Anthropozän – eine neue Epoche der Klima- und Erdgeschichte

Der Nobelpreisträger Paul Crutzen hat den Begriff „Anthropozän“ im Jahr 2002 geprägt. In seinem Nature-Artikel stellte er dar, dass seit 200-300 Jahren der Mensch ganz entscheidend die natürliche Umwelt verändert – nicht mehr nur lokal, sondern global. Die wichtigste Veränderung ist für Crutzen der Klimawandel durch die atmosphärische Konzentration von Treibhausgasen. Außerdem erwähnt er die Nutzung von 30-50% der globalen Landoberfläche durch den Menschen, das antarktische Ozonloch, die Ausbeutung der Meere durch die Fischerei, Flussumlenkungen, Landschaftsveränderungen durch Deichbauten und andere Phänomene. Crutzen schlägt vor das Anthropozän mit Beginn des Industriezeitalters am Ende des 18. Jahrhunderts anfangen zu lassen.

Traditionell werden geologische Epochen nach den Merkmalen von Gesteinsschichten bestimmt. In den Sedimentenschichten des Anthoprozän finden sich zunehmend ‚technische Fossilien‘ wie Betonreste, Aluminium, Plastikteilchen, Kohlenstoffverbindungen aus der Verbrennung fossiler Energieträger, Fallout aus Atombombenversuchen und so weiter. Die Atmosphäre weist zudem Kohlendioxid- und Methanmoleküle aus anthropogenen Aktivitäten auf und zeigt eine Erwärmung seit 1900 um 0,9°C, was deutlich über den Schwankungen der letzten 14.000 Jahre liegt. Der Meeresspiegel steigt schneller und das Artensterben (Link) beschleunigt sich unter menschlichem Einfluss deutlich. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts hat das Tempo der Veränderung besonders zugenommen, deshalb wird hier oft der Beginn des Anthropozän angesetzt.

Die Meinungen sind aktuell gespalten.

  • Einige sehen den Wandel positiv, weil durch das Anthropozän wahrscheinlich eine neue Eiszeit verhindert wird. Denn eine Eiszeit hängt nicht nur von der Sonneneinstrahlung ab, sondern auch von der atmosphärischen CO2-Konzentration. Eine neue Eiszeit wäre nur möglich, wenn der Kohlendioxidgehalt unter das vorindustrielle Niveau sinkt.
  • Andere erkennen die oben genannten Folgen: aufgrund der starken Beeinflussung der Umwelt durch den Menschen sterben Arten aus, Flüsse werden umgelenkt, das Ozonloch wird größer und Meere werden ausgebeutet. Der Mensch muss diese Folgen zunehmend bewältigen. Er hat nicht mehr das gleiche Verhältnis zur Natur wie früher, denn damals hatte der Mensch keinen Einfluss auf sie. Jetzt muss die Menschheit lernen mit der Umwelt zu leben und aufpassen um nicht selbst Opfer ihrer Taten zu werden.