Psychodrama

Drama-Rollenspiel
Drama-Rollenspiel (Pixabay: © Clker-Free-Vector-Images)

Wussten Sie, dass die Grundlagen für systemische Aufstellungen nahezu 100 Jahre alt sind? Sie wurzeln im Psychodrama von Jacob Levy Moreno. Während jedoch Systemaufstellungen für viele Menschen ein Begriff sind, kennt kaum jemand die Methode des Psychodramas. Es handelt sich dabei nämlich nicht etwa um eine Spielfilm-Variante oder Hollywood-Thriller, sondern um eine sehr wirksame Methode in Coaching und Therapie.

Inhaltsverzeichnis

  1. Definition
  2. Was ist Psychodrama?
  3. Wie funktioniert Psychodrama?
  4. Ziel
  5. Anwendungsmöglichkeiten
  6. Entstehung
  7. Surplus-Realität
  8. Grundbegriffe und Elemente
  9. Ablauf
  10. Techniken
  11. Beispiel für Ablauf
  12. Anwendung im Coaching
  13. Abschließende Gedanken
  14. Literatur

Definition Psychodrama

Bei Psychodrama handelt es sich um eine Methode der Psychotherapie und Beratung. Der Klient (hier Protagonist genannt) inszeniert dabei seine innerlich erlebte Wirklichkeit und die dazugehörigen äußeren Situationen wie in einem Theaterstück. Er nutzt als Darsteller die anderen Teilnehmer einer Gruppenpsychotherapie oder Aufstellungsgruppe. Diese stellen die Bezugspersonen des Klienten dar und gehen miteinander in eine szenische Interaktion. Auf diese Weise wird das innerliche Erleben des Protagonisten, z.B. ein Konflikt oder ungelöstes Problem, erlebbar und kann reflektiert und bearbeitet werden. Das Psychodrama wurde vom Arzt Jacob J. Moreno zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt.

Was ist Psychodrama?

Der Begriff wird meist als Oberbegriff verwendet für die drei Komponenten „Psychodrama, Soziometrie und Gruppenpsychotherapie“ bzw. „Psychodrama, Soziometrie und Rollenspiel“. (Soziometrie betrachtet dabei die sozialen Beziehungen und Strukturen, Gruppenpsychotherapie ist eine Therapieform im Beisein und mit Hilfe von anderen Menschen in einer ähnlichen Lage. Vgl. hierfür auch Soziogramm.) Generell können wir das Psychodrama als eine kreative Methode bezeichnen, bei der durch szenische Darstellung neue Entwicklungsmöglichkeiten für den Klienten herausgearbeitet werden. Dabei können vergangene Erfahrungen, aber auch gegenwärtige und künftige Situationen inszeniert und gestaltet werden.

Wie funktioniert Psychodrama?

Psychodrama
Psychodrama (iStock: © Wavebreakmedia)

Im Psychodrama werden dramatische bzw. für den Klienten bedeutsame Lebenserfahrungen nachgespielt. Dabei sind wie in einem Theaterstück ein oder mehrere Protagonisten, weitere Akteure und ein Regisseur vorhanden. Zudem gibt es eine Bühne und, sofern die Gruppe groß genug ist, auch Zuschauer. Im inszenierten Stück wird nicht nur miteinander gesprochen, sondern auch gehandelt. Das innere Erleben, die äußeren Umstände sowie vorherrschende Gedanken und Gefühle werden inszeniert. Durch diese Form können die dargestellten, bisher belastenden oder ungeklärten Situationen, sowie die Interaktionen der Mitspieler betrachtet und näher untersucht werden. Durch die Inszenierung mit Hilfe verschiedener Methoden kann die Situation auch kreativ verändert und neue Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Es geht hierbei nicht um künstlerischen Ausdruck oder das Erlernen schauspielerischer Fähigkeiten. Das Psychodrama zielt auf die Veränderung der Spielenden ab. Außerdem gibt es keine festen Rollenanweisungen oder konstruierte Szenen, die Themen und die Umsetzung entstehen aus der inneren Realität des Klienten bzw. Protagonisten. Der Regisseur kann dabei Impulse geben, indem er verschiedene Techniken einsetzt, um den Entwicklungsprozess in Gang zu halten. Im Psychodrama kann neues und ungewohntes Verhalten ausprobiert und erlebt werden, ohne die Konsequenzen eines „Fehlverhaltens“ im realen Leben befürchten zu müssen.



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Ziel des Psychodramas

  • Neue Erkenntnisse gewinnen
  • Gestaltungsspielraum für ungelöste Themen erfahren
  • Lösung innerer Konflikte und Spannungen
  • Neue Rollenmuster erleben und einüben
  • Verdeutlichung innerlich erlebter Konflikte und äußerer Beziehungen

Anwendungsmöglichkeiten

Der Einsatz von Psychodrama oder Psychodrama-Elementen ist längst nicht mehr nur der Gruppenpsychotherapie vorbehalten. Es wird mittlerweile in vielen Bereichen eingesetzt, wenn auch manchmal nur Auszüge oder einzelne Techniken daraus. Anwendungsbereiche sind z.B. (häufig als Ergänzung zu anderen Methoden):

  • Einzel- oder Gruppentherapie
  • In Kliniken (Sucht, Psychiatrie, Psychosomatik)
  • Persönlichkeitsentwicklung
  • Coaching
  • Erwachsenenbildung
  • Supervision
  • Soziale Arbeit
  • Pädagogik
  • Gruppendynamik
  • Theaterarbeit, Theatersport und Improvisationstechniken

Entstehung Psychodrama

Das Psychodrama wurde vom österreichisch-amerikanischen Arzt Jacob Levy Moreno entwickelt. Moreno liebte schon als Kind das Theaterspiel und eigene Inszenierungen. Als Medizinstudent spielte er in einem öffentlichen Wiener Park gern mit Kindern Theater. Anfangs erfand er Geschichten, doch die Kinder brachten irgendwann auch Erlebnisse von zu Hause mit, die dann in Szenen nachgespielt wurden. Auch Märchen wurden inszeniert. Die Kinder übernahmen einzelne Rollen und probierten dadurch auch neues Verhalten aus. Moreno interessierte sich darüber hinaus auch für andere Theaterinszenierungen. Dabei war ihm wichtig, diese kreativ zu verändern, statt das Stück eines Autors einfach nur nachzuspielen. Er gründete 1922 sein eigenes Stegreiftheater, bei dem die Zuschauer auf die Bühne kamen und Themen aus ihrem Leben inszenierten. Auch aktuelle Zeitungsberichte wurden nachgespielt. Moreno entdeckte dabei den heilsamen und kreativen Effekt dieser Form des Rollenspiels, sowie seine therapeutisch wirksamen Elemente.

Moreno entwickelte das Psychodrama auch deshalb, weil er unzufrieden mit der damals vorherrschenden Psychoanalyse Sigmund Freuds war. Nach Meinung von Moreno fehlten in der Psychoanalyse - die sich nur auf die Sprache beschränkte - wichtige Felder und Dimensionen, die ein Klient zum Bearbeiten seiner Probleme brauchte. Er fügte der rein sprachlichen Bearbeitung von Problemen die Inszenierung des inneren Erlebens hinzu. Das Psychodrama war geboren.

Surplus-Realität

Die Bühne bot für Moreno eine von ihm so genannte „Surplus-Realität“, d.h. im Spiel konnten die tatsächlichen Einschränkungen der Realität ganz einfach übergangen werden. Das Spiel eröffnete neue Möglichkeiten, fernab von den Begrenzungen der Realität. Fantasiefiguren konnten ebenso wie Tiere, Gegenstände oder Wesen aus einer anderen Welt eingefügt werden. Surplus-Realität war also ein Zugewinn ergänzend zur Realität, bzw. ein Mehrwert an Realität. Diese Fantasiewesen oder Objekte konnten als zusätzliche kreative Ressource genutzt werden. Auf diese Weise war z.B. auch die Inszenierung von körperlichen Symptomen oder Krankheit möglich, was zu neuen Erkenntnissen, neuen Lösungsansätzen und einem Selbstheilungsprozess führte.

Grundbegriffe und Elemente im Psychodrama

  • Die Bühne: Das Spiel kann an jedem Ort stattfinden, bei einer „Bühne“ im Psychodrama handelt es sich nicht um eine richtige Theaterbühne. Ein Seminarraum, ein freier Platz im Haus oder in der Natur sind gleichermaßen geeignet. Die entsprechenden Requisiten sind das, was gerade vorhanden ist: Stühle, Tische, Garderobenständer, doch auch Tücher, Kissen, Kleidungsstücke oder sonstige Gegenstände wie z.B. Steine, Stöcke etc. Sie können alles symbolisieren, was in der Inszenierung gebraucht wird. So können Kreativität und Phantasie ungehindert fließen und eine Surplus-Realität kann entstehen. Moreno bezeichnete die Bühne als „Erweiterung des Lebens über das wirkliche Leben hinaus“.
  • Die Spielleitung / Regisseur / Regisseurin: Die Spielleitung schafft ein Klima, in dem vertrauensvoll gespielt werden und sich der psychodramatische Prozess gut entwickeln kann. Sie beachtet den zeitlichen Rahmen und hat allgemein die Verantwortung für das Geschehen. Wie ein Regisseur kann sie andere Teilnehmer mit Informationen über das Thema versorgen. Auch gibt die Spielleitung Anregungen, z.B. indem sie hin und wieder bestimmte Techniken vorschlägt, um den Prozess zu steuern.
  • Der Protagonist / die Protagonistin: Dies ist der Klient oder Teilnehmer, der sein Thema auf die Bühne bringt bzw. inszeniert. Seine Aufgabe ist es, die Bühne zu definieren, mit Requisiten auszustatten und auch die jeweiligen Mitspieler zu benennen.
  • Die Hilfs-Ichs: Die Mitspieler sind wichtig, um das Thema zu entwickeln und das Drama in Gang zu bringen. Sie übernehmen Rollen aus dem Umfeld des Protagonisten, können auch Fantasiefiguren oder innere Anteile des Klienten verkörpern.
  • Der Kontext / das Setting: Häufig wird das Psychodrama in einer Gruppe umgesetzt. Hier bieten sich viele Möglichkeiten, mit den einzelnen Mitspielern in eine lebendige Interaktion zu gehen. Doch es gibt auch Möglichkeiten der Einzelarbeit. Vor allem im Einzelcoaching sind einzelne Elemente verändert, die Figuren bzw. Mitspieler werden in diesem Fall imaginiert.

Ablauf des Psychodramas


  1. Aufwärmphase: Sie wird durch die Spielleitung gestaltet. Die Spielleitung sorgt für ein förderliches und vertrauensvolles Klima, manchmal durch ein Gespräch, manchmal durch Aufwärmspiele. In dieser Phase wird das Thema herausgebildet. Protagonist und Mitspieler werden festgelegt, sie erhalten notwendige Informationen. Zudem werden die Bühne und die Requisiten hergerichtet.
  2. Spielphase: Nachdem die Anfangsszene festgelegt wurde (durch alle gemeinsam oder durch den Protagonisten), beginnt das Spiel. Die Mitspieler und der Protagonist treten in Interaktion, verbal und nonverbal. Einige Techniken können eingesetzt werden, um den Prozess zu lenken. Das Spiel geht so lange, bis eine sinnvolle Lösung oder Erkenntnis gefunden wird und es für den Moment gut abgeschlossen werden kann.
  3. Abschluss- oder Auswertungsphase: Nach dem Spiel wird das Geschehen in der Gruppe reflektiert, die Emotionen und Erfahrungen aller Beteiligter, auch der Zuschauer, besprochen.

Techniken im Psychodrama

Die Spielleitung des Psychodramas steuert durch verschiedene Techniken das Spiel. Dabei ist es wichtig, nicht zu viel zu lenken, um die Spontaneität und Entwicklung des Prozesses nicht zu stören. Folgende Techniken bieten sich an, um Impulse zu geben und den Verlauf zu unterstützen.

In der Aufwärmphase geht es primär darum, das Spiel in Gang zu bringen und Vertrauen aufzubauen.

  • Interview: Der Protagonist wird vom Spielleiter zu seinem Thema befragt. Dadurch erhalten er und die anderen Teilnehmer Informationen, die für die Inszenierung wichtig sind. Obwohl das Interview am Anfang eingesetzt wird, kann es auch später im Verlauf des Spiels immer mal wieder genutzt werden.
  • Leerer Stuhl: Vor die Teilnehmer wird ein leerer Stuhl gestellt. Die Gruppe wird aufgefordert, sich eine Person auf diesem Stuhl vorzustellen und auch mit dieser Person zu kommunizieren. Einige Zeit später fragt der Spielleiter, wen sich jeder einzelne vorgestellt hat und wie es ihm dabei ging. Als Übung in der Aufwärmphase gibt sie einen ersten Einblick über die Themen und Anliegen der einzelnen Mitglieder. Der leere Stuhl kann auch mit anderen Techniken kombiniert werden, z.B. mit Rollentausch. Auch später im Spiel kann er natürlich genutzt werden.
  • Zauberladen: In einem imaginierten Zauberladen hat die Fantasie freien Lauf. In einem solchen erdachten Laden kann jeder Teilnehmer die Sachen kaufen, die er braucht: egal ob Vergangenes, Zukünftiges oder Gegenwärtiges, realistische oder erfundene Dinge, bestimmte Eigenschaften, die man gern haben möchte usw. Auch die Teilnehmer untereinander können in den Läden der anderen einkaufen und sich die Ressourcen holen, die sie brauchen. Das Spiel kann eingeschränkt werden, indem z.B. nur ein einzelnes wichtiges Element dort gekauft werden kann. Der Laden zielt weniger auf einzelne Protagonisten ab, sondern mehr auf die gesamte Gruppe. Obwohl es als Aufwärmtechnik eingesetzt wird, kann es auch im späteren Handlungsverlauf immer wieder genutzt werden.

In der Spielphase besteht die Aufgabe des Leiters darin, zurückhaltend zu lenken, nicht zu sehr, um den spontanen Verlauf nicht zu verfälschen. Hierfür können die folgenden Techniken genutzt werden. Die Reihenfolge der Methoden hat nichts über den tatsächlichen Einsatz im Spiel zu sagen, es kann auch nur eine einzelne Technik zum Einsatz kommen.

  • Rollentausch/Rollenwechsel: Der Protagonist schlüpft hier in die Rolle seines Gesprächspartners und redet/handelt aus dessen Perspektive. Auf diese Weise fühlt sich der Protagonist auch in die Gefühle und das Erleben der anderen Person ein. Er wechselt von seiner eigenen Rolle und der Rolle des Gesprächspartners gegebenenfalls mehrmals hin und her.
  • Doppeln / Doppeltechnik: hier übernimmt ein Mitspieler bzw. ein Hilfs-Ich die Aufgabe, kurzzeitig neben oder schräg hinter den Protagonisten zu treten und stellvertretend Gefühle oder Gedanken auszusprechen, die bei ihm vermutet oder wahrgenommen werden. Der Begriff „Doppeln“ bezeichnet dabei die Körperhaltung, die das Hilfs-Ich einnimmt: es übernimmt die Körperhaltung, Gestik, Mimik, Atemrhythmus und erspürt so, was im Protagonisten vor sich geht. (Vergleichbar dem Pacing im NLP).
  • Spiegeln: hier wird der Protagonist von einem anderen Spieler dargestellt, während er selbst seine Rolle verlässt und dem Geschehen von außen zusieht. Dabei hat er eine gewisse Distanz zu der Szenerie. Gleichzeitig wird ihm ein Spiegel vorgehalten: wie er sich verhält, wie er redet, seine Eigenheiten, sein Verhalten sowie die Reaktion der anderen darauf. Es ist daher auch eine Konfrontation mit sich selbst.
  • Monolog: In dieser Technik spricht der Protagonist alle Rollen selbst. Auf diese Weise kann er auch die Rollen der Mitspieler deutlicher machen.
  • Zur-Seite-Reden: Der Spieler dreht sich für diese Technik zur Seite (oder dreht nur den Kopf) und spricht aus, was er denkt und fühlt. Seine Mitspieler reagieren darauf nicht, bzw. nehmen diese Aussagen nicht in den Dialog auf, denn sie können die „Gedanken“ ja nicht hören. Doch sie bekommen natürlich mit, was er sagt.

In der Abschlussphase sind im Rahmen einer Gruppendiskussion folgende Techniken sinnvoll:

  • Sharing: Die Mitspieler teilen dem Protagonisten mit, was sie im Spiel erlebt und erfahren haben, sowie ihre entsprechenden Gefühle dabei.
  • Rollenfeedback: Hier stehen die Gefühle im Fokus, die ein Spieler in seiner jeweiligen Rolle erlebt hat.
  • Prozess-Analyse: Auch der Prozess des Spielverlaufs wird in der Gruppe besprochen und analysiert.

Beispiel für den möglichen Ablauf eines Psychodramas


  1. Ausgangslage: Frau Schmidt hat einen Konflikt mit ihrer Teamkollegin und möchte diesen näher betrachten und klären.
  2. Vorbereitung: Der Leiter der Gruppe bittet sie zunächst, aus den anwesenden Teilnehmern und Mitspielern eine Person zu wählen, die jetzt die Teamkollegin verkörpern soll. Zudem wird die Situation festgelegt, in der die Szene spielen soll: im Büro, kurz nach der Mittagspause. Frau Schmidt gibt einige Informationen über ihre Teamkollegin, z.B. Alter, Betriebszugehörigkeit, Aufgaben innerhalb des Teams etc. Kurz und knapp, doch mit allen Infos, die für die Mitspieler wichtig sein könnten.
  3. Inszenierung: Die beiden (Frau Schmidt und die Darstellerin der Teamkollegin) stehen sich im Büro gegenüber. Frau Schmidt wird vom Leiter (der hier die Rolle eines Regisseurs übernimmt) gebeten, nun das Gespräch mit der Kollegin aufzunehmen. Nach einigen Sätzen unterbricht der Regisseur und regt einen Rollentausch an: Frau Schmidt übernimmt nun die Rolle ihrer Teamkollegin, während die Mitspielerin jetzt Frau Schmidt verkörpert. Die beiden tauschen auch räumlich die Plätze. Frau Schmidt antwortet jetzt aus der Rolle ihrer Kollegin. Anschließend werden erneut der Platz und die Rolle getauscht und sie antwortet erneut aus ihrer eigenen Position. Ein solcher Rollentausch kann mehrmals hin und her gehen, bis eine mögliche Konfliktlösung gefunden wurde.

Anwendung im Coaching

Auch im Einzelcoaching können Elemente des Psychodramas genutzt werden. Natürlich steht hier keine Gruppe von Mitspielern zur Verfügung. Doch die Techniken des Psychodramas können abgewandelt auch im Einzelcoaching genutzt werden. Meist sind sie hier unter anderen Namen bekannt:

  • Hierzu gehört der Positionswechsel (entspricht dem Rollentausch), bei dem der Klient in die Rolle des Gesprächspartners schlüpft.
  • Auch Teile-Arbeit bietet sich an (entspricht den Hilfs-Ichs), bei der innere Anteile benannt werden, zu Wort kommen dürfen und auf diese Weise interne Konflikte verbalisiert werden können.
  • Aufstellungen werden genutzt bei Konflikten, unklaren sozialen Beziehungen in Familie oder Organisation)
  • Die Meta-Position ermöglicht, ein Problem / Coaching-Anliegen „von außen“ zu betrachten.

Abschließende Gedanken:

Die Leitung eines Psychodramas als Gruppenmethode ist sehr anspruchsvoll und erfordert vom Regisseur ein hohes Maß an Empathie und Gespür dafür, was die einzelnen Teilnehmer und die Gruppe gerade weiterbringt. Je größer die Gruppe, desto unübersichtlicher kann die Dynamik sein und kann dann schwer gesteuert werden. Teilnehmer einer Psychodrama-Inszenierung sollten sich vorher informieren, ob die Spielleitung auch eine entsprechend qualifizierte Ausbildung zum Psychodrama-Leiter absolviert hat.

Die Elemente des Psychodramas haben jedoch seit vielen Jahrzehnten Beratung und Coaching für Gruppen und Einzelpersonen bereichert. Das Bearbeiten von eigenen Themen kann sehr nachhaltig sein, wenn man in andere Rollen schlüpft oder neue Handlungsalternativen durchspielen kann.

Weiterführende Literatur und Buchempfehlungen

Psychodrama: Eine Einführung (German Edition)

Psychodrama: Eine Einführung

264 Seiten, VS Verlag für Sozialwissenschaften; Auflage: 2010 (30. September 2010)
ISBN 3531165399

Christian Stadler

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Psychodrama: Grundlagen

Psychodrama: Grundlagen

300 Seiten, Springer; Auflage: 3., vollst. überarb. Aufl. 2014 (28. April 2014)
ASIN 3642449204

Falko Ameln, Josef Kramer

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Einführung in das Psychodrama: Für Psychotherapeuten, Berater, Pädagogen, soziale Berufe (essentials)

Einführung in das Psychodrama

56 Seiten, Springer; Auflage: 2015 (19. Januar 2015)
ASIN 3662456257

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278 Seiten, Klett-Cotta; Auflage: 1. (19. März 2016)
ISBN 3608891579

Christian Stadler, Sabine Spitzer-Prochazka, Eva Kern, Bärbel Kress

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336 Seiten, managerSeminare Verlag; Auflage: 2. Aufl. (28. September 2009)
ISBN 3936075816

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136 Seiten, Junfermann Verlag; Auflage: 1 (9. März 2017)
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