Island – Naturwunder aus Eis und Feuer

Gastbeitrag von Laura Pfaffenbach

Spätestens seit dem dramatischen Vulkanausbruch am Gletscher Eyjafjallajökull und dessen Aschewolke, die sich 2010 über weite Teile Europas gestreckt hat, ist Island in aller Munde. Auch für mich war Island ein lang ersehntes Reiseziel, das sich im August 2019 verwirklichte.

Mit 9 Frauen durfte ich – bei der von mir organisierten Outdoor Coaching Reise - das Hochland des Inselstaates abenteuerlich zu Fuß erkunden. Im Anschluss an unsere Trekkingtour konnte ich außerdem noch die Highlights der Insel auf der berühmten Ringstraße bestaunen. Spätestens da hat mich Island voll und ganz in seinen Bann gezogen.

Island ist ein ganz besonderes Land.

Es ist ein Land der Mythen und Kontraste. Bekannt als Land des Eises und des Feuers. Schon der Name „Eisland“, den der Inselstaat im 9. Jahrhundert von den norwegischen Wikingern, die das Land besiedelt haben, erhalten hat, versinnbildlicht die vom ewigen Eis bedeckte Insel. Doch im Inneren der Insel kocht und brodelt es gewaltig und auch die geologische Aktivität der Insel ist erstaunlich. Jedes Jahr verbreitert sich der Graben zwischen der europäischen und amerikanischen Platte um ca. 2 cm mehr.

An wenigen Orten dieser Erde ist das Spiel der Naturkräfte so anschaulich und lebendig wie hier. Die Kraft des Wassers ist bei den zahlreichen Wasserfällen, die das Landschaftsbild Islands prägen, zu bewundern. Massen an Gletscherwasser stürzen ungebremst meterweit in die Tiefe. Genau damit hat die Insel der Naturwunder zu Kämpfen. Das Land aus Eis ist vom Klimawandel bedroht. Die Gletscher schmelzen und mehr und mehr Schmelzwasser stürzt die Wasserfälle hinunter. Nur wenige Tage bevor mein Abenteuer in Island startete, kursierte eine Schlagzeile in den Medien: Island erklärt Gletscher für tot.

Der 700 Jahre alte Gletscher Okjökul hat in rund 130 Jahren 35 Meter an Eisdicke verloren und kann mit seiner noch übrig gebliebenen 15 Meter-Dicke nicht mehr als Gletscher gesehen werden. Die Abschiedsfeier diente als Zeichen des Umdenkens. Wenn es keine nachhaltige Veränderung im Klimaschutz gibt, ist zu erwarten, dass in den nächsten 200 Jahren alle weiteren wichtigsten Gletscher in Island den gleichen Weg gehen werden.

Islands grüne Batterie

Island ist Vorreiter, wenn um die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen geht. Dank Geothermie versorgt sich das Land zu 100 Prozent umweltfreundlich und ohne klimaschädliche Emissionen. Dabei wird Erdwärme genutzt, um Strom und Heizwärme zu gewinnen.

Im Inneren unseres Planeten schlummern gewaltige Energiemengen in Form von thermischer Energie. Im Vergleich zu anderen Gegenden auf der Erde sind die Bedingungen, diese Erdwärme zu nutzen auf der Vulkaninsel vereinfacht zugänglich. Schon die Wikinger nutzten die Erdwärme auf ihre Weise und hielten Versammlungen in heißen Quellen ab.

Heutzutage werden fast alle Häuser und Wohnungen auf Island mit Erdwärme geheizt. Auch Strom gewinnen die Isländer durch die Nutzung der Erdwärme, indem heißer Wasserdampf aus dem Untergrund in Geothermiekraftwerken Dampfturbinen antreibt und dadurch Strom erzeugt wird. Somit ist Island ein Musterbeispiel für grüne Energie.

Island und der Tourismus

Die Popularität Islands ist seit der Fußball EM 2016, durch spektakuläre Filmszenen bei Game of Thrones und Star Wars oder auch durch Musikvideos von Musik-Ikonen, wie beispielsweise Justin Bieber, mehr und mehr gestiegen. Die Touristenzahlen sind regelrecht explodiert. 2018 kamen 2,34 Millionen – mehr als das Sechsfache der Bevölkerung Islands.

Gerade auf der Ringstraße und an den Hauptattraktionen ist die Überfüllung der Insel deutlich zu spüren. Es wird davon gesprochen eine Regulierung einzuführen und nur noch eine bestimmte Anzahl von Touristen ins das Land zu lassen. Der Tourismus hinterlässt seine Spuren. Trotz Verboten werden Absperrungen übertreten, Fotos gemacht oder sogar Gegenstände mitgenommen. Das ist oftmals nicht nur respektlos, sondern schadet vor allem der Natur und bringt das sensible Ökosystem aus dem Gleichgewicht.

Das Isländische Moos beispielsweise ist sehr empfindlich und benötigt Hunderte von Jahren, bis es nachwächst oder sich erholt. Deshalb ist im Hochland beispielsweise das Wildcampen auch strengstens verboten. Weshalb wir während unserer Tour die Campingplätze – der gut organisierten Iceland Touring Association – angesteuert haben.

Islands mystische Natur

Island ist vor allem in der Hauptsaison und auf der bekannten Ringstraße überfüllt. Sobald man sich in der Nebensaison oder auf abgelegene Pfade begibt, spürt man wieder die endlose Weite und Verlassenheit des Landes. Genau diese Weite haben wir auf unserer 4-Tages Wanderung auf dem Landmannalaugar Fernwanderweg erlebt.

Eine unvergessliche Reise durch unterschiedlichste Vegetationen, fern von jeglicher Zivilisation und der Natur vollkommen ausgesetzt. Eiskalte Gletscherflüsse, Windstärken von über 50 km/h, Schnee, Regen, Sonne und Eis. Wenn man in Island Wandern und Zelten geht, muss man sich auf einiges gefasst machen.

Ein solches Abenteuer schweißt selbst Fremde innerhalb kürzester Zeit zusammen. Gemeinsam werden Grenzerfahrungen gemacht und eine unbändige Kraft und Energie entwickelt. Ängste werden überwunden und die Persönlichkeit wird weiterentwickelt, ganz außerhalb eines Seminarraums. Ein Referenz-Erlebnis, das bei Herausforderungen im Alltag nur unterstützen kann.

Das Hochland Islands ist vor allem wegen seiner mystischen Landschaften, den prächtigen Farbspielen und der Natur pur eine Reise wert. Genau dahin möchte Island seinen Tourismus in Zukunft hinführen: Besucher in abgelegene und eher vernachlässigte Regionen zu bringen. Regulierung und Aufklärung heißen somit die Zauberworte, um den boomenden Tourismus in den Griff zu bekommen.

Alkohol und Drogen in Island

Bei meiner Recherche über Island bin ich immer wieder über folgenden Funfact gestolpert: Am 1. März ist Tag des Bieres. Das kommt daher, dass Bier erst seit 30 Jahren in Island legal ist – so zumindest Starkbier.

In Gesprächen mit Einheimischen und Zugezogenen habe ich erfahren, dass die Alkohol- und Drogenabhängigkeit in Island ein großes Problem ist. Insbesondere bei der Jugend hatte man dieses Problem vor 20-30 Jahren kaum im Griff. Die isländischen Jugendlichen zählten zu den trinkfreudigsten Teenagern in ganz Europa.

Bis die Isländischen Behörden Ende der 90er Jahre drastische Maßnahmen zur Prävention einleitete: Gesetze wurden geändert, die Alkohol für Jugendliche schwerer zugänglich machen, Sportangebote wurden geschaffen, regelmäßige Befragungen wurden durchgeführt und Jugendschutzgesetze wurden verschärft.

Teenager und ihre Eltern wurden dazu animiert, den weitaus größten Teil der Freizeit mit Sinn stiftenden Aktivitäten als Familie oder im Verein zu verbringen. Ein spannender Ansatz, von dem sich einige andere europäische Länder inspirieren lassen. Laut einigen Berichten sind die Zahlen der im Monat betrunkenen Teenager in Island gesunken. Laut Gesprächen mit den Einwohnern sind sie allerdings immer noch präsent.

Spannend jedenfalls auch auf dieses Thema ein Augenmerk zu legen, wenn man sich in ein Land, das für seine Natur bekannt ist, begibt. Wieder einmal merke ich, dass wir denken einiges über Island zu wissen, aber vieles eben doch nicht wissen. Einige Mythen werden wir wohl auch nicht verstehen. So gibt es beispielsweise noch immer einen offiziellen Elfenbeauftragten, der dafür zuständig ist, dass keine Straße durch Elfen-Territorium gebaut wird

Island – Das Land der Mythen und Kontraste, Elfen und Trolle, Naturspektakel und Tradition – Island das Land aus Feuer und Eis.

Über die Autorin

Laura ist leidenschaftliche Abenteurerin und Reisende. Als Weltretter Reporterin nimmt sie uns mit in ferne Länder, um auch hier auf verschiedene Aspekte einen genaueren Blick zu werfen. Genau diesen Perspektivwechsel und das Schärfen des Bewusstseins in neuem, ungewohnten Terrain gibt Laura bei ihren Outdoor Coaching Reisen von Pfade Finden ebenfalls an ihre Teilnehmerinnen weiter.

Alle Bilder auf dieser Seite: © Laura Pfaffenbach