NLP für Lehrer

Strategien für das Klassenzimmer und das Selbstmanagement

NLP für Lehrer E-Book

Nutze die Tipps der NLP-Lehrcoaches Evi Anderson-Krug und Stephan Landsiedel, um Deinen Unterricht noch wirkungsvoller zu gestalten.

NLP für Lehrer

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In diesem E-Book erfährst Du ...

  • ... wie Du über Rapport einen guten Draht zu Deinen Schülern aufbauen kannst
  • ... wie Du unterschiedliche Lerntypen erkennst und optimal unterstützt
  • ... was Du in stressigen Situationen tun kannst, um wieder entspannt und kraftvoll zu sein

Vorwort

Kennst Du das? Du hast aus Überzeugung den Lehrerberuf gewählt und bist mit viel Engagement gestartet. Vielleicht ist es nach wie vor Dein Traumjob, vielleicht hast Du inzwischen auch die eine oder andere Frustration im beruflichen Alltag erlebt.

Große und heterogene Klassen, zunehmend „schwierige“ Schüler, Inklusion und Migration – das sind nur einige Themen, die Lehrerinnen und Lehrer heute vor Herausforderungen stellen. Fachlich, pädagogisch und didaktisch sind sie meist hervorragend ausgebildet. Im Schulalltag sind jedoch zusätzlich gute Strategien im Umgang mit der Klassendynamik, in Einzelgesprächen und beim eigenen Stressmanagement gefragt.

In diesem E-Book habe ich daher ein paar erprobte NLP-Tools speziell für Lehrkräfte zusammengestellt. Damit gemeinsames Lernen mehr Spaß machen kann – und Dein Traumjob ein Traumjob bleibt.

NLP in der Schule – ein Wort vorab

Immer mal wieder taucht die Bemerkung auf, dass NLP in der Pädagogik und vor allem in Schulen nichts verloren hat. Die Lehrerin könnte schließlich ihre Schüler manipulieren. Es stimmt: Lehrkräfte haben großen Einfluss auf ihre Schüler. In den ersten Schuljahren sind sie meist Bezugsperson und Vorbild, in höheren Jahrgangsstufen haben sie die Macht, durch Noten die weitere Berufslaufbahn zu beeinflussen. Mit anderen Worten, Lehrer „manipulieren“ – also prägen – ihre Schüler ohnehin. Das ist gar nicht vermeidbar. Sei es durch ihren Unterrichtsstil, durch Lob und Ermahnung, durch die Stimmung im Klassenzimmer. Manchmal reicht sogar eine unbedachte positive oder negative Bemerkung, um die Motivation eines Schülers zu verändern.

Und Hand aufs Herz: Manche Lehrer leiden eher unter der Situation, ihre Schüler offenbar gar nicht beeinflussen zu können, z.B. für Ruhe und Konzentration zu sorgen.

Wie wäre es, wenn Du Deine Fähigkeiten nutzen könntest, die Schüler im Positiven zu beeinflussen? Zum Beispiel weg von Schulunlust und hin zu mehr Motivation? Indem Du Vertrauen aufbaust und sie optimal bei ihrem Lernen unterstützt?

1. Strategien im Klassenzimmer

Der gute Draht zu den Schülern

Im NLP nennen wir den guten Draht zwischen Menschen „Rapport“. Rapport schafft eine vertrauensvolle Basis und ist eine wichtige Voraussetzung für eine positive Lernatmosphäre.

Vermutlich gibt es jede Menge Schüler, Kollegen und auch Eltern, mit denen Du auf Anhieb gut klar kommst. Ihr sprecht dieselbe Sprache und die Chemie stimmt von Anfang an. Ihr habt Rapport miteinander. Ebenso gibt es natürlich Menschen, mit denen es nicht so rund läuft. Was machst Du dann? Meist sind diese Personen einfach anders als wir – und wir finden sie daher nicht auf Anhieb sympathisch.

Du kannst Rapport zu einer anderen Person aufbauen, indem Du Dich an sie angleichst. Spiegele dezent ihre Körperhaltung, d.h. stelle oder setze Dich so hin wie sie. Übernimm ihre Mimik. Rede in einem ähnlichen Sprechtempo wie sie, verwende dieselben Begriffe, die sie nutzt. Im NLP nennen wir das „Pacen“. Es geht dabei nicht um Nachäffen. Es geht um den gezielten Aufbau einer guten Kommunikationsgrundlage. Du lässt Dich auf den anderen ein. Das ist anfangs wie Reden in einer noch unvertrauten Fremdsprache und dient dazu, auf dieselbe Funk-Frequenz zu kommen. Sobald diese erreicht ist, habt ihr Rapport.

Was macht Rapport mit den Schülern?

Rapport bewirkt, dass sich ein Schüler im Gespräch mit Dir wohlfühlt und dadurch auf seine Ressourcen leichter zugreifen kann. Und in einem ressourcevollen Zustand wird er aufnahmefähiger für den Lernstoff.

Rapport zur ganzen Klasse aufbauen

Natürlich kannst Du nicht gleichzeitig die Körperhaltung jedes einzelnen Schülers spiegeln. Hier bietet NLP andere Möglichkeiten:

Stell Dich dorthin, wo Du üblicherweise präsentierst und lass Deinen Blick kurz von Schüler zu Schüler wandern. Das kannst Du relativ zügig tun, z.B. wenn Du die Klasse zu Beginn des Unterrichts begrüßt. Versuche, jeden einmal mit Deinem Blick zu erwischen. Dabei kannst Du lächeln, den Schülern zunicken oder vielleicht auch mit den Augen zuzwinkern. Nonverbal vermittelst Du so die Botschaft, dass Du präsent bist und dass Du jeden einzelnen wahrgenommen hast.

Zusätzlich kannst Du in Gedanken zu Dir in etwa folgendes sagen „Schön, dass ihr da seid“ oder „Ihr seid tolle Menschen“. Diese innere Einstellung ist nach außen spürbar.

Unsere Einstellung schafft Realität

In einem bekannten Experiment (Pygmalion-Effekt) wurde Lehrern suggeriert, dass bestimmte Schüler besonders talentiert und begabt wären. Die Lehrer stellten sich darauf ein und gaben diesen Schülern mehr Zuwendung. Sie ließen ihnen z.B. mehr Zeit für ihre Antworten und förderten sie insgesamt mehr. Diese Schüler zeigten später tatsächlich höhere Leistungen. Sie waren jedoch willkürlich per Losverfahren ausgesucht und benannt worden, unabhängig von ihrem tatsächlich ermittelten Potenzial. Der Pygmalion-Effekt zeigt deutlich, wie sehr eine positive Einstellung den Schülern gegenüber förderlich sein kann. Umgekehrt werden manche Schüler sehr schnell als schwierig eingestuft, manchmal sogar aufgrund ihres Vornamens.

Deine Vorannahmen und Einstellungen beeinflussen also Deine Schüler. Geh davon aus, dass sie ihr Bestes geben. Hilfreiche Einstellungen sind z.B. „Ich weiß, dass Du es kannst!“ oder „Du hast ein großes Potenzial“. Vielleicht magst Du es einfach mal ausprobieren?

Anker im Klassenzimmer

Anker ermöglichen uns, erwünschte Zustände (z.B. Freude, Ruhe, Aufmerksamkeit) quasi per Knopfdruck abzurufen. Beim Ankern wird ein äußerer, neutraler Reiz mit einer bestimmten Emotion gekoppelt, so dass beim erneuten Auslösen des Reizes automatisch dieselbe Emotion auftritt.

Anker können unabsichtlich entstehen, etwa wenn ein Schüler beim Schreck über eine schlechte Note zufällig ein bestimmtes Bild an der Wand anblickt. Allein der Anblick des Bildes kann ihn dann jederzeit wieder in einen schlechten Zustand bringen, ohne dass ihm bewusst ist, wieso.

Anker kannst Du im Klassenzimmer nutzen, um bestimmte, erwünschte Zustände der Klasse auf einfache Weise hervorzurufen. Ich möchte Dir hier „Bodenanker“ vorstellen, ausgewählte Stellen im Raum, die Du mit unterschiedlichen Zuständen verknüpfen kannst. Sobald Du sie einmal gut etabliert hast, kannst Du damit automatisch z.B. für Ruhe und Aufmerksamkeit sorgen, ohne jedes Mal erneut Zeit darauf zu verwenden.

Hausaufgabenplatz als Anker

Stell Dich immer an den gleichen Platz, wenn Du die Hausaufgaben ansagst. Das kann z.B. neben einer Tafel sein, auf der die Aufgaben notiert werden. Wichtig ist, immer dieselbe Stelle zu nutzen. Kombiniere es mit einer bestimmten Art zu sprechen, z.B. besonders sachlich oder deutlich. Wenn Du regelmäßig an diesem Platz die Aufgaben ankündigst, wirst Du von den Schülern automatisch mit mehr Aufmerksamkeit bedacht. Auch wenn Du zwischendurch wichtigen Lernstoff für eine Prüfung ankündigst, nutze den Hausaufgabenplatz.

Präsentationsplatz

Nutze die Stelle, an der Du Stoff vermittelst, als Deinen Powerplatz. Du kannst Dir diesen Platz positiv und kraftvoll ankern, wenn Du ungestört allein im Klassenzimmer bist:

Denke z.B. an eine Situation, in der Du Dich besonders kompetent oder stark erlebt hast. Stell Dir vor, Du würdest diese Situation und das dazu gehörige Gefühl gerade wieder erleben. Wenn Du dieses Gefühl besonders intensiv spürst, dann stell Dich auf Deinen Präsentationsplatz. Genieße das Gefühl von Kompetenz oder Stärke, während Du dort stehst.

Wenn Du möchtest, kannst Du noch ein weiteres, positives Gefühl auf dieselbe Art mit diesem Platz verankern.

Sobald Du im Unterricht Deinen Powerplatz betrittst, wirst Du die Wirkung spüren. Und sie überträgt sich auch auf Deine Klasse.

Fragenplatz

Ebenfalls kannst Du Dir eine Stelle im Raum suchen, an der Du z. B. Fragen der Schüler beantwortest oder die Klasse ermahnen musst. Gehe in diesem Fall weg von Deinem powervollen Präsentationsplatz und halte diesen frei von unangenehmen Emotionen.

Für die Schüler wird es unbewusst spürbar sein, dass Du besonders powervoll redest, wenn Du neuen Stoff erklärst, dass Du an einer anderen Stelle die Aufgaben ankündigst etc.

2. Unterschiedliche Lerntypen

Wir Menschen nehmen Informationen durch unsere fünf Sinne auf und codieren sie in unserem Gehirn. Dabei haben wir meist einen bevorzugten Sinneskanal, über den wir besonders gut lernen.

Visuelle Schüler sehen gern gut gestaltete Tafelbilder, Grafiken und Unterlagen, auditive hören sich gern die Informationen an und möchten den Stoff erklärt bekommen. Und kinästhetische Schüler (Fühl-Typen) begreifen buchstäblich am meisten, wenn sie etwas tun und ausprobieren können.

Gestalte daher Deinen Unterricht möglichst so, dass jeder dieser Hauptkanäle abgedeckt wird. Visualisiere, erzähle und lass die Schüler etwas tun. Damit kannst Du den Lernstoff optimal vorbereiten und vermitteln. Außerdem verstärkst Du damit den Rapport zur Klasse.

Natürlich können wir auch auf den anderen Kanälen Infos aufnehmen. Einige wenige Schüler jedoch sind nur visuell, nur auditiv oder nur kinästhetisch erreichbar. Sie nehmen die Informationen nur verzögert auf, weil sie innerlich den vermittelten Stoff erst in ihren Kanal übersetzen müssen. Das ist ungefähr so, als würdest Du einen Vortrag in einer Fremdsprache hören, die Du nicht hundertprozentig beherrschst. Daher kann es sein, dass Du im Thema schon weiter bist, bis die wichtige Info bei diesen „Übersetzern“ angekommen ist. Das kann zu Unruhe und Lernunlust führen.

Wenn Dir diese Schüler auffallen, kannst Du herausfinden, was ihr Haupt-Wahrnehmungskanal ist. Das kannst Du u.a. an den Begriffen heraushören, die sie verwenden.

Visuelle Schüler nutzen visuelle Begriffe wie „sehen, schwarz-weiß, zeig mir das, ich kann das nicht erkennen, das ist ganz verschwommen für mich, ich sehe schwarz“ usw. Bei auditiven Schülerinnen hörst Du „das klingt gut, das ist nicht stimmig, das Herumgekreische nervt, der tickt doch nicht richtig“. Und kinästhetische Schüler drücken sich so aus: „ich pack das nicht, können wir endlich loslegen, das lastet auf mir, ich hab das begriffen, ich hab den Eindruck dass…“

Versuche daher künftig, den Modus dieser Schüler häufiger beim Unterrichten zu nutzen. Wähle auch möglichst Begriffe aus allen Sinneskanälen. Damit blickt Deine Klasse besser durch. Sie hören eher zu. Und Du holst sie alle ins Boot.

Was Du sonst noch für ein gutes Klassenklima tun kannst

Zusätzlich schaffst Du eine gute Lernatmosphäre, indem Du das Klassenzimmer optisch ansprechend gestaltest. Sorge dafür, dass eine gewisse Ordnung eingehalten wird. Das sorgt visuell für Wohlbefinden.

Versuche, störende Geräusche auszuschließen. Manchmal kann eine laut tickende Uhr schon zu Konzentrationsmangel führen. Wenn möglich, verwende Vorhänge oder Lamellenjalousien vor den Fenstern. Sie absorbieren laute Geräusche und sorgen für eine bessere Akustik.

Und so mancher lernt leichter, wenn er sich ein Sitzkissen mitbringen und bequem sitzen darf. Oder zwischendurch mal bewegen kann.

3. Selbst- und Stressmanagement

Als Lehrerin oder Lehrer bist Du Führungskraft. Du führst eine Gruppe von Menschen, motivierst und förderst sie, und natürlich forderst Du auch Leistung von ihnen. Ich möchte Dir an dieser Stelle eine kurze, aber wirkungsvolle Methode des State Managements zeigen, mit der Du schnell Deine Ausstrahlung verbessern kannst und nonverbal Stärke vermittelst.

Stelle Dich 2-3 Minuten aufrecht mit nach oben gestreckten, leicht ausgebreiteten Armen hin. Diese Powerpose bewirkt, dass Du Dich schnell kraftvoller und kompetenter fühlst. Du vermittelst Energie und Führungskompetenz. Es funktioniert übrigens auch dann, wenn Du Dich vorher schlapp und unmotiviert fühlst.

Hintergrund: Amy Cuddy ließ in einem Experiment Studenten für ein paar Minuten in dieser Powerpose stehen. Vorher und nachher testete sie im Speichel der Probanden den Cortisol- und Testosteronwert. Bei den Studenten, die eine Powerpose eingenommen hatten, sank der Cortisolwert (unser Stresshormon) und der Testosteronwert (für Durchsetzung und Energie) stieg an.

Eine zweite Gruppe von Studenten sah sich danach Videoaufzeichnungen der Personen an, die vorher die Powerhaltung eingenommen hatten. Ihnen wurden mehr Führungskompetenzen zugetraut als den Personen in einer Vergleichsgruppe, die keine Powerpose genutzt hatten.

Du kannst die Wirkung noch steigern, indem Du während Deiner Powerpose lächelst.

Nutze diese Übung auch bei stressigen Situationen, z.B. vor einem schwierigen Eltern- oder Schülergespräch. Übrigens: Du machst diese Übung, wenn Du unbeobachtet bist, im Klassenzimmer oder an einem anderen Rückzugsort. Wenn Du das Gefühl hast, Deine ganze Klasse könnte gerade etwas mehr Energie brauchen, dann lass Deine Schüler ebenfalls so hinstellen. Lass sie dann folgenden Satz sagen „Oh, was geht’s mir schlecht!“ Da dies nicht kongruent gesagt werden kann, müssen die meisten vermutlich lachen und Du hast schnell die Stimmung im Klassenraum zum Positiven verändert.

Wenn es mal besonders heftig wird

Es gibt auch für erfahrene Pädagogen ab und zu Momente, in denen sie von Lampenfieber gepackt werden. Vielleicht steht ein Besuch des Schulrats an oder eine Lehrprobe im Referendariat. Vielleicht ist aber auch die Klasse gerade besonders schwierig.

Wenn Du in eine solche Situation kommst, einen Blackout erlebst oder befürchtest, kannst Du Dich schnell mit folgender Methode entspannen:

Nimm einen Ball (oder einen Apfel, eine Orange) und wirf ihn von einer Hand in die andere. Beobachte ihn dabei, während er von einer Seite auf die andere fliegt. Es wird Dir nicht gelingen, an Deinen trüben Gedanken festzuhalten, während Du dies tust. Grund: die Augenbewegungen, die Du damit auslöst, holen Dich sofort aus dem blockierten Zustand heraus.

Arbeitsplatz daheim

Wenn Du Klassenarbeiten mit nach Hause nimmst, sorge dafür, dass Du sie nur an einem bestimmten Platz liegen hast. Halte Dein Schlafzimmer oder den Bereich, in dem Du normalerweise entspannst und abschaltest, frei von Schulunterlagen.

Der Anblick der Hefte und Arbeiten würde Dich sonst ständig daran erinnern, dass Du noch etwas zu korrigieren hast. Wenn Du aktuell Stress mit einigen Schülern hast, kann sich dieser Anker auf Deine Wohnung übertragen. Sorge dafür, dass Deine Entspannungsräume frei bleiben.


Das war ein kleiner Ausschnitt aus den Möglichkeiten, die NLP Lehrern bieten kann. Wenn Du sie ausprobierst, kannst Du sicher bald die eine oder andere Verbesserung erleben.

Viele Bereiche habe ich nur gestreift.

Wenn Du neugierig geworden bist und mehr wissen möchtest, stöbere doch mal auf unserer Website oder komm zu einem unserer kostenfreien Abendseminare oder unserem NLP-Einführungswochenende.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Spaß damit, NLP zu entdecken.

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