Massentierhaltung

Jeden Morgen ein Ei zum Frühstück und abends ein Stück Fleisch auf dem Teller. Für die meisten Menschen in den reichen Ländern der Erde ist das ganz normal, für Dich vielleicht auch. Beim Kauf im Supermarkt dürfen die Produkte aber nicht zu teuer sein, daher wird bevorzugt zum günstigsten Hersteller gegriffen. Damit die Verbraucher günstig Fleisch und andere tierische Produkte kaufen können, herrscht ein großer Preiskampf unter den Betrieben in der Landwirtschaft.

Wer den günstigsten Preis hat, verzeichnet den höchsten Profit. Damit all dies möglich ist, leben die Tiere in der sogenannten Massentierhaltung. Welche Probleme diese Haltung mit sich bringt und warum man sie stoppen muss, erfährst Du hier.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Massentierhaltung?
  2. Warum gibt es Massentierhaltung?
  3. Welche Probleme hat Massentierhaltung?
  4. Gibt es Gesetze gegen Massentierhaltung?
  5. Wie wird weltweit Massentierhaltung gehandhabt?
  6. Tipps - welche Lebensmittel sollte man vermeiden, auf was sollte man achten?

Was ist Massentierhaltung?

Im Bereich der wirtschaftlich orientierten Tierhaltung fällt oft der Begriff Massentierhaltung. Er bezieht sich darauf, dass die Betriebe, beispielsweise in der Geflügelbranche, jeweils eine hohe Anzahl Tiere halten. Betriebe, die bis zu 100.000 Hennen zum Eierlegen halten, sind hierbei nicht ungewöhnlich. Man bezeichnet diese landwirtschaftliche Tierhaltung auch als Intensivhaltung oder Intensivtierhaltung. Du kannst immer dann von Massentierhaltung sprechen, wenn Tiere in Massen, meist unter nicht artgerechten Bedingungen, zu rein wirtschaftlichen Zwecken gehalten werden.

Neben der Haltung von Hühnern, betrifft dies auch die Haltung von Masthähnen, Kaninchen, Schweinen und Kühen. Je nachdem wie groß der jeweilige Betrieb ist, handelt es sich sogar bei Fischen um Massentierhaltung. Grundsätzlich kannst Du immer dann von Massentierhaltung ausgehen, wenn die Haltung der Tiere rein zum Zweck der Produktion erfolgt und den Bedürfnisse und natürlichen Verhaltensweisen der jeweiligen Tierarten keinerlei Beachtung geschenkt wird.

Warum gibt es Massentierhaltung?

Die Massentierhaltung ist an das Bevölkerungswachstum im Zuge der Industrialisierung und den gesellschaftlichen Wohlstand geknüpft. Der Grund der Massenhaltung ist der hohe Bedarf von Produkten wie Fleisch, Eier und Milch in der Lebensmittelindustrie, aber auch der Bedarf an Leder und Fell für die Bekleidungsindustrie. Nach den beiden Weltkriegen und den tief sitzenden Mangelerfahrungen bei den Menschen, kam der Wunsch auf Nahrungsmittel wie Fleisch für jeden bezahlbar zu machen. Durch die Industrialisierung konnten Arbeitskräfte eingespart und Prozesse automatisiert werden. So war es möglich mehr zu produzieren und zu günstigen Preisen zu verkaufen, weil sich die Produktionskosten verringerten. Die meisten Generationen der reichen Industriestaaten heute sind daran gewöhnt jeden Tag ein Stück Fleisch auf dem Teller zu haben und zum Frühstück Eier und Milch zu sich zu nehmen. Früher, zu Zeiten deiner Groß- oder Urgroßeltern gab es beispielsweise Fleisch nur einmal pro Woche, in der Regel als Sonntagsbraten. Fleisch zu essen war etwas Besonderes.

Dadurch ergab sich damals ein entsprechend geringer Fleischverbrauch pro Person. Dieser Verbrauch verdoppelte sich in den Jahren zwischen 1950 und 1980 nahezu. Heutzutage ist der pro-Kopf-Wert nochmals höher. In Deutschland (Stand 2018) wurden im Durchschnitt pro Kopf 88,6 Kilogramm Fleisch verbraucht, etwa 60,2 Kilogramm davon für den menschlichen Verzehr. Die Spitze des Fleischkonsums bilden die USA mit um die 100 Kilogramm Fleisch pro Kopf.

Da die Konsumenten beim Kauf von Fleischprodukten bevorzugt nach dem günstigsten Produkt schauen, herrscht unter den Produktionsbetrieben ein hoher Konkurrenzkampf in Bezug auf den Preis. Wer den besten Preis bieten kann, hat eine höhere Abnahme. Da zur Gestaltung der günstigen Preise aber an anderer Stelle Kosten eingespart werden müssen, leidet letztendlich das Tierwohl in der Massentierhaltung.

Welche Probleme hat Massentierhaltung?

Das Hauptanliegen der Massentierhaltung ist der Profit, der erwirtschaftet wird. Die großen Betriebe gleichem eher Fabrikanlagen und haben mit dem natürlichen Lebensraum der gehaltenen Tiere nichts gemein. Dadurch ergibt sich ein regelrechter Kreislauf aus Problemen.

Rinder, die auf ausladenden Weiden grasen oder Hühner, die im Dreck scharren und Schweine, die mit der Nase in der Erde wühlen können – diese Szenarien wirst Du in der Massentierhaltung nicht finden. Hier werden die Tiere auf engem Raum zusammengepfercht und auf ihre Funktion als Lieferant von Nahrungsmitteln reduziert, die den Betrieben Geld einbringen. Bei der Haltung wird meist nur den gesetzlich vorgeschriebene Raum pro Tier eingehalten, um Platz zu sparen.

Das Tier als Lebewesen hat in der Intensivhaltung keinerlei Bedeutung. So wird durch die Art der Haltung das Sozialverhalten des jeweiligen Tieres nahezu völlig unterdrückt. Natürlichen Bedürfnissen, die zum Wohl des Tieres beitragen, wie das Scharren von Hühnern oder das Suhlen im Schlamm von Schweinen sind unmöglich. Dadurch entwickeln die Tiere Verhaltensstörungen. Sie sind frustriert, gestresst und werden aggressiv ihren Artgenossen gegenüber. Insbesondere, da sie nicht genug Raum haben um einander auszuweichen. Mitunter kommt es gar zu Kannibalismus.

Um Verletzungen und dadurch Einbußen in der Produktion zu verhindern, werden Hühnern die Schnäbel gekürzt und Ferkeln der Schwanz abgeschnitten, damit Artgenossen ihn nicht abbeißen. Diese Eingriffe geschehen oftmals ohne Schmerzmittel oder Betäubung für das Tier. Milchkühe werden konstant angebunden und dadurch in ihrer Bewegungsfreiheit enorm eingeschränkt. Zudem stellen die Spaltböden in Ställen, durch die Urin und Kot abfließt, ein Verletzungsrisiko für die Tiere dar, wenn diese mit ihren Füßen darin hängen bleiben.

Durch die beengte und nicht artgerechte Haltung entsteht zudem ein Nährboden für Krankheiten und die Ausbreitung von Keimen. Die Tiere sind wenig resistent und Krankheiten breiten sich in den Großbetrieben rasend schnell aus. Außerdem kann bei der Masse an Tieren eine vernünftige tierärztliche Betreuung pro Tier nicht gewährleistet werden. Oftmals werden die Tiere am Ende ohne Behandlung einfach „entsorgt“, wenn sie tot sind und keinen Nutzen mehr bringen.

Um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern, setzten die Halter daher auf den Einsatz von Antibiotika im Futter. Hierdurch ergibt sich jedoch das nächste Problem. Wird zu viel Antibiotika gegeben, erhöht sich das Risiko der Bildung resistenter Bakterien. Die Voraussetzungen dafür sind in der Massentierhaltung ideal. Letztendlich landen diese resistenten Keime dann im fertigen Produkt beim Verbraucher auf dem Teller, beispielsweise mit einem Stück Fleisch. Dort werden sie mitgegessen, wenn das Fleisch nicht den Hygienestandards entsprechend verarbeitet wurde.

Gelangen die antibiotikaresistenten Keime erst einmal durch den Verzehr in den Kreislauf des Menschen, können sie dort Schaden anrichten. Erkrankst Du beispielsweise, während Du resistente Keime in Dir trägst, kann es vorkommen, dass Du nicht behandelt werden kann, weil die Antibiotika bei Dir nicht wirken. Dies gilt sogar für sogenannte Reserveantibiotika, die nur zum Einsatz kommen, wenn ein Infekt mit Bakterien vorliegt, die gegen herkömmliche Antibiotika bereits resistent sind. Reserveantibiotika haben zudem starke Nebenwirkungen. Doch da man auch deren Einsatz in der Massentierhaltung festgestellt hat, kann es sein, dass ein Mensch durch die Belastung mit resistenten Keimen gegen ein solches Mittel bei einer ernsten Erkrankung nicht erfolgreich behandelt werden kann.

Ein weiteres Problem der Massentierhaltung ist die Entstehung von Treibhausgasen, die den Klimawandel schneller voranschreiten lassen. Unsere Umwelt leidet erheblich unter dem stetig wachsenden Fleischkonsum und den damit einhergehenden Betrieben zur Intensivhaltung von Tieren. Etwa 70 Prozent der Treibhausgasemissionen haben ihren Ursprung in der Produktion tierischer Produkte und begünstigen die Erderwärmung.

Gibt es Gesetze gegen Massentierhaltung?

In Deutschland ist der Tierschutz per Gesetz vorgegeben. Im Tierschutzgesetz heißt es unter § 1 wortwörtlich: „Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen“.

Die Zustände, die in der Massentierhaltung Alltag sind und von den Betrieben oftmals als harmlos für die Tiere dargestellt werden, gelten gemäß dem Tierschutzgesetz bereits als Tierquälerei, werden aber nicht geahndet. Ein gutes Beispiel hierfür ist die fehlende Betäubung und mangelnde Betreuung durch einen Tierarzt im Falle von Krankheiten. Zudem leiden die Tiere darunter ihre natürlichen Bedürfnisse nicht ausleben zu können. Somit werden in der Massentierhaltung den Tieren sowohl Schmerzen und Leiden, als auch Schäden zugefügt. Es handelt sich dabei um einen direkten Verstoß gegen das deutsche Gesetz.

Tierrechte werden zugunsten der Wirtschaftlichkeit bewusst ignoriert. Zwar gibt es Vorschriften, wie viel Platz jedes einzelne Tier in einem Massenbetrieb mindestens haben muss, aber die Mindestwerte erlauben den Tieren kein artgerechtes Leben und Verhalten. Ein weiteres Beispiel für die fehlende Gesetzstruktur im Bereich Tierschutz ist, dass auch weiterhin kein Gesetz erlassen wurde, welches das Kükenschreddern männlicher Küken in der Geflügelbranche unterbindet. Bis zu 50 Millionen männlicher Küken sterben dadurch jährlich in Deutschland kurz nachdem sie geschlüpft sind.

Zwar ist der Schutz von Tieren gesetzlich geregelt, jedoch gibt es erhebliche Mängel in der Umsetzung und Verstöße haben zu selten Konsequenzen. Es gibt zu wenige Kontrollen und oftmals sind die Strafen zu gering.

Wie wird weltweit Massentierhaltung gehandhabt?

Etwa 70 Milliarden Tiere werden jährlich weltweit geschlachtet. Der Großteil davon in der Massentierhaltung. Ein Drittel des weltweiten Ackerlandes wird zur Herstellung von Futtermitteln für dieses Vieh genutzt und ist beispielsweise maßgeblich daran beteiligt, dass der Regenwald abgeholzt wird. Länder wie China importieren große Mengen Fleisch, mitunter von Deutschland und fördern dadurch die Massentierhaltung in Deutschland.

Die USA exportiert insbesondere Rindfleisch ins Ausland und kurbelt damit die Massentierhaltung im eigenen Land weiter an. Erst kürzlich wurde ein Vertrag unterschrieben, der es den USA erlaubt mehr Rindfleisch in die EU zu exportieren. Neben dem eigenen Bedarf der USA wird je nach Abnahmemengen des exportierten Rindfleischs ins Ausland der Bedarf von mehr Nutztieren in die Höhe schnellen und damit die Intensivtierhaltung noch weiter fördern.

In China ließ der Schweinelieferant Guangxi Yangxiang die größte Schweinezuchtanlage weltweit in Auftrag geben. In Hochhäusern sollen 30.000 Säue bis zu 840.000 Ferkel jährlich zur Welt bringen, die dann gemästet und geschlachtet werden können. Damit möchte China sich unabhängiger vom Import von Fleisch aus anderen Ländern machen. Das Tierwohl wird dabei völlig ignoriert. Im Vordergrund steht auch hier der wirtschaftliche Aspekt. Die Tiere werden nicht als fühlende Lebewesen wahrgenommen, die eine Daseinsberechtigung jenseits dem Zweck der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse haben.

Tipps - welche Lebensmittel sollte man vermeiden, auf was sollte man achten?

Auf die Massentierhaltung kannst Du als Verbraucher direkt Einfluss nehmen. Denn letztendlich endscheidest Du als Konsument, wie Preise gestaltet werden und wie hoch der Bedarf tierischer Produkte ist. Indem Du Dich bewusst gegen bestimmte Lebensmittel entscheidest oder nur solche kaufst, die artgerechte Haltung unterstützen, wie beispielsweise Biobetriebe oder regionale Biobauern, entscheidest Du Dich gegen die Massentierhaltung.

Hier sind einige Tipps, worauf Du achten und welche Lebensmittel Du besser vermeiden solltest:

  1. Verzichte ganz auf Fleisch und andere tierische Produkte
    In den letzten Jahren ist die Zahl der Veganer und Vegetarier angestiegen. Dadurch wird den Betrieben signalisiert, dass weniger Bedarf für Fleisch vorhanden ist. Wird weniger Fleisch gekauft, müssen weniger Tiere gehalten werden. Wenn mehr Menschen ihren Fleischkonsum verringern, wirkt sich dies auf die Massentierhaltung aus.
  2. Unterstütze Betriebe, die ihre Tiere artgerecht halten
    Es gibt einige kleinere Betriebe, die ihre Tiere artgerecht halten und biologisch erzeugte, tierische Produkte anbieten. Für die dem Tierwohl angemessene Haltung müssen sie beim Verkauf einen höheren Preis verlangen, um ihre entsprechend höheren Produktionskosten zu decken. Indem Du beim Kauf zu Produkten von diesen Betrieben greifst, unterstützt Du diese. Zudem kannst Du so Milch, Eier und Fleisch mit gutem Gewissen zu Dir nehmen.
  3. Informiere Dich über die Herkunft eines Produkts
    Mittlerweile gibt es zahlreiche Bio- und Natur-Gütesiegel, die Auskunft darüber geben unter welchen Bedingungen ein Produkt hergestellt wurde und wie die Tiere gehalten wurden. Ein Beispiel hierfür sind Eier, die aus Betrieben kommen, in denen die Aufzucht männlicher Küken erfolgt. Mit dem Kauf dieser Eier verhinderst Du, dass die Küken nach dem Schlüpfen vergast oder geschreddert werden. Außerdem bieten viele regionale Bauern inzwischen Milch- und Eierautomaten an, bei denen Du die Produkte bequem kaufen kannst. Zugleich kannst Du Dich auf dem Bauernhof selbst überzeugen, dass die Tiere artgerecht gehalten werden.

Wie Du siehst ist die Massentierhaltung nicht nur schädlich für die Tiere, sondern auch für die Menschen und unsere Umwelt. Indem Du Dich bewusst gegen Produkte aus Massentierhaltung entscheidest, kannst Du dazu beitragen, dass die Betriebe umdenken. Jedoch ist es auch Angelegenheit der Politik hier stärker mit Kontrollen und Strafen für den Schutz der Tiere zu handeln.