Ängste überwinden – Wirkungsvolle Strategien, um den Synapsensturm zu besänftigen

Angst ist ein nützlicher Urinstinkt, der uns vor möglichem Schaden bewahrt. Aber ein Leben voller Angst kann Dich lähmen und verhindert oft, dass Du spannende Erfahrungen machst und Dich weiterentwickelst. Wenn Deine Ängste zur Last werden, gibt es effektive Strategien, um Dich davon zu befreien.

„Angst ist für das Überleben unverzichtbar.“
Hanna Arendt, politische Theoretikerin und Publizistin

Ängste überwinden
Ängste überwinden (Pixabay: @hugoisroger)

Angst ist ein überaus sinnvoller evolutionärer Mechanismus, der uns beim Überleben hilft. Stehen wir vor einer bedrohlichen Situation, spielen sich in unserem Körper eine Reihe von Automatismen ab, auf die wir keinen bewussten Einfluss haben. Stresshormone wie Adrenalin werden ausgeschüttet, Puls und Atmung beschleunigen sich, die Verdauung und andere Körperfunktionen werden vorübergehend eingeschränkt. All diese Abläufe haben zum Ziel, dass unsere Muskeln optimal mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden, um sofort reagieren zu können. Dafür haben sie zwei Optionen: Kampf oder Flucht. Mit beiden Optionen kann Dir Deine Angst das Leben retten.

Problematisch für Deinen Körper wird es, wenn Du unter einem dauerhaften Angstzustand leidest oder regelmäßig immer wieder intensive Panikattacken erlebst, für die es keinen erkennbaren Auslöser gibt. Stehen Dein Körper und Geist zu lange oder zu häufig unter Strom, fehlen ihnen die notwendigen Pausen, um sich zu regenerieren. Doch indem Du Dich mit der Überwindung Deiner Ängste auseinandersetzen willst, ist der erste und vielleicht wichtigste Schritt zu einem entspannteren Leben bereits getan.

Inhaltsverzeichnis

  1. Mit der Angst Freundschaft schließen
    1. Stell Dich Deiner Angst
    2. Differenziere Dich von Deiner Angst
  2. Effektive Übungen
    1. Die Katastrophen-Übung
    2. Der Realitätscheck
  3. Gesunde Lebensführung relativiert Ängste
  4. Ängste mit externer Unterstützung überwinden
    1. Neurolinguistisches Programmieren (NLP)
    2. Coaching
    3. Kurse zur Weiterentwicklung
    4. Hypnose
  5. Angst gehört zu jedem Leben dazu

Mit der Angst Freundschaft schließen

„Die schwierigste Zeit in unserem Leben ist die beste Gelegenheit, Stärke zu zeigen.“
Dalai Lama, buddhistischer Meister

Nimm Deine Ängste nicht als Gegner, sondern als Freunde wahr, die es im Moment einfach ein bisschen zu gut mit Dir meinen. Dein Ziel sollte deshalb nicht sein, die Angst loszuwerden, sondern ihre Ursachen zu verstehen und Dich mit ihr auszusöhnen. Akzeptiere Deine Angst als einen Teil von Dir.

In der heutigen Zeit stehen wir glücklicherweise nur selten vor einer klassischen Kampf-oder-Flucht-Situation, in der es um unser Leben geht. Dennoch ist Angst in Maßen auch in unserem Alltag ein hilfreicher Begleiter. Höhenangst schützt Dich davor, an der Kante eines Hochhauses entlangzuspazieren und herunterzufallen. Angst vor Insekten bewahrt Dich möglicherweise vor einem Stich oder Biss. Verlustangst sorgt dafür, dass Du umsichtiger mit Deinen Liebsten umgehst. Und Prüfungsangst bringt Dich dazu, Dich für einen wichtigen Test ausreichend vorzubereiten.

Mach Dir bewusst, dass jede Form von Angst ihre Daseinsberechtigung hat. Doch wenn die Reaktion Deiner Angst in keinem angemessenen Verhältnis mehr zu ihrer Ursache steht, ist es an der Zeit, dass Du lernst, Deinen neuen Freund etwas loszulassen.

Stell Dich Deiner Angst

„Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.“
Lucius Annaeus Seneca, Philosoph und Dramatiker

Ein gängiger Umgang mit Ängsten ist es, sie einfach zu vermeiden. Da die Angst ein oft sehr unangenehmes Gefühl auslöst, ist dies nur allzu verständlich. Indem Du die für Dich angstauslösenden Situationen umgehst, gibst Du Deiner Angst allerdings Macht über Dein Leben.

Anstatt Dich vor Deiner Angst zu verstecken, ist es deshalb besser, Dich mit ihr zu konfrontieren. Häufig verlieren Ängste bereits ihren ersten Schrecken, sobald Du feststellst, dass Deine Vorstellung von einer Situation viel fürchterlicher war als die Realität. Das wirksamste Mittel gegen Flugangst ist es beispielsweise zu fliegen. Sobald Dein Kopf erkennt, dass Du die vermeintlich bedrohliche Situation gut überstanden hast, fällt es Dir beim nächsten Mal schon leichter, in ein Flugzeug zu steigen. Du überschreibst Deine Angst mit einer positiven Erfahrung, die Dir zeigt, dass Deine früheren Befürchtungen unbegründet waren.

Hast Du Angst, vor anderen Menschen zu sprechen, dann stürze Dich ins kalte Wasser und steh einfach auf und beginne zu reden, noch bevor sich Deine Gedanken mit ihren Zweifeln zu Wort melden können.

Versetzt Dich allein der Gedanke daran in Panik, Dich Deiner Angst zu stellen, hilft es auch schon, Dich mit ihr in Deiner Vorstellungskraft zu konfrontieren. Begib Dich gedanklich in die angstauslösende Situation hinein und dann beobachte Deine Reaktionen. Was geht Dir durch den Kopf? Welche Gefühle weckt dieser Moment in Dir? Schreibe Deine Beobachtungen so detailliert wie möglich auf.

Differenziere Dich von Deiner Angst

„Ich hatte mein ganzes Leben viele Probleme und Sorgen. Die meisten von ihnen sind aber niemals eingetreten.“
Mark Twain, Schriftsteller

Mach Dir bewusst, dass die Angst zwar ein Teil von Dir ist, aber Du nicht die Angst bist. Löse Dich von den Grundüberzeugen, dass Du „die mit der Höhenangst“ bist oder „der mit der Furcht vor Insekten“. Identifiziere Dich nicht mit Deiner Angst. Die Angst entsteht zu einem großen Teil nur aus Deinen Gedanken, und Du bist weit mehr als das, was in Deinem Kopf geschieht. Du bist ein Mensch mit zahlreichen besonderen Fähigkeiten, der bereits gute und weniger gute Erfahrungen in seinem Leben gemacht hat. Du bist ein loyaler Freund, eine umsorgende Tochter oder ein begnadeter Witzeerzähler. Deine Taten, Talente und Charaktereigenschaften sagen viel mehr über Dich aus als die ängstliche Gedankenwelt in Deinem Kopf.

Effektive Übungen, um Ängste zu überwinden und loszulassen

Um Deine Ängste selbst zu bewältigen, kannst Du auf zahlreiche Methoden zurückgreifen, die vielen anderen vor Dir bereits geholfen haben. Die folgenden beiden Übungen lassen sich jederzeit ohne Vorbereitung durchführen. Nimm Dir dafür entweder ungestört Zeit, Dich zurückzuziehen, oder spiele sie als Auffrischung und im Akutfall im Schnelldurchlauf ab.

Die Katastrophen-Übung

„Ängstlichkeit nimmt nicht dem Morgen seine Sorge, aber dem Heute seine Kraft.“
Charles Haddon Spurgeon, Pastor und Prediger

Überlege Dir, was die schlimmste Konsequenz ist, wenn sich Deine Ängste bewahrheiten. Du fällst durch eine Prüfung? Du wirst ausgelacht? Du wirst von der Biene gestochen? Bei vielen Ängsten sind selbst die wildesten Auswirkungen bei genauerer Betrachtung oft kein Weltuntergang mehr. Indem Du Dir dies vor Augen hältst, relativiert sich Deine Angst oftmals bereits.

Aber was, wenn es doch ein Weltuntergang ist? Was ist, wenn die schlimmste Konsequenz Dein Tod oder der Tod eines nahestehenden Menschen ist?

Setze Dich in einem solchen Fall erneut mit der Akzeptanz Deiner Angst auseinander. Der Tod ist ein Teil des Lebens und nach unserer Geburt das einzige, was wir für unsere Existenz mit Gewissheit voraussagen können. Wenn Du Dich mit der Endlichkeit des Lebens konfrontierst und die Berührungsangst mit dem Tod verlierst, indem Du Dich beispielsweise als Sterbebegleiter ausbilden lässt, kannst Du auch diese Angst überwinden.

Der Realitätscheck

„Mut besteht nicht darin, dass man die Gefahr blind übersieht, sondern darin, dass man sie sehend überwindet.“
Jean Paul, Schriftsteller

Versuche, Deine Angst aus einem ganz objektiven Blickwinkel zu betrachten. Wie wahrscheinlich ist es, dass gleich wirklich etwas Schlimmes passiert? Werden Dich tatsächlich alle verspotten, wenn Du bei Deinem Vortrag einen Fehler machst? Kann der Sauerstoff im Fahrstuhl wirklich so weit sinken, dass Du keine Luft mehr bekommst?

Für diese Übung ist es auch hilfreich, wenn Du Dich mit Menschen triffst und austauschst, die Deine eigene Angst nicht teilen, sie vielleicht sogar erfolgreich überwunden haben oder Experten auf dem Gebiet sind, das Dir Angst bereitet.

Spreche mit einem Luftfahrtingenieur über die Prinzipien der Thermodynamik und die Sicherheitsvorschriften beim Flugzeugbau. Unterhalte Dich mit einem Spinnenzüchter über das Sozialverhalten und den Tagesrhythmus von Vogelspinnen. Sobald Du erkennst, dass andere Menschen mit Deinem Angstauslöser ganz selbstverständlich umgehen, verliert er auch für Dich nach und nach den Schrecken. Geh neugierig auf Deine Ängste zu und entdecke die faszinierenden Seiten an ihnen.

Eine gesunde Lebensführung relativiert Ängste

Dein parasympathisches Nervensystem ist der Teil Deines Nervensystems, der dafür sorgt, dass Du nach einer Anstrengung wieder zur Ruhe kommst und sich Dein Körper und Geist erholen können. Bei einer dauerhaften Belastung kann dieses System gestört sein, so dass es Dir schwerfällt, in vollkommene Entspannung zurückzufinden. Ein ausgeglichener Lebensstil umfasst viele Komponenten, die dabei helfen, den Parasympathikus zu aktivieren.

Lerne Entspannungstechniken

„Wer werden will, was er sein sollte, der muss lassen, was er jetzt ist.“
Meister Eckhart, Theologe und Philosoph

Verschiedene Techniken wie Autogenes Training, Yoga, Progressive Muskelrelaxation oder Meditation können festsitzende Stresssymptome lösen und Dir zu mehr geistiger und körperlicher Ausgeglichenheit verhelfen. Mit einer besseren Balance zwischen Entspannung und Anspannung fallen viele Angstreaktionen oft schon weniger intensiv aus.

Komm in Bewegung

Sport und regelmäßige sportliche Aktivitäten senken den Level der Stresshormone in Deinem Körper und trainieren Deinen Parasympathikus. Kennst Du den Zustand der erschöpften Entspannung nach einer anstrengenden Sporteinheit? Genau dies bewirkt Dein aktiver Parasympathikus. Darüber hinaus steigerst Du mit Bewegung deine Resilienz und wirst dadurch langfristig Widerstandsfähiger gegen Stress- und Angstzustände.

Schlafe gut und ausreichend

Erwachsene Menschen brauchen durchschnittlich 7 bis 9 Stunden Schlaf am Tag. Bekommst du dauerhaft zu wenig Schlaf oder ist Dein Schlaf durch häufiges Aufwachen gestört, kann sich Dein Körper nicht ausreichend regenerieren und Du fühlst Dich schneller unwohl und gereizt.

„Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun.“ Johann Wolfgang von Goethe, Dichter und Naturforscher

Ängste mit externer Unterstützung überwinden

Mitunter reicht es nicht aus, sich allein den eigenen Ängsten zu stellen. Um Dich persönlich weiterzuentwickeln, können Dir professionelle Seminare, Coachings oder Therapien dabei helfen, die Ursache Deiner Ängste zu lösen oder Dir durch gezielte Weiterbildung genau die Fertigkeiten an die Hand geben, die Du zum Umgang mit Deinen Ängsten brauchst.

  • Neurolinguistisches Programmieren (NLP)

NLP umfasst eine Auswahl an Techniken und Methoden, um die in der Vergangenheit erlernte Kommunikation mit Dir selbst und mit anderen zu verbessern. Aufgrund dieser Methoden ist es möglich, die eigene Stimmung und Gedanken selbst zu definieren und ihnen nicht mehr ausgeliefert zu sein. Im Kern geht es darum, mit bewusst gewählter Sprache das Gehirn und die Denkweisen zu beeinflussen. Diese Methode eignet sich für Dich besonders gut, wenn Du mit mehreren Ängsten gleichzeitig kämpfst und festgestellt hast, dass Dein innerer Dialog Deine Furcht immer wieder erneut entfacht.

„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu belassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“
Albert Einstein, Physiker und Wissenschaftler

  • Coaching

Einzel- oder auch Gruppencoachings können Dir dabei helfen, mit ganz konkreten Angstsituationen umzugehen. Wenn Du einen professionellen Coach findest, der auf Angststörungen spezialisiert ist, kannst Du mit ihm gemeinsam die tieferliegenden Ursachen Deiner Ängste hinterfragen. Oft hilft bereits der persönliche Austausch in einem Gespräch und die Möglichkeit, mit jemandem über Deine Ängste zu sprechen.

„Was Macht hat, mich zu verletzten, ist nicht halb so stark wie mein Gefühl, verletzt werden zu können.“
William Shakespeare, Dramatiker und Lyriker

  • Kurse zur Weiterentwicklung persönlicher Fähigkeiten

Bei konkreten Ängsten kann es sinnvoll sein, einen gezielten Kurs dafür zu besuchen. Leidest du beispielsweise unter Prüfungsangst oder hast Angst, vor vielen Menschen zu sprechen, kann Dir ein Rhetorikseminar die passenden Fertigkeiten vermitteln, um selbstbewusster in Gesprächen und Prüfungssituationen aufzutreten.

„Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, Fehler zu machen.“
Dietrich Bonhoeffer, lutherischer Theologe

  • Hypnose

Auch besonders tiefsitzende Glaubenssätze aus der Kindheit können sich in Ängsten manifestieren. Solche Blockaden könnten unter Hypnose schneller aufgelöst werden. Während Du Dich in einem tiefen Entspannungszustand befindest, werden belastende Überzeugungen aus Deinem Unterbewusstsein durch positive Denkweisen ersetzt.

„Fürchte Dich nicht vor einem großen Schritt, wenn dieser nötig sein sollte. Eine Schlucht kann Du auch nicht mit zwei kleinen Schritten überwinden.“
David Lloyd George, Politiker

Angst gehört zu jedem Leben dazu

Ängste sind ein fester Bestandteil von uns Menschen. Und weißt du was? Mit der Auseinandersetzung mit Deiner Angst bist Du in bester Gesellschaft. Selbst große Philosophen, herausragende Schriftsteller und erfolgreiche Politiker mussten sich ihren Ängsten und Unsicherheiten stellen. Mithilfe ihrer Sprüche und Zitate in diesem Text sollen Dich einige ihrer lehrreichsten Erkenntnisse ermutigen und daran erinnern, dass die Angst bei uns allen zum Leben gehört.



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