Verhandlungs-Reframing

Definition

Verhandlungs-Reframing ist eine spezielle Form des Reframings, bei der innere Konflikte zwischen zwei oder mehreren widerstreitenden „Teilen“ einer Person aufgelöst werden. Diese Teile repräsentieren unterschiedliche Bedürfnisse, Ziele oder Überzeugungen, die miteinander im Widerspruch stehen. Ziel des Verhandlungs-Reframings ist es, eine integrative Lösung zu finden, die alle Seiten berücksichtigt und in Einklang bringt – sodass innere Harmonie und Handlungsfähigkeit entstehen.

Ursprung und theoretischer Hintergrund

Das Konzept des Verhandlungs-Reframings basiert auf der Teile-Arbeit im NLP, die von Virginia Satirs Familientherapie inspiriert ist. Richard Bandler und John Grinder entwickelten daraus ein systematisches Modell, das davon ausgeht, dass jede innere Stimme oder jeder Teil eine positive Absicht verfolgt – auch wenn das Verhalten problematisch erscheint. Durch Kommunikation zwischen diesen Teilen wird ein neuer, übergeordneter Rahmen (Reframe) geschaffen, der beide Perspektiven integriert. Das Verfahren folgt damit der NLP-Grundannahme: „Jedes Verhalten hat eine positive Absicht.“

Anwendungsbeispiele

  • Berufsentscheidung: Eine Person möchte Karriere machen, aber auch mehr Zeit für die Familie haben. Durch Verhandlungs-Reframing werden beide Bedürfnisse gehört und eine Lösung gefunden, die beides ermöglicht – etwa flexible Arbeitsmodelle oder neue Prioritäten.
  • Selbstzweifel: Ein Sportler erlebt einen inneren Konflikt zwischen Angst vor Versagen und dem Wunsch nach Erfolg. Das Reframing hilft, beide Seiten zu integrieren: Die Angst sorgt für Vorbereitung und der Ehrgeiz für Motivation.
  • Gesundheit: Eine Person will gesünder leben, kann aber alte Gewohnheiten schwer loslassen. Durch das Erkennen der positiven Absicht hinter dem alten Verhalten (z. B. Entspannung, Belohnung) kann ein neues, gesünderes Gleichgewicht geschaffen werden.

Einsatzbereiche

  • Coaching: Auflösung innerer Konflikte, Förderung von Klarheit und Entscheidungsfähigkeit.
  • Therapie: Integration widersprüchlicher Emotionen oder Überzeugungen, z. B. bei Selbstzweifeln.
  • Führung: Unterstützung bei komplexen Entscheidungen, die mehrere Interessen berücksichtigen müssen.
  • Persönlichkeitsentwicklung: Förderung von innerer Kohärenz, Zielklarheit und Selbstakzeptanz.

Methoden und Übungen

  1. Teile-Arbeit: Identifikation und Personifizierung der inneren „Parteien“, die im Konflikt stehen. Jede Seite wird anerkannt und zu ihren Absichten befragt.
  2. Innerer Dialog: Die Teile werden in Kommunikation gebracht, um Verständnis und gemeinsame Lösungen zu entwickeln.
  3. Reframing-Fragen: Durch Fragen wie „Was ist die positive Absicht hinter diesem Verhalten?“ oder „Wie könnte dieser Teil dasselbe Ziel auf eine andere Weise erreichen?“ wird eine neue Perspektive eröffnet.
  4. Visualisierung: Der Konflikt wird als „innere Verhandlung“ visualisiert – ähnlich einer diplomatischen Sitzung, in der ein Kompromiss oder Konsens erzielt wird.

Synonyme

  • Teile-Arbeit
  • Innerer Dialog
  • Konflikt-Reframing
  • Inneres Team (nach Schulz von Thun)

Verwandte Begriffe

  • Reframing: Verhandlungs-Reframing ist eine spezialisierte Form des klassischen Reframings.
  • Positive Absicht: Grundlage der Methode ist die Annahme, dass jedes Verhalten einer wohlmeinenden Motivation entspringt.

Wissenschaftlicher oder praktischer Nutzen

  • Nutzen: Fördert Selbstreflexion, innere Balance und Zielklarheit. Unterstützt dabei, Gegensätze zu integrieren und Energie in produktive Bahnen zu lenken.
  • Praktischer Nutzen: Menschen treffen klarere, ganzheitlichere Entscheidungen und handeln kohärenter – mit positiven Effekten auf Beziehungen, Beruf und persönliches Wohlbefinden.

Kritik oder Einschränkungen

  • Kritik: Die Methode kann komplexe psychische Prozesse zu stark rationalisieren und emotionale Tiefe unzureichend berücksichtigen.
  • Einschränkungen: Erfordert, dass die Person Zugang zu den positiven Absichten der „Teile“ hat; bei tiefsitzenden Konflikten oder Traumata kann das schwierig sein.

Literatur- und Quellenhinweise

  • Bandler, R., & Grinder, J. (1982). Reframing: Neuro-Linguistic Programming and the Transformation of Meaning. Real People Press.
  • Andreas, C. & Andreas, S. (1987). Heart of the Mind: Engaging Your Inner Power to Change with NLP. William Morrow and Company, New York.
  • Dilts, R. (1990). Beliefs: Pathways to Health and Well-Being. Meta Publications, Santa Cruz.
  • Schulz von Thun, F. (1981). Miteinander Reden – Das innere Team. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg.

Metapher oder Analogie

Verhandlungs-Reframing ist wie eine Friedenskonferenz im Inneren: Zwei Minister – etwa der Wunsch nach Sicherheit und das Verlangen nach Abenteuer – sitzen am selben Tisch. Anfangs vertreten sie gegensätzliche Positionen, doch schließlich erkennen sie: Beide wollen das Beste für dasselbe Land. Mit der richtigen Vermittlung – durch NLP – finden sie einen gemeinsamen Kurs, der beiden dient. Diese Metapher verdeutlicht, dass innere Konflikte keine Gegner, sondern Partner mit unterschiedlichen Perspektiven sind, und dass NLP hilft, diese Perspektiven in ein stimmiges Ganzes zu integrieren.