Nachhaltigkeit

Der Begriff der Nachhaltigkeit wurde 1713 erstmals in Deutschland verwendet. 2013 jährte er sich zum 300sten Mal und ist als Handlungsmaxime im ökonomischen, ökologischen und sozialen Verständnis in der Forstwirtschaft fest verankert.

Der Ursprung des Begriffes

Hier wäre ein Baum
©Katja Sander

Der sächsische Oberberghauptmann Carl von Carlowitz prägte den Ausdruck der Nachhaltigkeit. Als forstliches Grundprinzip zielte es, zunächst im ökonomischen Sinn, auf eine fortwährende Forstwirtschaft. Ausgangssituation war die massive Waldzerstörung zu Beginn der Neuzeit, in der die Holznutzung für Berg- und Schiffsbau, die Brennholznutzung und zahlreiche andere Waldnutzungsformen wie die Nutzung des Waldes als Weidefläche für das Vieh, konkurrierten. Aus den kollidierenden Ansprüchen an die Nutzung des Waldes resultierten die massive Zerstörung großer Waldflächen und die Verödung zahlreicher, ehemals bewaldeter, Gebiete. Der Oberbergbauhauptmann Carlowitz erkannte diese Notlage, weil auch der Silberbergbau des Erzgebirges durch die Holzverknappung in seiner Existenz bedroht war. Die umgebenden Wälder waren bereits für die Befeuerung der Schmelzöfen und zur Nutzung als Traghölzer in den Gruben kahl geschlagen worden.


Die Rohstoffkrise veranlasste Carl von Carlowitz in seinem Werk „Sylvicultura Oeconomica“ die Notwendigkeit der kontinuierlichen, beständigen und nachhaltenden Holznutzung zu thematisieren und den Fokus erstmalig auch auf nachfolgende Generationen zu richten. Nur so viel Holz sollte geschlagen werden, wie durch planmäßige Aufforstung, durch Pflanzung oder Saat, wieder nachwächst. Damit war das forstliche Nachhaltigkeitsprinzip geboren, welches aufgrund seiner langen Tradition bis heute fest in der Forstwirtschaft verankert ist.

Die Bedeutung im Wandel der Zeit

Ein Setzling
©Katja Sander

In den Folgejahren wurde der Begriff der Nachhaltigkeit von Georg Ludwig Hartig weiter gefasst. Das Prinzip der Nachhaltigkeit sollte es auch künftigen Generationen ermöglichen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Das Nachhaltigkeitskonzept wurde somit nicht mehr nur im ökonomischen Sinn betrachtet, sondern um ökologische und soziale Inhalte erweitert. War zunächst der Ressourcen schonende Umgang mit der Natur gemeint, so wird der Begriff Nachhaltigkeit heute häufig in vielen anderen Kontexten verwendet. Das „in die Zukunft schauende Denken“ hat in allen Lebensbereichen Einzug gehalten. Nachhaltigkeit gilt für Bildung und Umweltschutz ebenso wie für Wirtschaft und Politik. Nachhaltigkeit bezeichnet Erlebnisse und Lernerfahrungen, die zumeist unvergesslich, effizient und entscheidend das persönliche Denken, Empfinden und Handeln beeinflussen. Im übertragenen Sinn steht das forstliche Grundprinzip somit für die Zukunftssicherung im ökologischen, ökonomischen und sozialen Bereich.

Das Leitbild des nachhaltigen Denkens reicht damit über die Kerngedanken von Carlowitz und Hartig weit hinaus. Bei der Waldbewirtschaftung schlägt sich der Dreiklang der Nachhaltigkeit im „integrativen Prinzip“ nieder. Ökonomie, Ökologie und die Sozialfunktion des Waldes werden dabei gleichrangig auf derselben Waldfläche umgesetzt.

Der Begriff heute

Wälder sind schön
©Katja Sander

Die Verwendung des Nachhaltigkeitsbegriffs im 21. Jahrhundert hat nur noch wenig mit der ursprünglichen Bedeutung gemein. Als Modewort stellt der Nachhaltigkeitsbegriff zumeist eine Worthülse dar, die langfristiges, verantwortungsvolles und generationenübergreifendes Denken und Handeln implizieren soll, deren Umsetzung jedoch weit an der ursprünglichen Bedeutung vorbeizielt. Die Verwendung des Nachhaltigkeitsbegriffs z.B. in der CSR- Kommunikation, sollte daher bisweilen hinterfragt werden. In der Praxis finden wir häufig Greenwashing vor, statt einer tatsächlich umgesetzten Nachhaltigkeitsstrategie.