Lerntypen – Effektiver Lernen

Definition: Lerntyp ist ein Begriff aus der Didaktik und Lernpsychologie. Es bezeichnet die individuelle und effektivste Art über eine bestimmte Sinneswahrnehmung zu lernen.

Inhalte

  1. Was sind Lerntypen?
  2. Lerntyp nach Kolb
  3. Lerntypen nach Vester
  4. Welche Lerntypen gibt es?
  5. Lerntyp-Test
  6. Wie kannst Du die einzelnen Lerntypen erkennen?
  7. Warum ist es wichtig zu wissen, welcher Lerntyp man ist
  8. Lerntypen-Theorie des NLP

Was sind Lerntypen?

Lernen
Lerntypen (Unsplash: ©Helloquence)

Hast Du in der Schule oder Uni gerne gelernt? Hat Deine Methode zu lernen auch immer die gewünschte Note gebracht? Wenn nicht, kann es daran gelegen haben, dass Du schlichtweg falsch gelernt hast.

Falsch lernen? Ja, laut Bildungsexperten gibt es das tatsächlich. Sicher fragst Du Dich, was an Deinem Lernverhalten falsch war, schließlich hast Du tagelang Deine Lernbücher gewälzt, Skripte markiert und die wichtigsten Notizen fleißig auf Karteikarten geschrieben. Oder Du hast Dich beim Erstellen Deiner PowerPoint Präsentationen besonders viel Mühe gegeben, es hat aber weder Spaß gemacht, noch hattest Du danach das Gefühl schlauer zu sein.

Woran kann es liegen, dass man trotz hohem Zeitaufwand und Mühen mit dem Lernstoff nicht vorankommt? Womöglich hast Du nicht über Deinen richtigen Sinneskanal gelernt.

Sowohl die Lehr- und Lernforschung als auch die Psychologie beschäftigen sich bereits seit einigen Jahrzehnten damit, wie Menschen Wissen am besten erlernen und vermitteln. Dabei sind einige Experten, wie etwa David Kolb oder Frederic Vester, die die Menschen in unterschiedliche Lerntypen einteilen. Nach ihrer Annahme lernt jeder dieser Typen auf unterschiedliche Weise. Ziel ist es, die für jeden Menschen effektivste Lernmethode herauszufinden, um ein effizientes Lernen zu ermöglichen.

Lerntyp nach Kolb

David Kolb entwickelte Anfang der 1980er Jahre ein Lernstil-Modell, welches auf der Annahme basiert, dass das Lernen auf Erfahrungen beruht. Laut Kolb ist das Lernen ein Prozess, bei dem zunächst Erfahrungen gesammelt und anschließend verarbeitet werden. Dies teilt er in vier Lernphasen ein.

  • Sammeln der Erfahrung
  • Reflektierendes Beobachten
  • Abstrakte Begriffsbildung
  • Aktives Experimentieren

Aus diesem Lernkreislauf leitet Kolb vier Lerntypen ab.

  • Der Denker – bildet Theorien und Begriffe aus reflektierten Beobachtungen
  • Der Entscheider – probiert Theorien aktiv aus
  • Der Entdecker – lernt aus der Reflexion gemachter Erfahrungen
  • Der Macher – gelangt durch experimentelles Handeln an ihre Erfahrungen

Laut Kolb wird jeder der vier Lerntypen von zwei Lernphasen geprägt. Der Denker lernt durch reflektierendes Beobachten und abstrakte Begriffsbildung. Der Entscheider bevorzugt abstrakte Begriffsbildung und aktives Experimentieren. Die Stärken des Entdeckers liegen im Sammeln von Erfahrungen und reflektierendes Beobachten. Die Stärken des Machers sind aktives Experimentieren und konkrete Erfahrung.

Lerntypen nach Vester

Frederic Vester war ein deutscher Systemforscher, Biochemiker, Autor und Universitätsprofessor, welcher eine andere Lerntypentheorie entwickelte. Vester geht davon aus, dass die Menschen, als Sinneswesen, Wissen auf unterschiedliche Weise aufnehmen. Er teilt die Menschen in vier Lerntypen ein:


  1. Der visuelle Lerntyp
  2. Der auditive Lerntyp
  3. Der kommunikative Lerntyp
  4. Der motorische Lerntyp

Welche Lerntypen gibt es? Die Lerntypen - Übersicht

Lernen
Lernen (Pixabay: ©sasint)
  • Was ist der auditive Lerntyp?
  • Der auditive Lerntyp lernt hauptsächlich über das Hören. Wie ein Schwamm nimmt er das Gesagte auf und kann es sich einprägen und anschließend verständlich wiedergeben. Für den auditiven Lerntyp eignen sich Vorlesungen oder Podcasts zum Lernen ideal. Auch lautes Vorlesen helfen diesem Lerntyp dabei, den Stoff zu verinnerlichen.


  • Was ist ein visueller Lerntyp?
  • Der visuelle Lerntyp lernt am besten, wenn er den Lernstoff sieht. Am effektivsten lernt er anhand von Bildern und Diagrammen. Auch wenn er viel mitschreibt, und den Lernstoff nachlesen kann, speichert er die Informationen besser ab. Visuelle Lerntypen sollten für das Markieren wichtiger Passagen und Daten bunte Farben verwenden, da sie diese besser miteinander kombinieren und in der Erinnerung abrufen können.


  • Was ist ein motorischer Lerntyp?
  • Der motorische Lerntyp, auch haptischer Lerntyp oder kinästhetischer Lerntyp genannt, lernt durch Anfassen und Ausprobieren. Ganz nach dem Motto: „learning by doing“ erfährt dieser Lerntyp die Welt über das selber-machen. Die Kombination von Bewegung, Experimentieren und Anfassen fördert sein Lernen aktiv. Der motorische Lerntyp kann nicht gut stillsitzen, weshalb das Lernen durch Sehen oder Zuhören, bei ihm nicht so gut funktioniert. Er braucht die Möglichkeit aktiv mitzugestalten, um mit seinen Händen den Lernstoff zu erfassen und zu verstehen.


  • Was ist ein kommunikativer Lerntyp?
  • Der kommunikative Lerntyp lernt am besten durch Gespräche mit anderen. Diskussionen und Gruppenarbeiten eignen sich für ihn besonders gut zum Erfassen des Lernstoffs. Bei der Kommunikation kann er gezielt die Fragen stellen, bei denen er nicht weiterkommt. Im Austausch hat er die Möglichkeit den Lernstoff von verschiedenen Blickwickeln aus zu beleuchten. Für den kommunikativen Lerntyp ist es die optimale Methode den Lernstoff mit einem Lernpartner oder in einer Gruppe durchzusprechen.


  • Mischtypen
  • Kaum ein Mensch ist nur ein spezieller Lerntyp. Eine Mischung aus mindestens zwei Lerntypen sind die Regel und das macht das Lernen auch etwas einfacher, denn je mehr Sinne genutzt werden, desto besser! Der eine kann beispielsweise besser lernen, wenn er visuelle und haptische Reize miteinander verbindet. Der andere kann vielleicht besser lernen, wenn er den Lernstoff hört und mit anderen kommunizieren kann. Welcher Lerntyp Du bist, kannst Du im nachfolgenden Lerntypen Test herausfinden:

    Einige Bildungswissenschaftler und Experten aus dem Bereich der Pädagogik üben jedoch harsche Kritik, wenn es um die Einteilung in Lerntypen geht. So untersuchten die Lernforscher Hal, Doug Rohrer, Robert Bjork und Mark McDaniel im Jahr 2008 Studien über die Wirksamkeit der Einteilung in Lerntypen. Laut Aussage der Experten seien die Studien nicht nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführt wurden und somit nicht aussagekräftig. Einen wissenschaftlichen Beweis, dass das Lernen nach unterschiedlichen Typen tatsächlich funktioniert, gibt es somit nicht.

    Dennoch bedienen sich zahlreiche Lehreinrichtungen an den Modellen der Typen-Lehre. Wer nicht weiß welchem Lerntyp er entspricht, kann es mit dem folgenden Test herausfinden.

Lerntyp-Test: Welcher Lerntyp bist Du?

Du hast öfters Probleme damit, Dir neuen Lernstoff einzuprägen und wirklich zu verstehen? Keine Sorge! Zweifle nicht an Deinen Fähigkeiten, denn vielleicht liegt es nur daran, dass Du bis jetzt falsch gelernt hast. In diesem Test kannst Du Deinen Lerntyp herausfinden.



  1. Wie kannst Du am besten lernen?
  2. A- Mit bunt markierten Stellen in meinen Notizen
  3. B- Wenn es mir jemand in einfachen Worten erklärt
  4. C- In der Gruppe mit anderen Lernenden
  5. D- Wenn ich selbst mit Gegenständen experimentieren und ausprobieren kann

  6. Was würdest Du tun, wenn Du beim lernen nicht weiterkommst?
  7. A- Ein YouTube Video anschauen
  8. B- Ein Podcast /Hörbuch zum Thema besorgen
  9. C- Mit anderen eine Lerngruppe bilden
  10. D- Aus dem Thema einen Vortrag machen

  11. Nach einer anstrengenden Woche kannst Du am besten entspannen, wenn Du…
  12. A- Ein Buch lesen
  13. B- Musik hören
  14. C- Dich mit Freunden triffst
  15. D- Beim Sport auspowern

  16. Was wünschst Du Dir, wenn Du etwas Neues lernst?
  17. A- PowerPoint Folien, Skizzen und Diagramme
  18. B- Eine klare und deutliche Sprache
  19. C- Gruppenarbeit und Austausch mit anderen
  20. D- Praktische Übungen und anschauliche Beispiele

  21. Du möchtest eine Reise buchen. Die erforderlichen Informationen zum Urlaubsziel…
  22. A- Beziehst Du aus Bildern und Reiseführern
  23. B- Erfragst Du beim Reisebüro
  24. C- Besprichst Du mit Freunden, die schon dort waren
  25. D- Entdeckst Du vor Ort auf eigene Faust

Auswertung:

  • Überwiegend A:
  • Du gehörst zu den visuellen Lerntypen. Wahrscheinlich sind Deine Skripte und Lernbücher farblich markiert.

    Kleine Diagramme, Skizzen und Randnotizen helfen Dir beim Lernen und Merken. Alles, was Du visuell erfassen kannst, hilft Dir sehr gut beim Einprägen neuen Lernstoffs.


  • Überwiegend B:
  • Du bist der auditive Lerntyp und lernst am besten, wenn Du absolute Ruhe um Dich hast und den Lernstoff über das Gehör aufnimmst.

    Vorlesungen oder Podcasts sind für Dich eine effektive Lernmethode. Auch kannst Du Formeln, Merksätze oder Textpassagen auf ein Diktiergerät (oder Smartphone) aufnehmen und Dir immer wieder anhören. So verinnerlichst Du den Stoff am besten.

  • Überwiegend C:
  • Du lernst am besten durch Erklären. Als kommunikativer Lerntyp ist für Dich der Austausch mit anderen besonders wichtig, um Dinge zu verstehen.

    Im Gespräch hast Du die Möglichkeit gezielt Fragen zu stellen, was Dir die Kombination der Zusammenhänge erleichtert. Für Dich bieten sich Lerngruppen oder ein Lernpartner an, mit welchem Du die zu lernenden Themen eingehend besprichst und hinterfragst.

  • Überwiegend D:
  • Als motorischer Lerntyp gehört es für Dich beim Lernen neuer Dinge dazu, dass Du Deine Hände benutzen und selbst mitanpacken kannst.

    Experimente und praktische Arbeiten mit Rohstoffen bereiten Dir wahrscheinlich große Freude. Du gehörst zu den Menschen, die bestimmte Abläufe am besten selbst durchführen oder sie direkt beobachten kannst.

Wie kannst Du die einzelnen Lerntypen erkennen?

Den eigenen Lerntyp zu kennen ist die Basis für ein erfolgreiches Lernen. Um herauszufinden welcher Lerntyp Du bist, kannst Du verschiedene Lernmethoden ausprobieren. Probiere aus, wie gut Du das Wissen aus Zeichnungen, Texten oder Diagrammen einprägen kannst. Hörst Du Dir selbst zu, wenn Du durch lautes Vorlesen einen wissenschaftlichen Artikel verstehen willst. Oder lernst Du anhand von physischen Körpern. Vielleicht hilft Dir auch der Austausch mit anderen ein Lernthema zu verstehen.

Warum ist es wichtig zu wissen, welcher Lerntyp man ist

Lernstile und Lerntypen beschreiben nichts anderes, als eine bestimmte Vorliebe für die Aneignung von Wissen. Der eine möchte Wissen lieber über visuelle Reize vermittelt bekommen, der andere möchte es lieber mit praktischen Übungen erlernen. Wo der eine sich den Lernstoff über das Hören besser einprägt, lernt der andere über den Austausch im Gespräch besser.

Lerntypen empfinden die jeweilige Art der Wissensvermittlung als effizienter. Das liegt daran, dass die Sinne unterschiedlich stark ausgeprägt sind und sich ein bestimmter Kanal besonders gut zum Aufnehmen, verarbeiten und verstehen von Informationen eignet. Wer weiß, über welchen Sinneskanal er am besten lernt, der weiß, wie er sich effizient nachhaltiges Wissen aneignen kann.


Lerntypen-Theorie des NLP

Auch in der Neurolinguistischen Programmierung (NLP) werden die Lerntypen diskutiert. Bei NLP handelt es sich um Kommunikationstechniken, die die psychischen Abläufe im menschlichen Gehirn beeinflussen und gewünschte Denk- und Handlungsweisen hervorrufen. Des Weiteren geht NLP davon aus, dass innere Vorgänge im Menschen mit seiner Wahrnehmung gleichgesetzt werden.

Diese Annahme basiert auf den fünf Sinnen, mit denen der Mensch seine Umwelt wahrnimmt.

  • Auditiv (Hörsinn)
  • Visuell (Sehsinn)
  • Haptisch (Tastsinn)
  • Olfaktorisch (Geruchssinn)
  • Gustatorisch (Geschmackssinn)

Diese Kommunikationskanäle haben alle Menschen gemein. (Ausgenommen Menschen mit Behinderungen, die einen oder mehrere Sinne betreffen). Die Ausprägung der einzelnen Kommunikationskanäle sehen einige Forscher in der Kindheit. So entschiedet sich ihrer Annahme nach also, mit welchen Sinnesorganen wir unsere Umwelt später besonders gut wahrnehmen können. In der Regel sind zwei der fünf Sinneswahrnehmungen beim Menschen besonders ausgeprägt. Die Kombinationen unterscheiden sich.

Möchte ein NLP Anwender nun zu jemandem einen gemeinsamen Draht (Rapport) herstellen, sollte er jene Variante nehmen, die auf den Sinn-Typus der jeweiligen Person am besten abgestimmt ist. Tut er das nicht, werden die Informationen nicht zielführend übermittelt.

Mehr dazu gibt es hier: Repräsentationssysteme: VAKOG

Beispiel:

NLP-Anwender (Autoverkäufer) möchte seinen Kunden zum Kauf eines Sportwagens bringen. Er weiß nicht, dass sein Kunde ein motorischer Lerntyp ist und dass er seine Welt hauptsächlich über das Anfassen und Ausprobieren wahrnimmt und erfasst.

Der NLP-Anwender zeigt dem potenziellen Kunden die Innenausstattung, erklärt ihm alle relevanten Informationen und versucht im Verkaufsgespräch mit einer besonders lebhaften Sprache den Kunden auf emotionaler Ebene anzusprechen. Vielleicht kauft der Kunde das Auto, vielleicht aber auch nicht. Was soll der NLP-Anwender also tun, um die Kaufwahrscheinlichkeit zu beeinflussen? Er muss den Kunden auf seiner jeweiligen Lerntypen-Ebene ansprechen!

Besser ist also, dass er zusätzlich zum visuellen (zeigen der Inneneinrichtung) und auditiven Reiz (Erklären, Motorengeräusche) den Kunden den Sportwagen selbst fahren lässt. Dieser Lerntyp ist pragmatisch veranlagt. Er probiert selbst aus, er muss mit seinem Körper und seinen Händen aktiv in das Geschehen integriert werden.

Auch wenn die Lerntypen-Theorie nicht wissenschaftlich bewiesen ist und immer mehrere Sinne beim Erfassen der Welt eine Rolle spielen, so kann man diesem Ansatz doch eine Chance geben. Probiere aus, wie Du am besten lernst und welche Sinneskombination bei Dir am besten funktioniert. Nur so kannst Du Klarheit schaffen, ob sich die Lerntypen-Methode für Dich lohnt und wie sie Dein Leben positiv beeinflussen kann.



Zurück zum Seitenanfang