Bali – Ein gefährdetes Paradies

Gastbeitrag von Laura Pfaffenbach

Bali ist eine indonesische Insel, die für ihre bewaldeten Vulkanberge, saftig grüne Reisfelder, wunderschöne Strände und Korallenriffe bekannt ist. Wobei Bali nicht nur eine Insel ist. Bali ist ein Gefühl. Es ist das Lachen und die Herzlichkeit der Balinesen. Es ist der Geruch von Räucherstäbchen, von Kokosnuss schlürfen, Reis zum Frühstück und dem Lärm der zahlreichen Motorroller.

Die Religion ist fest im Alltag verankert

Bali ist eine authentische, hinduistische Welt bei der die Religion fest im Alltag und der Kultur verankert ist. Eine Welt voll mythischen Göttern, Opfergaben und Traditionen. Etwa 90 Prozent der Bevölkerung gehört der Hindu-Dharma-Religion an, die auf der Insel eine ganz eigene Form des Hinduismus gebildet hat. Die Balinesen glauben daran, dass alles in der Natur seine eigene Macht hat. Gut und Böse. Die Bösen Geister sitzen im Meer. Auf den Vulkanen leben die guten Geister. Die Balinesen glauben daran, dass stets Harmonie zwischen Gut und Böse auf der Welt herrschen muss. Eine bewundernswerte Philosophie. Um die bösen Geister zu besänftigen und die guten zu ehren werden täglich Opfergaben auf den Boden und im Tempel gelegt und viel Geld in Rituale und Feste wie Nyepi investiert. Der höchste religiöse Feiertag, an dem Ausgangssperre herrscht und sogar der Flughafen geschlossen ist.

Der Tourismus als wichtigster Wirtschaftsfaktor Balis

Bali ist ein Aussteigerparadies und eine Touristenhochburg. Über 6 Mio Touristen, weit mehr als Einwohner, landen jährlich auf der kleinen Insel, die etwa doppelt so groß wie Luxemburg ist. Wobei sich neben partywütigen kurzzeit Touristen auch zahlreiche langzeit Aussteiger oder Digitale Nomaden aus der ganzen Welt auf der Insel niederlassen. Die Rahmenbedingungen für eine Lebensstil, bei dem lediglich der Laptop und gutes Internet zum Arbeiten gebraucht wird sind hier hervorragend. Außerdem ist Bali eine riesige Spielwiese für Yogis, Surfer und Taucher.

Der Tourismus ist zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor Balis geworden. Neben dem Tourismus ist die Landwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftszweig der Insel. Es werden vor allem Reis, Kokosnüsse, Früchte, Gemüse und Kaffee angebaut. Die Reisbauern führen bis zu drei Ernten im Jahr durch. Aufgrund des boomenden Tourismus werden viele Reisfelder verkauft um Villen und touristische Infrastruktur auf den Grundstücken zu errichten. An jeder Ecke ist eine Baustelle anzutreffen. Das Bild verändert sich. Die grünen mit Reisfeldern durchzogenen Dörfer verändern sich in Betonbauten.

Eine Insel mit zwei Gesichtern und massiven Umweltproblemen

So faszinierend die saftig grünen Reisfelder, pink-roten Sonnenuntergänge oder die lächelnden Balinesen sind. Bali hat mit massiven Umweltproblemen zu kämpfen.

Obwohl Bali eine tropische, regenreiche Insel ist, ist das Grundwasser auf prekäre Tiefstände gesunken. Hauptursache ist hier der Tourismus. Etwa 60 - 65% des verfügbaren Wassers werden für die Tourismusbranche verbraucht. “Ein Tourist verbraucht etwa fünfmal so viele Ressourcen am Tag wie ein Balinese” wie Nino Lotze von der Umweltberatungsfirma PT. Mantra Bali berichtet. Pro Gast werden bis zu 2000 Liter Wasser pro Nacht verbraucht aufgrund von vielen Lecks und einem nicht effizient laufendem System. PT Mantra Bali berät Hotels, wie sie ressourcensparender arbeiten können und macht auf diese Problematik Wasserknappheit aufmerksam.

Die Trauminsel versinkt im Müll

Ein weiteres viel offensichtlicheres Umweltproblem mit dem Bali zu kämpfen hat, ist das gravierende Müllproblem. Ausgelöst durch zu viel Plastik, eine nicht funktionierende Abfallentsorgung und zu viele Menschen auf zu geringem Raum.

Hinter fast jedem Haus sind Müllberge zu finden, die Strände sind voller angeschwemmten Plastik, doch am schockierendsten ist der riesige “garbage mountain” bei dem täglich tonnenweise Müll abgekippt werden und die Bewohner des nahe gelegenen Slums darauf warten in dem Abfallberg Plastikflaschen und andere wiederverwertbare Abfälle zu finden. Welch gesundheitliche Folgen das für die Menschen mit sich bringt können wir erahnen.

Müll und Plastik gehören zu Balis Insel Bild wie Kokospalmen und der Vulkan Mt. Bantur. Doch einzig den Tourismus dafür verantwortlich zu machen wäre falsch. Das Problem ist weit größer. Die Strände Balis sind insbesondere in der Regenzeit mit Müll überschwemmt, welcher durch die Meeresströmung von anderen Inseln und der Flüsse der Inseln angeschwemmt wird. Müll im Ozean ist ein schwerwiegendes globales Problem. Mehr zu diesem Thema gibt es im 100 Tage Ozeane Projekt von York Hovest.

Es tut sich was – Aktivisten kämpfen gegen die Umweltprobleme

Auch wenn ich von den Umweltproblemen in Bali geschockt war, war ich gleichzeitig auch erfreut, wie viele Projekte und Organisationen ich entdeckt habe, die sich einsetzen dem Müll- und Wasserproblemen entgegen zu wirken. Einheimische, Touristen und Nichtregierungsorganisationen werden aktiv.

Das fängt mit #iamnotplastic Strohhalmen an und geht weiter zu lokalen Projekten wie Get Plastic oder Bye Bye Plastic Bags. Dima von Get Plastic hat eine Maschine entwickelt mit der aus Plastik Benzin hergestellt werden kann. Welch Errungenschaft nicht wahr? Leider ist das Projekt noch sehr klein. Aktuell werden viele Workshops und Fundraisingaktionen organisiert, deshalb konnte ich auch lediglich Dimas Team antreffen. Er selbst war mit der Maschine auf einem Fundraising Trip 1200km durch Indonesien unterwegs. Bye Bye Plastic ist eine Jugendbewegung im Kampf gegen Plastik. Das neben Bildung und Kollaboration verschiedene Projekte aufgebaut hat und sich global ausbreitet.

Zusätzlich gibt es einige Projekte, die auch jeder Urlauber, Reisende und Tourist unterstützen kann, wie beispielsweise Trash Heroes. Ein weltweites Netzwerk an Aktivisten und von Schweizern gegründete Projekt veranstaltet beispielsweise an unterschiedlichen Stränden wöchentlich “Clean-Ups” oder vertreibt wiederverwendbare Edelstahl Wasserflaschen zum Herstellungspreis.

© Laura Pfaffenbach

Bali ein Land über das die Meinung gespalten.

Auch meine Meinung über die Insel ist gespalten. In meinen Augen ist es ein Paradies, das gerade am untergehen ist, wenn sich nicht mehr Umweltaktivisten zusammentun und sich das Bewusstsein der Bevölkerung und der Besucher verändert. Deshalb mein Aufruf: Reise mit Herz und Verstand und hinterlasse so wenig touristische Fußabdrücke wie es nur möglich ist, verändere dein Bewusstsein und engagiere dich Vorort.

Alle Bilder dieser Seite: © Laura Pfaffenbach.