Silvester - Ein zweischneidiges Schwert
Gastbeitrag von Petra Garbas - März 2019
Silvester ist für uns Menschen ein ganz besonderer Tag, der in Deutschland nicht zu
trennen ist von Feuerwerk und Knallerei. Mit viel Spaß und Übermut wird diese Nacht der
Nächte begangen. An die Folgen denkt man an diesem Tag eher weniger. Versucht man
trotzdem auf etwaige Missstände hinzuweisen handelt man sich zumeist Unverständnis
oder sogar Ärger ein.
Ein kurzer Exkurs zur Geschichte des Feuerwerks

Bereits vor rund 1.200 Jahren wurde das Schwarzpulver in China erfunden. Anfangs
diente es nur dazu den Gegnern Angst zu machen. Schon bald jedoch wurde es auch zu
kriegerischen Zwecken genutzt.
Im 14. Jahrhundert brachten arabische Händler das Feuerwerk nach Europa.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Feuerwerkstradition zunehmend zu einem
öffentlichen Vergnügen und öffentliche Feuerwerksvorführungen begeisterten das
Publikum. Ursprünglich diente das Feuerwerk dazu die bösen Geister zu vertreiben. Doch
immer mehr rückte der kommerzielle Nutzen in den Vordergrund.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen dann erste Feuerwerkskörper in den freien
Verkauf. Bis heute floriert der Handel weltweit. Doch kritische Stimmen werden allmählich
lauter. Ein Umdenken setzt langsam ein.
Die negative Seite von Silvester
- 15,5% der jährlichen Feinstaubbelastung werden bereits in der Neujahrsnacht in
unsere Umwelt gebracht (2016). Das Einatmen von Feinstaub gefährdet die
menschliche Gesundheit. Die Wirkungen reichen von vorübergehenden
Beeinträchtigungen der Atemwege über einen erhöhten Medikamentenbedarf bei
Asthmatikern bis zu Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen.
Zudem landen jedes Jahr viele Menschen mit Verletzungen durch Feuerwerkskörper in der Notaufnahme. - Das Müllaufkommen in die Umwelt ist so hoch, wie an keinem anderem Tag im Jahr.
- Niemand wird bestreiten, dass die Herstellung von Feuerwerkskörpern eine
lebensgefährliche Arbeit ist. Somit ist es unverantwortlich, dass die Not der armen
Bevölkerung dazu ausgenutzt wird, uns ein ungezügeltes Vergnügen zu Silvester zu
ermöglichen. Der Großteil der Produktion von Feuerwerkskörpern kommt aus Indien
und China. Mit ihrer Produktion decken sie 97 Prozent des Weltmarktes ab.
Über die unmenschlichen und lebensgefährlichen Zustände in den Feuerwerksfabriken
hört man kaum etwas. Regelmäßig kommt es dort zu Explosionen mit Verletzungen
und Menschenopfern.
In Indien arbeiten bereits 5-jährige Kinder in solchen Werken. 10-jährige haben einen 13 Stundentag, an 6 Tagen in der Woche. Das macht unglaubliche 78 Stunden pro Woche und das bei 10-jährigen Kindern. Wer von uns Erwachsenen in Deutschland arbeitet regelmäßig eine so hohe Stundenzahl in der Woche? 10-Jährige gehen bei uns in die vierte oder fünfte Klasse und dürfen noch Kind sein. Wer selbst oder im Bekanntenkreis Kinder hat sollte das einmal bedenken. Durch unseren Feuerwerkskauf unterstützen wir dieses Elend auch weiterhin.
Ca. 70 000 Kinder arbeiten in Indien in der Feuerwerksindustrie. Sie haben keine Fingernägel mehr. Ihre Hände sind verätzt. Arme und Gesicht sind von Brandnarben gezeichnet.
Kurz gesagt: Die Feuerwerksherstellung ist lebensgefährlich, ausbeuterisch und produziert unermessliches Leid. - Für viele unserer tierischen Mitbewohner ist der Silvesterabend ein Albtraum. Tiere
geraten durch die Knallerei in Angst und Panik. Ganz egal, ob es sich dabei um
Wildtiere, unsere Haustiere oder um Zootiere handelt. Tiere sehen in Schüssen
eine lebensbedrohliche Gefahr. Das sollte uns eigentlich nicht wundern, denn seit ca.
1200 Jahren gibt es Waffen mit Schießpulver, die ab diesem Zeitpunkt auch zur Jagd
benutzt wurden. Somit ist es bei den Tieren bereits in ihrem Instinkt verankert, dass ein
Schuss Lebensgefahr bedeutet.
„Silvester sehen wir jedes Jahr mit Schrecken entgegen“, so der Direktor des Landauer Zoos. Des weiteren betont er, dass er jedes Mal froh und erleichtert sei, wenn er am Neujahrsmorgen in den Zoo komme und kein Tier Schaden genommen habe.

Was ist eigentlich Schwarzpulver?
Schwarzpulver ist ein Pulversprengstoff. Von seinem Aussehen nach ein gekörntes schwarzes Pulver. Die chemische Zusammensetzung ist wie folgt:
- sprengkräftige Bestandteile: Kaliumnitrat, auch Salpeter genannt (seltener wird Natriumnitrat verwendet)
- weitere Bestandteile:
- Sensibilisierer: Schwefel
- Brennstoff: Holzkohlepulver
Die Zündungsempfindlichkeit von Schwarzpulver ist sehr hoch, der Preis sehr gering.
Somit ist es ein ideales Material für unsere Silvesterknallerei, preiswert und leicht
herzustellen.
Doch sollten wir nicht aus den Augen verlieren, dass es sich hierbei um Sprengstoff
handelt. Die alljährlich wiederkehrenden Unfälle zeigen uns, dass es ziemlich gefährlich
werden kann. Wenn wir einmal ganz ehrlich sind, wie kann es auch anders sein?
Schwarzpulver wurde ursprünglich hergestellt um Menschen und Tiere zu töten. Es ist und
bleibt ein Kriegswerkzeug, auch wenn die modernen Waffen noch “verbessert” wurden.
Es geht auch ohne Feuerwerk
- in Frankreich und Griechenland sind private Silvesterknallereien unüblich
- ganz verboten ist das Böllern in Brüssel, Wien, Paris und Prag
- ganz Dänemark und Irland sind feuerwerksfrei
- streng ist auch Italien, wo das Knallen in mehr als 850 Städten eingeschränkt oder sogar verboten ist
Feuerwerksfreie Orte und Städte in Deutschland
Auch in Deutschland darf nicht überall Feuerwerk abgebrannt werden. In der ersten
Verordnung zum Sprengstoffgesetz heißt es:
"Das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände in unmittelbarer Nähe von Kirchen,
Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie Reet- und Fachwerkhäusern ist
verboten.” (Nur, wer weiß schon davon und hält sich daran?)
Feuerwerksfrei sind:
- Insel Amrum
- Insel Sylt (Ausnahme: offizielles Feuerwerk in Hörnum)
- Hallig Oland
- Nationalpark Harz
- in Ortskernen böllerfrei sind:
Quedlinburg, Goslar, Wustrow, Hildesheim, Celle, Hameln, Northeim, Bad Gandersheim, Mühlhausen, Rudolstadt, Nordhausen, Bad Langensalza, Michelstadt, Tübingen, Duderstadt, Konstanz, Bamberger Domplatz, Würzburg, Rothenburg ob der Tauber, Bernried, Schloss Nymphenburg in München, Burg zu Burghausen, Kaiserburg in Nürnberg, Festung Marienburg in Würzburg
Die Intention hierbei liegt leider nur in dem Schutz denkwürdiger Gebäude. Menschen und
Tiere zu schützen steht nicht im Vordergrund.
Quellen:
- www.t-online.de
- www.pyroweb.de
- www.umweltbundesamt.de
- www.utopia.de
- vienna.carpe-diem.events
- www.peta.de
- www.urlaubstipps-mit-hund.de
- www.bild.de
- www.sueddeutsche.de
- www.wikipedia.org
- www.chemie.de