Landraub

Kraftwerk
©Meinzahn, iStock

Inhaltsverzeichnis

  1. Definition
  2. Entstehung
  3. Ursachen und Entwicklung
  4. Wer ist größtenteils an Landraub beteiligt?
  5. Wer ist besonders von Landraub betroffen?
  6. Auswirkungen
  7. Was kann ich selbst gegen Landraub tun?

Definition

Landraub oder auch (engl.) Land Grabbing genannt ist die teils legale, teils illegale Aneignung von Land mit Hilfe von Kauf- oder Pachtverträgen, hierbei kaufen meist ausländische Konzerne oder Privatinvestoren Land von Entwicklungsländern.
Dieses Land, meist Agrarflächen werden zum Anbau von Nahrungsmitteln oder Pflanzen zur Gewinnung von Sprit genutzt. Zum Vorteil von reichen Industrieländern werden dann die kompletten Ernteerträge aus dem Herkunftsland exportiert. Durch die externen Ackerflächen stellen sich ausländische Konzerne die Energie-, Wasser- und Nahrungsmittelversorgung für ihr Land sicher.
Jedoch stehen sich beim Land Grabbing zwei verschiedene Welten gegenüber, zum einen reiche Privatinvestoren und Konzerne und zum anderen meist arme Entwicklungsländer. Diese Länder werden leider meist gnadenlos ausgenutzt. Zudem läuft Landraub häufig in rechtlichen Grauzonen ab und illegale Geschäfte bleiben oft verdeckt und sind deshalb nur schwer nachprüfbar.

Entstehung:

Seit Jahrzehnten nutzen Großkonzerne fruchtbares Ackerland in Tropenländern, um ihr eigenes Profit zu maximieren. Cash Crops sind bestimmte Anbaupflanzen, wie zum Beispiel Bananen, Kakao oder Kaffee, die für den Export bestimmt sind. Durch den Anbau und anschließenden Import dieser Pflanzen decken reiche Länder ihren Eigenbedarf. Die Nutzung von ausländischen Landflächen ist seit der Nahrungsmittelkrise 2008 enorm gestiegen. Nach der Menschenrechtsorganisation Oxfam besaßen 2011 ausländische Investoren bereits weltweit eine Fläche so groß wie Westeuropa und Land Grabbing in Entwicklungsländern nimmt immer weiter zu.

Ursachen und Entwicklungen:

Immer knapper werdende Ressourcen an kostbarem Ackerland stehen den Bedürfnissen einer stetig wachsenden Weltbevölkerung gegenüber, die Folge davon ist Land Grabbing. Durch die vereinfachten Privatisierungen seit den 1980er Jahren wird der Verkauf von Landflächen immer weiter angekurbelt. Besonders in Schwellenländern steigt die Weltbevölkerung immer weiter an und der Bedarf an Nahrungsmitteln in Industrieländern wächst. Gleichzeitig sorgt der Klimawandel durch extreme Hitze, Dürre, verkürzte Regenzeiten und Schädlingsbefall dafür, dass fruchtbarer Boden knapp wird und die Landflächen lange unbrauchbar werden. Dadurch steigt das wirtschaftliche Interesse an den noch nutzbaren Böden.

Land Grabbing gibt es schon sehr lange und nimmt rasant immer weiter zu. Es werden nicht nur exotische Pflanzen, wie Kakao, Kaffee oder Bananen angebaut, sondern mittlerweile auch Reis, Mais oder Weizen, also auch Pflanzen, die als Grundnahrungsmittel gelten. Dabei sollen Grundnahrungsmittel für die eigene Bevölkerung gesichert werden. Auch Pflanzen für Sprit oder Futterpflanzen für die heimischen Massentierbetriebe werden im Ausland angebaut.

Wer ist größtenteils an Landraub beteiligt?

Zu den Hauptakteuren von Landraub gehören hauptsächlich Industrienationen, die im eigenen Land nicht ausreichend Wasser oder Nahrungsmittel zur Verfügung haben und deshalb auf Importe angewiesen sind. Diese Länder lassen sich in folgende drei Kategorien aufteilen:

  1. Golfstaaten/Mittlerer Osten:

    Die Länder des Mittleren Ostens zählen zu den größten Käufern von Landflächen in Afrika. Durch die hohen Geldsummen aus Ölgeschäften können sie große Flächen an Land kaufen. Ihnen geht es dabei eher um das Wasser, denn an eigenem Land mangelt es ihnen nicht.

  2. Ostasien:

    Danach kommen die expandierenden Staaten Ostasiens, also Südkorea, China und Japan. In diesen Ländern wächst die Bevölkerung und Wirtschaft rapide, dadurch werden immer mehr Grundnahrungsmittel, vor allem Fleisch benötigt. Dadurch wird mehr Land zum Anbau von Getreide und Futterpflanzen gebraucht.

  3. Großkonzerne der Industrieländer:

    Auch die Großkonzerne westlicher Industriestaaten sind größtenteils am Land Grabbing beteiligt. Meist multinational agierende Agrarkonzerne aus Europa und Nordamerika benötigen Landflächen zum Anbau von Pflanzen zur Energiegewinnung, wie Ölpflanzen, Mais oder Zuckerrohr.

Wer ist besonders von Landraub betroffen?

Die Land Matrix, ein unabhängiges Landbeobachtungsprojekt staatlicher und nichtstaatlicher Entwicklungsorganisationen zeigen die dramatischen Auswirkungen von Land Grabbing. Landraub geschieht meistens in Ländern, deren Rechtsverhältnisse besonders unsicher sind und deren Regierungen schwach und korrupt sind. Zudem herrscht in diesen Ländern viel Hunger und Bauern können ohne Landfläche keine Nahrungsmittel mehr produzieren. Es gibt auch keine gerechten Entschädigungen, Arbeitsplätze oder einen angemessenen Lohn, dies alles sind meist nur leere Versprechen.

In den letzten Jahren haben mindestens fünf Prozent der gesamten Ackerfläche in Afrika ihren Besitzer gewechselt. Mit verpachteten Flächen von jeweils über eine Millionen Hektar, sind folgende Länder am stärksten von Landraub betroffen:


  • Sudan
  • Äthiopien
  • Kongo
  • Mosambik
  • Sierra Leone
  • Indonesien
  • Papua-Neuguinea

Auswirkungen:

Die Auswirkungen von Landraub sind für die Bevölkerung meistens katastrophal. Nicht nur ihr Land und somit auch das Recht zum Anbau von Nahrungsmitteln wird ihnen entrissen, sondern auch viele weitere Rechte. So zum Beispiel das Weiderecht für Vieh, die Wassernutzungsrechte zur Grundwasserversorgung und die Nutzungsrechte zum Sammeln von Feuerholz oder Heilpflanzen. Dadurch werden viele Kleinbauern und ihre Familien in eine Hilflosigkeit getrieben und von ihrem eigenen Land vertrieben, so dass sie um ihr Überleben kämpfen müssen. Hierbei handelt es sich also um Landflucht und Vertreibung, da viele Bauern nachdem sie ihr Land verloren haben in die Städte ziehen. Die Konzerne haben für Einheimische nämlich dann keine Arbeit mehr oder bezahlt diese sehr schlecht. Doch in den Städten sieht die Jobsituation genauso schlecht aus, wodurch sich die finanzielle Situation der ganzen Familie verschlechtert und Familien so in den finanziellen Ruin getrieben werden. In den wenigsten Fällen trifft das Argument, dass die Investitionen durch Steuereinnahmen der gesamten Gesellschaft zu Gute kommen zu.

Des Weiteren wird die örtliche Ernährungssicherheit bedroht, indem immer mehr Landflächen ausländischen Investoren gehören und keine eigenen Nutzpflanzen mehr angebaut werden können, sondern fast alle Erträge exportiert werden. Somit wird eine ausreichende Nahrungsversorgung für die örtliche Bevölkerung gefährdet und sie wird immer abhängiger von Importen aus dem Ausland. Die meisten Bauern verlieren so ihre Lebensgrundlage und sind nun Hunger und Armut ausgesetzt. Außerdem werden die Konflikte um die Landnutzung immer stärker. Die betroffene Bevölkerung zeigt immer mehr Widerstand, so wehren sich zum Beispiel Bauern in Sierra Leone und Honduras gegen den Verkauf ihres Landes für den Anbau von Palmöl. In Brasilien werden die Menschen sogar von ihrem eigenen Land vertrieben oder sogar ermordet und dies nur für den Anbau von Zuckerrohr. Seit Jahrzehnten sorgen so Konflikte um die Landnutzung und das Landrecht, vor allem in Ländern, die zum großen Teil von Landwirtschaft leben für Auseinandersetzungen, dies kann im schlimmsten Fall sogar zu Kriegen führen. Der Staat und die Unternehmen versuchen jedoch die Proteste der Bevölkerung mit Gewalt zu lösen. Durch den Landraub kommen immer mehr Menschen hinzu, die sich für diese Länder interessieren und verschärfen somit die bestehenden Konflikte oder lösen sogar neue aus.

Ödland
©Free-Photos, Pixabay

Land Grabbing zieht auch ökologische Folgen nach sich. Die industriellen Großbetriebe sind nur an ihrem Profit interessiert und betreiben somit Monokulturen, ganz im Gegensatz zu der traditionellen Landwirtschaft der Kleinbauern, die durch eine hohe Biodiversität und bodenschonende Techniken ausgezeichnet ist. Jedoch sind Monokulturen sehr anfällig für Krankheiten und Schädlinge, dadurch kommen Düngemittel und Pestizide in großen Mengen zum Einsatz, damit sich der Schädlingsbefall und die Erosion des Bodens nicht negativ auf den Ernteertrag auswirken. Diese Chemikalien vergiften vor allem die Luft und das Grundwasser, aber es besteht auch eine Bedrohung für die Artenvielfalt der heimischen Pflanzen und Tiere. Langfristig gesehen werden so zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, um diese Gebiete aussterben. Auch die zunehmende Ausbreitung der Gentechnologie und den GVOs (genetisch veränderte Organismen) führen zu weiteren Umweltschäden und bringen so enorme Risiken mit sich.

Ungefähr ein Drittel der Landgeschäfte sorgen für schwere Umweltschäden, da sie sich negativ auf Naturwälder auswirken. Um Monokulturen betreiben zu können muss zuerst einmal der Wald abgeholzt werden, dadurch werden viele Arten zerstört und CO2 freigesetzt. Doch für die Investoren lohnt es sich zweifach, da sie zum einen am Verkauf des Holzes und zum anderen mit dem Anbau von Soja, Zuckerrohr oder Ölpalmen Geld verdienen. Durch die Monokulturen und somit dem einseitigen Anbau und den geringen Fruchtfolgen verändert sich das ökologische Gleichgewicht der Böden. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die gravierenden Auswirkungen aus die regionalen Wasserressourcen. Um den Ertrag der Monokulturen zu sichern, muss alles ausreichend bewässert werden und dies vor allem in Trockenperioden. Dadurch ist die industrielle Landwirtschaft für 70 Prozent des weltweiten Wasserverbrauchs verantwortlich. Somit steht der ansässigen Bevölkerung weniger Wasser für ihre eigene Ernährung und Landwirtschaft zur Verfügung.

Was kann ich selbst gegen Landraub tun?

Gegen Landraub kann jeder aktiv werden, indem man sich zum Beispiel bei seiner Bank, Versicherung oder anderen Geldanlagen informiert, wie dort das Geld investiert wird. Dabei sollte man am besten Geldanlagen in Agrar- oder Rohstofffonds vermeiden. Des Weiteren kann man Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen unterstützen, sich an Petitionen beteiligen oder durch Spenden helfen. Außerdem kann man andere Menschen über Land Grabbing aufklären.