Authentizität

Mit dem Ausdruck: "Das ist aber ein Original!" beschreiben Menschen gerne den Eindruck einer Art für den Betrachter hervorstechenden Stimmigkeit bei einem anderen Menschen. Authentizität erscheint zunächst als Begriff wenig greifbar, gilt aber als Fachausdruck für diese stimmige Wahrnehmung beim Gegenüber.

Im Wortsinn bedeutet Authentizität „dem Original verbunden“.

Synonyme für das Adjektiv "authentisch" können echt oder auch zuverlässig sein. Wenn Authentizität gemeint ist, wird auch oft von Ausstrahlung, Charisma oder Aura gesprochen.

Bei der Definition von Authentizität geht es grundlegend um das Phänomen der Deckungsgleichheit im Sinne einer Übereinstimmung mit dem Vorhandenen. Dieses Vorhandene können andere Menschen, Dinge, Inhalte, Tatsachen oder Gegenstände sein. Bei Ausbau deckungsgleicher Bezüge zu ihrer Umgebung wird die Identität (Überzeugungen, Werte, Vorstellungen, Vorlieben, Zuneigung u. a.) transparent. Die Menschen in der Umgebung nehmen diesen Bezug dann als authentisch wahr.


Authentizität

Meistens stellt sich bei den „authentischen“ Menschen selbst ein immer größeres Gefühl von Kohärenz ein. Forscher haben zudem herausgefunden, das Kohärenz im eigenen Leben das Glücksempfinden des Einzelnen sowie die Chancen auf Erfolg stark positiv beeinflussen kann.

Inhaltsverzeichnis

  1. Der psychologische Aspekt von Authentizität
  2. Wie kann ich authentisch sein?
  3. Wie kann ich authentisch auf der Bühne sein?
  4. Die Bedeutung nun Authentizität
  5. Ein Leben als Original

Der psychologische Aspekt von Authentizität

Da Authentizität als psychologisches Merkmal ein vielschichtig zusammengesetzter Begriff ist, gibt es auch mehrere wissenschaftliche Anknüpfungspunkte. Diese variieren je nach Interessenschwerpunkt aus den jeweiligen psychologischen Fachbereichen.

Psychologische Begriffe werden in einem von den meisten Lehrstühlen und in der Praxis bezogenem Standardwerk: „Lexikon für Psychologie“ aus dem Dorsch Verlag definiert. Dieses Lexikon gilt als Wörterbuch der Psychologie.

In diesem Buch findet sich der Begriff der personal unterscheidbaren Ursprünglichkeit als Definition von Authentizität. Authentizität ist den Ausführungen zur Folge die Kombination aus einer zeitlichen Einmaligkeit in Wechselbeziehung zu einer auf die Person bezogenen Unterscheidbarkeit. Alle auf die Existenz der Person bezogenen Merkmale wie etwa Entscheidungen oder Handlungen sind von dieser Beziehung abhängig.


  • Das Handeln ist dem Lexikon der Psychologie zur Folge in der Empfindung des Einzelnen als „ich-bezogen“ wahrnehmbar. Dies bedeutet einen persönlichen Ausdruck des inneren Vorstellungsrahmens über das Mittel einer im außen stattfindenden Aktion. Also kann die Empfindung des Individuums selbst allein die Basis und die Orientierung für ein authentisches Verhalten bilden. Oft wird als Synonym für Authentizität auch die Begrifflichkeit „innere Kohärenz“ gebraucht. Sich selber treu sein gilt als ein Kernelement dieses Begriffs.
  • Für die Fachwelt entsteht dieses authentische Gefühl aus der Fähigkeit zur selbst-distanzierten Betrachtung, einer gewissen Ernsthaftigkeit bezüglich der eigenen Gefühle, Werte und Vorstellungen, einer gesunden und vor allem realistischen Selbstbeurteilung und darüber hinaus aus einem gesunden Selbstwert.
  • Im therapeutischen Rahmen der Psychologie findet sich Authentizität als Gegenspieler zur sogenannten Identifikation in vielen Fachbereichen. Diese Konstellation wird in der Existenzpsychologie als Spiegel für die Beziehung und Beschaffenheit von Selbstwert und Fremdwert gebraucht. Hierbei gilt zu beachten, dass von der Notwendigkeit ausgegangen wird, beides gleichsam zu verfolgen, beziehungsweise als elementaren, „biologischem“ Lernaspekt bei Menschen das Kopieren und Nachahmen als gegeben zu akzeptieren und dann eine Entscheidung beziehungsweise Unterscheidung zu treffen. Neben den verschiedenen Ansätzen aus der Psychologie ist Authentizität auch immer etwas Angelerntes. Im besten Fall korrelieren Selbst- und Fremdwert, also Authentizität und Identifikation positiv miteinander.
  • Eine weitere Deutungsebene in der Psychologie verbindet das Wort Authentizität in einem engen Verhältnis mit dem Begriff der Identität. Dieser Identitätsbegriff wird wiederum in vier Subkategorien unterteilt.

    1. Die erste Ebene gilt als die Ebene des Körpers und beschreibt den sogenannten Körperbezug, der als ein tragendes Element des Menschen dargestellt wird. Hier geht es um das Gefühl und den Grad der Übereinstimmung des „Ich“ im eigenen Körper. Einfach ausgedrückt heißt das, dass sich der Mensch in seinem eigenen Körper zu Hause fühlen „kann“, also es ihm möglich ist, seinen Körper als zu sich selbst gehörend wahrzunehmen und zu akzeptieren.
    2. Die zweite Ebene umfasst den emotionalen Aspekt der Authentizität. Das Individuum kann Emotionen wahrnehmen und sich mit diesen identifizieren. Dazu gehört auch eine meist unterbewusste Kenntnis um die Distanz zu anderen Menschen. Gefühle können dadurch erst als eindeutig zu sich selbst gehörend interpretiert werden.
    3. Der dritte Aspekt von Authentizität wird als die Ebene der Entscheidungsfähigkeit bezeichnet. Darunter fällt die Beurteilung von Gegebenheiten, angefangen bei der persönlichen Situation bis hin zu politischen, sozialen oder gesellschaftlichen Verhältnissen. Das sogenannte Einsetzen eines ethischen Blickwinkels auf die Welt ist immer eingebettet in den eigenen Kontext und eine wertgebende Konstruktion von Sinn. Daraus entsteht auf der einen Seite Einzigartigkeit und eine gewisse Einmaligkeit. Auf der anderen Seite entsteht Empathie. Den Psychologen zur Folge lässt eine einzigartige Identität überhaupt erst die wesentlichen Unterscheidungen zu.
    4. Die vierte und letzte Ebene beschreibt die Ebene des Handelns. Durch das Handeln wird die Authentizität für andere erst wahrnehmbar, weil die Identität nach außen getragen wird. Die ersten Bezugspersonen können früh den authentischen Weg für das Kind vorbereiten oder aber die „Originalität“ des Kindes sabotieren: “Die größte Verletzung, die man einem Kind zufügen kann, ist die Zurückweisung seines wahren Selbst. Wenn die Eltern die Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche ihres Kindes nicht respektieren, weisen sie das wahre Selbst des Kindes zurück und zwingen es dazu, ein unechtes Selbst zu entwickeln.“ (John Bradshaw)

Wie kann ich authentisch sein?

Wie aus den psychologischen Perspektiven ersichtlich, ist Authentizität wichtig, um ein stimmiges Leben führen zu können. Allerdings deutet schon die Annäherung an eine Definition die Vielschichtigkeit und Komplexität des Themas an. Deshalb scheint es auch zunächst schwierig, eine Orientierung bei der Verbesserung der eigenen Authentizität zu finden. Es ist zwar durchaus möglich, authentischer zu werden, aber es gibt einige mögliche Denkfallen auf dem Weg.

Es sollte beispielsweise nicht fälschlicherweise angenommenen werden, dass Authentizität über die Veränderung äußerer Umstände erreichbar wäre. Vielmehr ist es so, das hier die inneren Vorgänge in einem Menschen eine elementare Rolle für die Veränderung spielen. Diese werden nach außen „übersetzt“ beziehungsweise „gespiegelt“ und sind dann für die Betrachter in weiterer Konsequenz erst wahrnehmbar.

Es gibt grundsätzlich zwei verschiedene Herangehensweisen an eine Problembehebung:

  1. Eine sogenannte via positiva beschreibt den Sachverhalt einer Problemlösung durch das Hinzufügen von Hilfestellungen,
  2. oder unter Anwendung effizienter Methoden, die sogenannte via negativa eine Reduzierung von negativen Einflüssen zum Erreichen eines gewünschten Zustands.

Meistens ist es eine sehr gute Idee, im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung zweigleisig zu agieren.

Via Negativa

Im Fall von Authentizität ist es notwendig, den die Authentizität untergrabenen Prozessen sinnvoll entgegenwirken zu können. Dafür lohnt es sich, das Gegenteil von diesem Begriff einmal näher zu betrachten. Das Gegenteil von einem Original ist eine Kopie. Eine Kopie ist immer etwas Nachgemachtes. Also ist die Reduzierung der Nachahmung von fundamentaler Bedeutung.

Beispiel

Ein simples Beispiel wäre eine Person, die gerne mehr „Charisma“ hätte. Sie sieht zufällig eine andere tolle Person mit einer ansprechenden Ausstrahlung und ist begeistert. Sie prägt sich nun die äußerlichen Details ein und ahmt diese, in der Hoffnung dann ebenfalls mehr Ausstrahlung zu erhalten, nach. Das funktioniert natürlich nicht. Denn wann immer allein ein äußerliches Merkmal oder eine Verhaltensweise kopiert wird, um einen von innen kommenden Zustand zu erreichen, ist die Person leider auf dem falschen Weg. Weder Authentizität, Erfolg, Glück oder Selbstverwirklichung sind durch Nachahmung wirklich erreichbar. In diesem simplen Sachverhalt liegt ein wahrer Schlüssel für Veränderung.

Ein weiterer Ratschlag der via negativa ist, nichts vorzugeben was einem nicht wirklich selbst auch entspricht. Auch wenn es manchmal schwerfällt und die allermeisten Menschen – meist bedingt durch soziale Rollen-Momente in ihrem Leben haben, in denen sie nicht zu dem stehen können was sie sagen, denken oder tun. Bis zu einem gewissen Grad ist Angleichung und damit eine gewisse Abgabe von Authentizität allerdings auch normal. In einem Arbeitsverhältnis beim Gespräch mit dem Vorgesetzten beispielsweise ist es nur natürlich, dass eine Unterordnung aufgrund der existierenden Hierarchie stattfindet. Wenn die Deckungsgleichheit der Identität mit der Identifikation allerdings gar nicht gegeben ist, ist jedoch Vorsicht geboten. Die Konsequenz wäre im Extremfall Selbstbetrug.

Via Positiva

Sich auf die Suche nach sich selbst zu begeben, ist hingegen ein erster Schritt in Richtung mehr Authentizität im Sinne der via positiva. Manche mögen hier an große Vorhaben denken oder die gleich die komplette Identität beziehungsweise Persönlichkeit verändern wollen, aber wie bei allem anderen auch gilt es, die vielen kleinen Schritte dem einen großen Sprung vorzuziehen. Diese ersten Schritte können sein, sich die eigenen Vorlieben anzuschauen und zu entdecken was einem persönlich gefällt. Es geht im ersten Versuch um den ersten Schritt in Richtung eines langfristigen Entschlüsselns des eigenen Wesens. Damit ist der Sinn, das Wertesystem und die Vorstellung vom Leben gemeint, die zu einem persönlich passt.

Betreffend der Stärken und Schwächen eines jeden Menschen muss gesagt werden, dass für Authentizität hier nur die via positiva eine Lösung darstellen kann.
Stärken zu fördern, anstatt Schwächen zu reduzieren ist nämlich ein weiterer, äußerst wichtiger Ratschlag auf dem Weg zu mehr Authentizität. Schwächen ausradieren zu wollen, bedeutet eine Anstrengung in Richtung einer Angleichung.

Der Schweizer Journalist Walter Rudin schrieb: „Wo Originale Außenseiter sind, erträgt die Gesellschaft nur Kopien“.

An Stelle der Reduzierung von Schwächen ist es nötig, Stärken auszubauen. Die gleiche Energie, die vorher zur Angleichung führte, wird dann zur Individualisierung beziehungsweise zum Ausbau der individuellen Kompetenzen verwendet. Dieser Fokus auf die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten es, der Authentizität fördert und nebenbei die Chance auf eine glückliches und erfolgreiches Leben begünstigt.

Die Doktorin der Houston Universität und Autorin Brene Brown beschreibt das deutlich: „Authentisch sein ist eine Ansammlung von Entscheidungen, die wir täglich treffen. Es geht um die Wahl, sich zu zeigen und ehrlich zu sein. Die Wahl, andere unser wahres Ich sehen zu lassen“.

Wie kann ich authentisch auf der Bühne sein?

Marian Zefferer

Tipps von Rhetorik-Trainer Marian Zefferer – Wieder ganz authentisch auf der Bühne:

Die Bedeutung von Authentizität

Es gibt zwei verschiedene Bedeutungen von Authentizität. Ihr wird eine innere und eine äußere Ebene zugeschrieben wobei die innere als die zentrale gilt. Dies liegt daran, dass sich die bedeutende äußere Ebene, die wahrgenommen wird, als Resultat zu der inneren Ebene zeigt. Die innere Wahrnehmung wird in Bezug mit der Außenwelt gesetzt und nicht andersherum.

Der Selbstwert dominiert über den Fremdwert. Also sollte auf die Stimmigkeit geachtet werden egal, ob es die Lebensweise, die Werte, der Umgang, die Umgebung, die Familie oder irgendetwas anderes betrifft. Erst eine gefühlte runde Sache in Bezug auf die komplette Umgebung und Lebensrealität des Individuums macht glücklich. Authentizität macht in einem übergeordneten Maße einen Baustein für ein glückliches Selbst und somit auch für ein glückliches Leben aus. Darüber hinaus hat Authentizität die Eigenschaft, Vertrauen zu fördern.

Ein Leben als Original

Authentisch zu sein ist etwas, was einem dann gelingt, wenn man bei sich selbst bleibt. Es geht eigentlich nicht so sehr um die Präsentation im Außen, es geht vielmehr um eine innere Entscheidung zugunsten der eigenen Werte und Vorstellungen. Die am echtesten wirkenden Menschen sind die, bei denen diese Wirkung von innen ausstrahlt. Deshalb ist der Weg zur Authentizität symbolisch auch auf eine innere Reise zu sich selbst übertragbar. Je mehr ein Mensch über sich selbst weiß, desto mehr hat er die Möglichkeit sich authentisch zu verhalten und ebenso authentisch zu kommunizieren. Wenn jemand keine Kenntnis über sich selbst und seine Einstellungen hat, kann er dies auch nicht in irgendeinen persönlichen Bezug setzen.

Ein authentisches Leben zu leben, bedeutet immer auch sich selbst treu zu sein. Dieser authentische Lebensweg ist die einzige Möglichkeit, ein glückliches und gelingendes Leben zu führen. Alle guten Eigenschaften wie Disziplin, Geduld, Durchhaltevermögen, Ehrgeiz und so weiter nützen einem am Ende nicht besonders viel, wenn diese Eigenschaften für die falsche Sache eingesetzt werden. Ernst Niebergall, deutscher Mundart Dichter aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert, beschrieb es genau: „Die meisten Menschen sterben als Kopien während sie als Originale geboren sind“. Vielleicht ist es grundsätzlich wichtig zu beschließen, sein Leben als Original zu leben. Zudem ist es eine goldene Regel in der Lebenskunst, das es erstrebenswert ist, die beste Version seiner Selbst sein zu wollen.

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