Tourismus

Der folgende Beitrag wurde von unserer Gast-Autorin Chiara Kolz verfasst.

Reisen sind etwas Wunderschönes. Du kannst Deinem Alltag entfliehen, neue Kulturen, Sprachen und Menschen kennenlernen, und viele fantastische Orte entdecken. Da immer mehr Menschen das Reisen lieben, ist der weltweite Tourismus in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Tourismus kann viel Gutes für Dich bringen: neue Erfahrungen, Entspannung, Neues lernen und Menschen aus aller Welt kennenlernen. Die steigenden Einnahmen durch Tourismus fördern die nationale Wirtschaft und sind Lebensgrundlage vieler Menschen.
Aber Tourismus kann auch Mensch und Natur schaden, wenn nicht auf einen gegenseitigen respektvollen Umgang miteinander und nachhaltiges Reisen geachtet wird.

CO2-Fußabdruck von Reisen

Laut einer Studie der Vereinten Nationen ist der weltweite Tourismus von 2017 bis 2018 um 6% gestiegen, auf insgesamt 1,4 Milliarden Touristen (UNWTO). Mit dem Tourismus steigt auch der internationale Flugverkehr, da Fernreisen immer beliebter werden. Außerdem werden Reisen immer erschwinglicher, dank des weltweit wachsenden Wohlstands und der sinkenden Preisen für Transportmittel.

Tourismus trägt einen erheblichen Anteil an den Treibhausgasen bei, vor allem durch den stetig steigenden Flugverkehr. Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2) und Methan sind verantwortlich für den Klimawandel, der aktuell in Form von Naturkatastrophen, Hitzewellen und Dürreperioden immer mehr für Schlagzeilen sorgt. Gletscher schmelzen durch die Erwärmung der Ozeane, der Meeresspiegel steigt und bedroht Küstenstädte. Eisbären finden keine Nahrung mehr und ertrinken auf der vergeblichen Suche nach Futter und Festland. Ganze Korallenriffe bleichen durch die Meereserwärmung und sterben, wodurch empfindliche Ökosysteme aus dem Gleichgewicht gebracht werden und vielen Meerestiere die Nahrungsgrundlage fehlt. Das hat wiederum Auswirkungen auf Fischerei und die Nahrungs- und Einnahmequelle von vielen Menschen hat.

Weltweit verursacht der Tourismus laut einer Studie des WWF etwa 5% aller Treibhausgase. Diese Zahl klingt für Dich wahrscheinlich noch relativ gering und daher irrelevant. Aber Du musst bedenken, dass die gefährlichen Gase durch Flugzeuge direkt in die Atmosphäre gelangen. Dadurch ist der Effekt 3-5 mal stärker als bei Treibhausgasen, die am Boden ausgestoßen werden (wie etwa von Autos).

Wir müssen uns also alle klar machen, welche Auswirkungen unsere täglichen Entscheidungen auf die Umwelt und unsere Zukunft haben.

Viele Menschen unterschätzen, wie hoch der CO2-Fußabdruck bei einer Fernreise, im Vergleich zu einer innereuropäischen Reise, oder einer Reise innerhalb Deutschlands mit Bahn oder Auto ist. Der ökologische Fußabdruck ist ein Mittel, um unser Konsumverhalten und die Auswirkungen unserer Lebensstils auf die Erde zu messen. Mehr Infos dazu findest Du bei uns Weltrettern im Lexikon-Artikel "Ökologischer Fußabdruck". Das Umweltbundesamt ermöglicht die Nutzung ihres online CO2-Rechners. Dort kannst Du testen, wie Dein CO2-Austoß aussieht und wie Du durch kleine Änderungen in Deinem Alltag (z.B. weniger tierische Produkte konsumieren, weniger heizen) einen nachhaltigeren Lebensstil erreichen kannst.

Laut einer Broschüre des WWF zum nachhaltigen Tourismus ist der CO2-Fußabdruck bei einer 2-wöchigen Reise von Deutschland nach Mexiko beinahe 28 Mal so groß wie bei einer gleichlangen Reise mit dem Auto an die Ostsee. Das heißt, eine Reise nach Mexiko schadet dem Klima so sehr, wie als wenn Du 28 Mal mit dem Auto zur Ostsee fahren würdest. Das ist ein ganz schöner Unterschied!

Immer mehr Menschen reisen mit dem Flugzeug, oft sogar auf Kurzstrecken, die man auch mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln wie dem Zug bewältigen könnte. Als Rechtfertigung wird dann gesagt: “Das Flugzeug fliegt ja auch ohne mich ab”. Das ist leider nicht ganz richtig. Denn durch Dein zusätzliches Gepäck steigt auch der CO2-Ausstoß des Flugzeuges. Abgesehen davon entscheidet die hohe Nachfrage an Flügen auch, wie häufig Flugzeuge fliegen. Eine hohe Nachfrage an Fernreisen sorgt also auch für ein höheres Angebot.

In Zukunft solltest Du versuchen, Dir genau zu überlegen, ob Du unbedingt eine Flugreise buchst, oder nicht doch lieber innerhalb Deutschlands oder Europas bleibst und mit Zug oder Bus reist. Komplett auf Fernreisen zu verzichten wird sicher schwer fallen, aber vielleicht kannst Du mehrere Reiseziele mit einem Flug kombinieren, um unnötige Flüge zu vermeiden.

Risiken und Chancen des Tourismus

Man muss sich klar machen, dass Tourismus nicht nur Vorteile, sondern auch einige Nachteile mit sich bringt.

Vorteile:

  • Wirtschaftswachstum (Tourismus als Einnahmequelle und Lebensunterhalt)
  • Austausch von Wissen und Ideen
  • kann die interkulturelle Toleranz und Offenheit für neue Kulturen fördern
  • neue Sprachen, Traditionen und Spezialitäten kennenlernen
  • Manchmal kann Tourismus dazu führen, dass Kulturschätze, Landschaften und bedrohte Tierarten mehr geschätzt und beschützt werden, um eine langfristige Einnahmequelle durch den Tourismus zu sichern

Nachteile:

  • Flugverkehr ist verantwortlich für einen Großteil an umweltschädlichem CO2, welches in die Atmosphäre gelangt und den Klimawandel vorantreibt
  • Kreuzfahrtschiffe sind ebenfalls sehr umweltschädlich, da sie die Umwelt und die Meere verschmutzen. Pro Tag stößt ein Kreuzfahrtschiff so viel CO2 aus wie etwa 84.000 Autos! (laut einer Studie von Nabu). Außerdem sorgen sie für einen wachsenden Unterwasserlärm in den Ozeanen, der tödlich für Meeressäuger sein kann.
  • Massentourismus kann die Natur erheblich beschädigen
    • Verschmutzung (Vermüllung der Strände, vor allem mit Plastik)
    • Abholzung von Wäldern um Infrastruktur und Hotelketten zu bauen, dadurch Zerstörung der Lebensräume von Tieren
    • Zerstörung und Belastung der Korallenriffe durch Schnorcheln und Tauchen z.B. im Great Barrier Riff (durch Anfassen, Draufstellen auf die Korallen, Boote)
    • Bedrohung der Tiere bei touristischen Attraktionen
    • Ausnutzung von Tieren, indigenen Völkern und Kulturgut für Profit

Du siehst also, dass ein vermeintlich harmloser Urlaub auch langfristige negative Folgen für Mensch, Tier und Umwelt haben kann. Leider sind wir besonders im Urlaub weniger einsichtig und vernachlässigen gerne unseren nachhaltigen Lebensstil, ganz nach dem Motto: „man muss sich ja mal was gönnen“. Natürlich sollte man sich im Urlaub erholen, die Zeit und die Reise genießen und sich nicht zu sehr einschränken. Aber trotzdem gibt es Wege, Tourismus nachhaltiger zu gestalten.

Öko-Tourismus

Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten für nachhaltige(re)n Tourismus.

Viele Fluggesellschaften oder Unternehmen von Fernbussen bieten an, bei der Buchung für einen CO2-Ausgleich zu sorgen. Dadurch zahlst Du einen minimalen Aufschlag auf dein Flug- oder Busticket, welcher für gemeinnützige Projekte im Bereich Arten- oder Naturschutz genutzt wird. Natürlich rechtfertigt das noch keinen übermäßigen Reisen, aber zumindest kannst Du einen kleinen Teil zum Naturschutz beitragen.

Außerdem gibt es den Begriff des sanften Tourismus oder auch Öko-Tourismus. Diese Art zu reisen steht im Gegensatz zum Massentourismus, bei dem ohne Rücksicht auf die örtliche Kultur, Umwelt und Tiere gereist wird. Dabei kann man auch Spaß und einen tollen Urlaub haben aber trotzdem nachhaltig reisen, indem man darauf achtet, welche Unterkünfte man bucht, welche Verkehrsmittel man benutzt, dass man seinen Müll richtig entsorgt und vorsichtig im Umgang mit Wildtieren ist.

Beim Öko-Tourismus wird viel Wert auf die Bewahrung der Natur und der kulturellen Schätze eines Landes gelegt. Der Tourismus soll diese nicht schädigen, sondern nachhaltig fördern.

Definition von Öko-Tourismus:

Nachhaltiger Tourismus, bei dem auf die Bewahrung der Natur geachtet wird, sowie auf den Respekt gegenüber Einheimischen. Öko-Tourismus möchte außerdem für mehr kulturellen Austausch zwischen Einheimischen und Touristen sorgen, damit alle voneinander lernen können. Die drei Kernaspekte dieser nachhaltigen Form des Tourismus sind Artenschutz, Förderung lokaler Gemeinschaften und umweltfreundliches Reisen (The International Ecotourism Society).

Was kannst Du tun?

  1. Wäge ab, ob du eine Flugreise buchst, oder nicht doch mit Bus oder Bahn anreisen kannst. Plane weniger Fernreisen oder kombiniere mehrere Ziele miteinander, um die Anzahl Deiner Flüge gering zu halten
  2. Sei Dir über die CO2-Bilanz Deiner Reise bewusst
  3. Teste Deinen ökologischen Fußabdruck
  4. Vermeide Kreuzfahrten, da sie am Tag Unmengen Schadstoffe ausstoßen und die Meere verschmutzen
  5. Kaufe im Urlaub regionale Produkte
  6. Sei offen für die einheimische Kultur, indem du beispielsweise ein wenig die Sprache lernst
  7. Achte auch auf Reisen auf die richtige Abfallentsorgung und die Vermeidung von Plastik
  8. Sei vorsichtig bei Attraktionen, die engen Kontakt mit Wildtieren beinhalten. Denke darüber nach, ob das Wohlergehen der Tiere gewährleistet ist und ob das natürliche Verhalten der Tiere nicht beeinflusst ist
  9. Teile Dein Wissen mit anderen Menschen
  10. Reise achtsam und ökologisch und habe eine unvergessliche Erfahrung!

Weitere Infos zum Thema: "Tourismus mit Wildtieren"

Quellen: