Kommunizieren kann man lernen

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-communication (unsplash@ alaxisbrown)



Warum gute Kommunikation wichtig ist und wie Du es schaffst, Dich besser mit Deinen Mitmenschen zu verständigen

Sicher kennst Du das Phänomen aus dem Urlaub. In der Heimat haben wir in der Regel keinerlei Prob-leme damit, uns im Alltag zurechtzufinden. Doch kaum sind wir in einem Land, dessen Sprache wir nicht sprechen, werden selbst kleinste Aufgaben, wie die Bestellung eines Glas Wassers oder die Frage nach dem Weg zum nächsten Kino, zur Hürde.

Kommunikation ist der Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Sie sorgt dafür, dass wir uns mit unseren Mitmenschen austauschen können, unsere eigenen Bedürfnisse mitteilen und die unserer Umgebung verstehen. Dabei ist eine gemeinsame Sprache nicht die alleinige Basis für eine gute Kommunikation, auch wie wir Informationen weitergeben, aufnehmen und verarbeiten, spielt eine entscheidende Rolle – und muss durchaus erst erlernt werden.

Die Kraft guter Kommunikation

Hast Du schon einmal die Erfahrung gemacht, jemandem Deinen Standpunkt zu einem bestimmten Thema erläutern zu wollen, aber Dein Gegenüber konnte einfach nicht nachvollziehen, was Du meinst? Selbst wenn man die gleiche Sprache spricht, kann gute Kommunikation eine große Heraus-forderung sein. Das Gefühl, nicht verstanden zu werden, endet dann schnell in Frustration und Resig-nation.

Doch auch wir selbst neigen mitunter dazu, voreilige Schlüsse zu ziehen. Manchmal haben wir unsere Antwort sogar schon auf den Lippen, bevor unser Gegenüber seine Gedanken überhaupt zu Ende geäußert hat. Für richtige Kommunikation ist es wichtig, sowohl ein guter Zuhörer als auch Redner zu sein, ansonsten verlaufen Gespräche schnell einseitig. Missverständnisse bis hin zum Streit sind die häufigsten Folgen von Fehlkommunikation. Doch man kann gute Kommunikation lernen, um solche Auswirkungen zu vermeiden.

Mit einer stark entwickelten Kommunikationsfähigkeit fällt es Dir leichter, sowohl Smalltalk als auch tiefgründige Gespräche zu führen. Indem Du lernst, auf Dein Gegenüber einzugehen, baust Du eine Vertrauensbasis auf – selbst wenn ihr nicht einer Meinung seid. Kannst Du Deine eigenen Gedanken überzeugend und prägnant in Worte fassen, nehmen Deine Mitmenschen Dein Auftreten außerdem gleich selbstbewusster wahr.

Darüber hinaus können Deine Wünsche und Ziele oft erst dann erfüllt werden, wenn Du sie verständ-lich kommunizierst. Aus diesem Grund sind Menschen mit einer guten Kommunikationsfähigkeit im Beruf oft erfolgreicher, klettern die Karriereleiter schneller empor und führen obendrein glücklichere Beziehungen. Hervorragende Gründe, um in die eigene Kommunikationsfähigkeit zu investieren.


Kommunikation verstehen lernen

Um selbst besser kommunizieren können, ist es von Vorteil, zunächst die Grundprinzipien der Kom-munikation zu durchschauen. Gerade weil Kommunikation in unserem Leben so wichtig ist, gibt es mehrere Modelle, die versuchen, unsere zwischenmenschliche Kommunikation zu beleuchten.

Das Eisbergmodell

Dieses Modell besagt, dass 80 bis 90 % unserer Kommunikation nonverbal stattfindet, also nicht auf den ausgesprochenen Informationen und Fakten beruhen, sondern auf Körpersprache, Mimik und Gestik. Diese wiederum werden überwiegend durch unsere aktuelle Stimmung, zurückliegende Erfah-rungen und Emotionen für das Gegenüber gesteuert.

Dieser Hauptteil der Kommunikation – die sogenannte Beziehungsebene – liegt wie der Großteil eines Eisbergs im nicht sichtbaren Bereich. Ist die Beziehung zu einem bestimmten Menschen gestört, hat dies einen deutlichen Einfluss auf die sichtbare Kommunikation, unsere Worte. Mithilfe von Trainings in Rhetorik und Körpersprache kannst Du Deine nonverbale Kommunikation zwar wesentlich verbes-sern, unterbewusste Gefühle lassen sich aber meistens nicht komplett verdrängen.

Das 4-Ohren-Modell

Das 4-Ohren-Modell definiert vier verschiedene Ebenen von Nachrichten. Informationen der Sachebene beinhalten reine Fakten. Bei der Selbstoffenbarung wird – oft unbewusst – Persönliches weitergegeben. Auf der Beziehungsebene wird durch verbale und nonverbale Kommunikation deutlich, wie die beiden Kommunikationspartner zueinander stehen. Und ein Apell möchte eine bestimmte Reaktion beim Empfänger bewirken. Je unterschiedlicher die Gesprächsteilnehmer diese vier Ebenen in ihrer zwischenmenschlichen Beziehung definieren, desto eher kommt es zu Missverständnissen.

Die Transaktionsanalyse

Diese Auffassung besagt, dass wir je nach Gesprächspartner unterschiedliche Rollen in der Kommuni-kation einnehmen. So sind wir manchmal derjenige, der Anweisungen verteilt oder korrigiert
(das „Eltern-Ich“), manchmal sachlich und rational (das „Erwachsenen-Ich“) und manchmal albern oder trotzig (das „Kind-Ich“). Jeder wechselt zwischen diesen drei Zuständen hin und her, abhängig von der Situation und dem Gegenüber.

Treffen zwei unterschiedliche „Ichs“ während der Kommunikation aufeinander, kommt es schneller zu Missverständnissen oder hierarchischen Schieflagen, weil beispielsweise einer gerade sehr albern ist, während die andere Person gern sachlich kommunizieren möchte. Einige Menschen tendieren auch dazu, bei einem Großteil ihrer Gespräche im Eltern-Ich oder dem Kind-Ich zu verweilen und werden dann regelmäßig als besonders bevormundend oder naiv wahrgenommen.

Das Sender-Empfänger-Modell

Nach diesem Modell werden Information zunächst durch die Sprache des Senders, der sie äußert, verschlüsselt, um anschließend vom Empfänger der Botschaft wieder entschlüsselt zu werden. Der Sprecher muss seine Gedanken erst einmal in Worte, Mimik und Gestik ausdrücken. Schon in diesem Schritt kann es zu ersten Kommunikationsfehlern kommen, indem der Sender gar nicht genau sagt, was er eigentlich meint. Das Gesagte muss schließlich vom Empfänger auch wieder richtig entschlüs-selt, also verstanden werden. Dieser Prozess ist eine weitere Quelle für mögliche Missverständnisse. So kann es leicht dazu kommen, dass sich der Redner nicht verstanden fühlt oder der Zuhörer die Worte des anderen falsch interpretiert.

Hierzu haben wir einen seperaten Artikel den du dir gerne hier ansehen

Wir kommuniziert man richtig?

Es gibt drei verschiedene Wege, über die Du Deine Kommunikation schnell verbessern kannst. Um richtig kommunizieren zu lernen, übst Du Dich möglichst in allen drei Bereichen gleichermaßen.

  • Werde aktiver Zuhörer
  • Wähle Deine Worte mit bedacht
  • Achte auf Deine nonverbale Kommunikation

Gute Zuhörer zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihrem Gegenüber aktiv zuhören. Dies bedeutet, dass Du auf das Gesagte Deines Gesprächspartners reagierst, beispielsweise durch zustimmendes Nicken, aufmerksamen Augenkontakt und passende Rückfragen. Durch eine offene Körperhaltung fühlt sich der andere besser wahrgenommen, kurze verständnisvolle Körpersignale ermutigen ihn dazu, weiter-zusprechen. Indem Du Rückfragen stellst, machst Du Deinem Gegenüber nicht nur deutlich, dass Du ihm zugehört hast, Du kannst so außerdem vermeiden, dass Du bestimmte Aspekte falsch aufgegriffen hast und es zu Missverständnissen kommt.

Eine achtsame Wortwahl bei Gesprächen sorgt dafür, dass Du selbst besser verstanden wirst. Positiv formulierte Sätze wirken oft stärker als Negationen, da das Gehirn Verneinungen häufig nicht sofort wahrnimmt. „Ich bin traurig.“ ist deshalb wesentlich deutlicher als „Ich bin nicht glücklich.“ Mit dieser konkreteren Information kann Dein Gegenüber Dich sofort besser einschätzen und muss keine eigenen Interpretationen durchführen, die zu Unklarheiten führen können. Auch Verallgemeinerungen enden oft in Fehlkommunikation. Wenn Du eigentlich sagen möchtest „Ich will an den See fahren.“, aber stattdessen von dir gibst „Man sollte das schöne Wetter ausnutzen.“ ist dies für Deine Mitmenschen schnell irreführend. Überlasse es nicht den anderen, Deine Bedürfnisse zu erraten.

Deine Körpersprache, Mimik und Gestik sind häufig ein unbewusster Teil Deiner Kommunikation, doch sie lassen sich zu einem gewissen Teil ebenfalls trainieren. Mit einer angemessenen nonverbalen Kommunikation wirst Du bei Gesprächen offener und sympathischer wahrgenommen. Hältst Du häufig Vorträge oder Reden vor anderen Menschen, kannst Du mit geeigneten Methoden wie Rhetorikseminaren oder Präsentationstrainings dafür sorgen, dass Du überzeugender und selbstbewusster wirkst und Dein Publikum Dir aufmerksamer zuhört.


  • Zeige Interesse an Deinem Gegenüber, sowohl durch Deine Worte als auch Körpersprache
  • Stelle Rückfragen, bevor Du voreilige Schlüsse ziehst
  • Lass Deinen Gesprächspartner aussprechen
  • Vermeide Verallgemeinerungen und kommuniziere stattdessen konkret und direkt
  • Mach Komplimente, wenn sie angebracht sind
  • Halte interessierten Augenkontakt
  • Bereite Dich auf wichtige Gespräche vor
  • Lerne die Körpersprache Deiner Gesprächspartner zu deuten
  • Nimm Dein Gegenüber als gleichberechtigten Partner wahr
  • Fasse das Gehörte kurz zusammen, um sicherzustellen, dass Du alles richtig verstanden hast
  • Nutze lieber eine bildhafte Sprache und Beispiele anstatt abstrakter Begriffe und Theorien
  • Meide Wörter wie „nie“ und „immer“, denn Übertreibungen enden häufig im Konflikt
  • Schenke Deinem Gegenüber Deine volle Aufmerksamkeit
  • Achte auf positive Formulierungen
  • Respektiere die Privatsphäre des anderen und werde nicht ungefragt zu persönlich

Einfache Übungen, um Deine Kommunikation zu verbessern

Am wichtigsten ist es jedoch, dass Du authentisch bist und nicht versuchst, Dich zu verstellen. Dein Gegenüber wird bemerken, wenn Deine Worte nicht zu Deiner Mimik oder Gestik passen oder Du Dir bei Details selbst widersprichst. Jeder Mensch hat seine eigenen Stärken und Schwächen und es ist wichtig, damit ehrlich und bewusst umzugehen.

Natürlich kannst Du nicht auf alle 15 Punkte gleichzeitig achten, während Du parallel versuchst, Dich auf das Gesagte Deines Gesprächspartners zu konzentrieren. Keine Sorge, richtig kommunizieren lernen ist ein Prozess, der vor allem Zeit und Training braucht. Die folgenden Übungen helfen Dir dabei, Deine Kommunikationsfähigkeit nach und nach zu steigern.

Die Selbstbeobachtung

Werde Dir selbst gegenüber achtsamer und beobachte Deine Wortwahl und Körpersprache von Zeit zu Zeit, während Du mit jemandem sprichst. Natürlich sollte der Großteil Deiner Aufmerksamkeit noch immer Deinem Gegenüber gewidmet sein, aber indem Du wahrnimmst, wie Du selbst agierst, erkennst Du, in welchen Aspekten Du Dich noch verbessern kannst. Nimm Dir für diese Übung einen der 15 vorangegangen Tipps und achte während des Gesprächs nur darauf, ob Du diesen konkreten Tipp instinktiv schon beherzigst oder nicht. Lerne Dich selbst und Deine Kommunikationsfähigkeit besser kennen.

Die „Ja, und“-Übung

Häufig rutschen Gespräche in eine negative und konfliktbeladene Richtung, weil einer oder beide Gesprächsparteien den Eindruck bekommen, dass der andere gegen ihn argumentiert oder überhaupt nicht zuhört. Besonders bei einem kreativen Schlagabtausch oder einem Brainstorming ist es sinnvoll, die Ideen des Gegenübers aufzugreifen, anstatt sie mit eigenen Vorschlägen zu ersticken. Gemeinsam werden Ideen schneller und besser entwickelt als im Alleingang. Außerdem schult Dich diese Übung darin, Deinen Mitmenschen besser zuzuhören.

Die Regeln der „Ja, und“-Übung sind denkbar einfach. Jedes Mal, wenn Dir in einem Gespräch ein „Ja, aber“ auf den Lippen liegt, ersetze es durch ein „Ja, und“. Du wirst schnell merken, wie grundlegend sich Deine Kommunikation dadurch verändert. Anstatt Dir eine Alternative zu überlegen, denkst Du nämlich stattdessen darüber nach, wie Du die Idee Deines Gegenübers ergänzen kannst.

So wird aus einem „Wir könnten doch ins Kino gehen.“
– „Ja, aber ich habe Lust auf ein Eis.“ ein „Wir könnten doch ins Kino gehen.“
– „Ja, und auf dem Weg dorthin essen wir ein Eis.“

Und aus einem „Weißt Du noch wie schön es in Italien war?“
– „Ja, aber es hat so viel geregnet“ wird ein „Weißt Du noch wie schön es in Italien war?“
– „Ja, und ich kann immer noch ein paar Worte Itali-enisch!“

Erkennst Du, wohin es führt?

Gehörtes zusammenfassen

Kommunikation

-communication(unsplash @ann_van_)




Hat Dein Gegenüber gerade eine Weile über ein konkretes Thema gesprochen, stelle eine Rückfrage, indem Du das Gesagte kurz zusammenfasst und durch eine Frage ergänzt. Auf diese Weise schulst Du Dich in aktivem Zuhören und lernst die Kommunikationsweisen Deiner Gesprächspartner besser ken-nen. Du vermittelst, dass Du aufmerksam bist und kannst gleichzeitig Missverständnisse verhindern.

Frage beispielsweise: „Du hast Deinen Vorgesetzten also um eine Gehaltserhöhung gebeten, aber er hat nur von der schlechten Konjunkturlage gesprochen und ist gar nicht direkt auf Dein Anliegen eingegangen?“ oder „Dein Freund hat Dich also angelogen und jetzt weißt Du nicht mehr, ob Du ihm weiter vertrauen kannst?“

Folgt auf Deine Frage eine Zustimmung, fühlt sich der andere gleich besser verstanden und Du kannst Dir sicher sein, alle Information richtig aufgefasst zu haben. Auf diese Weise gewinnt ihr beide.

Gespräche suchen

Je häufiger Du Dich mit verschiedenen Personen unterhältst, desto schneller bekommst Du ein Gefühl für die unterschiedlichen Kommunikationsarten Deiner Mitmenschen und desto besser kannst Du Dich selbst in der Gesprächsführung trainieren. Ob beim Friseur, in der Schlange an der Supermarktkasse, am Kaffeeautomaten in der Büroküche oder im Treppenhaus mit dem Nachbarn, versuche die Menschen um Dich herum in kurze Gespräche zu verwickeln, ein wenig freundlicher Smalltalk ist vollkommen ausreichend. Mit einem netten Lächeln und einer offenen, unverfänglichen Frage lernst Du Deine Mitmenschen und auch Dich selbst und Deine Kommunikationsfähigkeiten schnell besser kennen.

Wie jede Fähigkeit braucht Kommunikation viel Übung, um zum Meister zu werden. Deshalb nutze sich bietende Gelegenheiten und scheue Dich nicht davor, Fehler zu machen. Denn das Gute ist, dass Du durch die richtige Kommunikation mögliche Missverständnisse auch schnell wieder aus dem Weg räumen kannst.


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