienten, die starre Vorstellung, dass harte Arbeit immer unangenehm ist, zu durchbrechen, indem er diese Überzeugung von ihrem bisherigen Kontext löst.
- Konfliktlösung: Eine Person wird dazu angeregt, eine festgefahrene Sichtweise auf einen Konfliktpartner loszulassen, indem der bisherige Bedeutungsrahmen entfernt wird.
Einsatzbereiche
- Therapie: Auflösung von negativen Glaubenssätzen und problematischen Denk- oder Verhaltensmustern.
- Coaching: Förderung von Flexibilität und Offenheit in der Wahrnehmung von Herausforderungen.
- Konfliktlösung: Reduktion von Spannungen durch Loslassen eingefahrener Bedeutungen.
- Persönlichkeitsentwicklung: Ermöglichung neuer Perspektiven durch Auflösung starrer Denkmuster.
Methoden und Übungen
Übung: Den Bedeutungsrahmen auflösen
-
Identifikation:
Wähle einen belastenden Gedanken oder eine feste Überzeugung, die Dich einschränkt.
-
Frage den Rahmen ab:
In welchem Kontext ist dieser Gedanke entstanden?
Wer hat diesen Rahmen gesetzt, und ist er noch gültig?
-
Hinterfragen:
Was passiert, wenn ich diesen Rahmen einfach wegnehme?
Wie würde ich diese Situation wahrnehmen, wenn sie keinen festen Kontext hätte?
-
Neue Möglichkeiten erkunden:
Beobachte, welche neuen Gedanken, Gefühle oder Interpretationen auftauchen, wenn der ursprüngliche Rahmen aufgelöst wird.
Variation:
Kombiniere Deframing mit Reframing, indem Du nach dem Auflösen des ursprünglichen Rahmens einen neuen, positiven Bedeutungsrahmen setzt.
Synonyme und verwandte Begriffe
Synonyme
- Entkontextualisierung
- Rahmen lösen
- Perspektivwechsel durch Kontextentzug
Verwandte Begriffe:
- Reframing: Während Deframing den Rahmen entfernt, setzt Reframing einen neuen Rahmen.
- Chunking: Kann helfen, einen Rahmen auf einer höheren oder detaillierteren Ebene zu betrachten und dadurch aufzulösen.
Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen
Praktischer Nutzen:
- Hilft, festgefahrene Überzeugungen oder Bewertungen zu hinterfragen.
- Fördert kreatives Denken und Flexibilität in der Wahrnehmung.
- Unterstützt bei der Reduktion von emotionalen Belastungen durch Loslassen negativer Bedeutungsrahmen.
Wissenschaftlicher Nutzen:
Deframing beruht auf Erkenntnissen der Kommunikations- und Systemtheorie, die zeigen, dass Bedeutungen stark vom Kontext abhängen. Die Technik nutzt dieses Wissen, um Wahrnehmungen gezielt zu verändern.
Kritik oder Einschränkungen
- Kritik: Deframing kann verwirrend wirken, wenn kein klarer Prozess oder Ziel erkennbar ist.
- Einschränkungen: Manche Menschen können Schwierigkeiten haben, alte Bedeutungsrahmen loszulassen, ohne direkt einen neuen zu setzen (Gefühl von Unsicherheit oder Verlust).
Literatur- und Quellenhinweise
- Bandler, R., & Grinder, J. (1982). Reframing: Neuro-Linguistic Programming and the Transformation of Meaning. Real People Press.
- Watzlawick, P., Beavin, J. H., & Jackson, D. D. (1967). Pragmatics of Human Communication. W. W. Norton and Company, New York.
- Andreas, C. & Andreas, S. (1987). Heart of the Mind: Engaging Your Inner Power to Change with NLP. William Morrow and Company, New York.
Metapher oder Analogie
Deframing ist wie das Entfernen des Rahmens eines Bildes: Sobald der Rahmen weg ist, erscheint das Bild nicht mehr begrenzt, und man kann es in völlig neuen Zusammenhängen betrachten.