Müllinsel – Entstehung und Folgen

Bestimmt ist auch in Deinem Alltag Plastik in fast allen Bereichen sehr präsent. Ob es nun Küchenutensilien sind, Lebensmittelverpackungen oder Spielzeug, Plastik ist überall. Das Schwierige an Plastik ist, dass Du es nur schwer wieder loswirst, sobald es einmal existiert. Zwar gibt es in Deutschland und anderen Ländern Recyclingsysteme, aber weltweit betrachtet landet viel zu viel Plastikmüll in der Natur.

Dadurch gelangt auch Plastik ins Meer und bildet dort sogenannte Müllinseln, die durch die Ozeane treiben. Plastik in den Meeren schadet der Umwelt, der Tierwelt und auch den Menschen. Wenn Du wissen möchtest was genau eine Müllinsel ist und welche Folgen sie mit sich bringt, erfährst Du hier mehr.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist mit einer Müllinsel gemeint?
  2. Wie groß sind solche Müllinseln?
  3. Wie viele Müllinseln gibt es?
  4. Wie viel Mikroplastik befindet sich im Meer?
  5. Ursachen für Müllinseln
  6. Folgen von Müllinseln
  7. Was muss getan werden?
  8. Was kann ich als einzelner dagegen tun?

Was ist mit einer Müllinsel gemeint?

Da viele Länder ihren Müll einfach im Meer entsorgen und die Menschen auch privat ihren Müll in der Natur wegwerfen, gelangen riesige Mengen Plastikmüll ins Meer, beispielsweise durch Flüsse. Strandbesucher, bzw. Touristen, die ihren Müll liegen lassen, tragen ebenfalls zur Verschmutzung der Meere durch Plastik bei.

Auch beim Schiffverkehr gelangen Plastikabfälle ins Meer. Besatzungsmitglieder werfen zum Beispiel Müll über Bord oder Schiffe verlieren in Stürmen mitunter Plastikbehälter und Ähnliches. Aufgrund der Strömungen bilden sich dann sogenannte Müllstrudel. Durch diese sammelt sich der Müll in Form einer gigantischen, schwimmenden Abfallinsel im Meer, die so groß ist, dass sie die Fläche einiger Länder übersteigt.

Die konkrete Menge an Plastik im Meer lässt sich nur schwer schätzen, aber Fachleute gehen davon aus, dass es sich um mehr als 150 Millionen Tonnen handelt. Jährlich kommen etwa acht Millionen Tonnen hinzu. In den Ozeanen schwimmen daher mehrere Müllinseln.

Wie groß sind solche Müllinseln?

Das im Meer treibende Plastik wird durch Meeresströmungen und Winde über dem Ozean in großen Strudeln zusammengewirbelt. Aus diesen bilden sich letztlich die sogenannten Müllinseln. Diese nehmen unvorstellbar große Ausmaße an. Beispielsweise treibt zwischen Hawaii, Asien und Amerika eine Müllinsel, die Du dir in etwa so groß wie Mitteleuropa vorstellen kannst. Speziell diese Region des Pazifiks weist zudem eine besonders hohe Konzentration von Plastik auf.

Die hohe Ansammlung von Plastikmüll im pazifischen Ozean wurde mitunter als eine Fläche beschrieben, die doppelt so groß ist wie Texas, während in Deutschland in den Medien eher von einer Fläche gesprochen wird, welche die Größe Mitteleuropas hat. Genaue Angaben sind jedoch schwierig, da die Grenzen verschwimmen und man davon ausgeht, dass sich noch deutlich mehr Plastikmüll im Meer befindet, als bisher nachgewiesen werden konnte.

Fachleute gehen nun davon aus, dass der größte Müllstrudel etwa 1,6 Millionen Quadratkilometer groß ist. Damit wäre die Fläche 19 mal größer als Österreich. Bezeichnet wird dieser Müllstrudel übrigens als „Great Pacific Garbage Patch“, was zu Deutsch in etwa bedeutet „Großer pazifischer Müllfleck“. Speziell diese Ansammlung von Müll ist im Grunde keine geschlossene Masse, also Müllinsel, sondern ein Gebiet mit hoher Mülldichte.

Wie viele Müllinseln gibt es?

Wissenschaftler der NASA haben durch Messungen über Bojen herausgefunden, dass sich der schwimmende Plastikmüll weltweit auf fünf große Müllinseln konzentriert, die sich auf die Ozeane der Erde aufteilen.

Der bereits genannte Strudel im Nordpazifik – der Great Pacific Garbage Patch – ist der Größte der fünf Müllstrudel in den Weltmeeren. Von diesem Strudel abgesehen existieren noch folgende vier Müllinseln, bzw. -strudel:

  1. Der südpazifische Müllstrudel
  2. Der indische Müllstrudel
  3. Der nordatlantische Müllstrudel
  4. Der südatlantische Müllstrudel

Die Namensgebung orientiert sich an dem jeweiligen Strömungskreis des einzelnen Strudels.

Wie viel Mikroplastik befindet sich im Meer?

Bei etwa drei Vierteln des Mülls in den Ozeanen handelt es sich um Plastik. Bei Plastik handelt es sich um einen Stoff, der sich nur langsam zersetzt. Die vollständige Zersetzung kann zwischen 350 und 400 Jahre andauern. Bis zur endgültigen Zersetzung löst sich Plastik lediglich durch zum Beispiel Wettereinflüsse wie Sonneneinstrahlung und den Abrieb durch Wasser in kleine, feine Partikel auf. Diese Teilchen sind im Schnitt kleiner als fünf Millimeter und mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Daher werden sie als Mikroplastik bezeichnet.

Mikroplastik im Meer enthält nicht nur schädliche Giftstoffe, wie zum Beispiel Weichmacher, sondern es zieht auch wie ein Schwamm weitere Giftstoffe an, wodurch eine hohe Konzentration giftiger Stoffe in den feinen Plastikpartikeln entsteht.

Es ist nicht festzustellen, wie viel Mikroplastik sich tatsächlich weltweit in den Meeren befindet, denn die winzigen Teilchen sind überall. Wissenschaftler gehen jedoch davon aus, dass es inzwischen auf der Erde keine Bereiche mehr gibt, die frei von Mikroplastik sind. Die Teilchen treiben durch das Meer und in anderen Gewässern. Sie gelangen an Strände und in andere Bodenflächen oder sogar ins Trinkwasser mancher Länder.

Ursachen für Müllinseln

Die Ursache für die Entstehung der Müllinseln im Meer ist im unbedachten Handeln der Menschen zu finden. Seit Plastik erstmals produziert wurde und somit in die Haushalte und viele Bereiche des Alltags des Menschen gelangte, wird der Stoff in der Umwelt entsorgt. Experten gehen davon aus, dass alles Plastik, das jemals hergestellt wurde, noch irgendwo auf der Erde existiert. Ein großer Teil dieses Plastiks schwimmt mittlerweile in den Ozeanen.

Das Plastik gelangt durch nachlässige und gedankenlose Entsorgung in Gewässer und wird von dort ins Meer gespült. Anderorts, zum Beispiel in bewohnten Küstenstreifen, gelangt es direkt ins Meer. Die Menschen bestimmter Länder verfügen nicht über vernünftige Recyclingsysteme oder es existiert überhaupt kein System zur Entsorgung von Müll. Zudem sind sie nicht darüber informiert, welche Schäden sie der Natur durch die unbedachte Entsorgung ihres Plastikmülls zufügen. So gelten mitunter die Länder Indonesien, China, Vietnam und die Philippinen als Hauptverursacher.

Gemäß einer Studie der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Ressources) stammt die größte Anzahl an Mikroplastik aus China, Indien und Südasien, Afrika und dem Nahen Osten. Aus Europa stammen etwa 16 Prozent. Im Jahr 2017 gelangten 90 Prozent des Plastikmülls, der jährlich ins Meer gespült wird, durch zehn Flüsse in die Ozeane. Es handelte sich dabei um acht Flüsse Asiens und zwei Flüsse Afrikas.

Im Mittelmeerraum stammen zwei Drittel aller Plastikabfälle aus Italien, der Türkei und Ägypten. Alleine in Italien werden täglich etwa 32 Millionen Plastikflaschen benutzt. Da nur ein Bruchteil des einmal genutzten Plastiks recycelt wird, landet der Rest auf Mülldeponien – legalen wie illegalen. Von dort gelangt der Müll dann zum Beispiel durch Wind oder Flüsse ins Meer. Aber da deutscher Plastikmüll zur Entsorgung in die Türkei gebracht wird, verschmutzt auch Müll aus Deutschland das Mittelmeer. Im Jahr 2018 hat Deutschland um die 50.000 Tonnen Plastik in die Türkei exportiert.

Ob von Wind oder durch Gewässer, aller Plastikmüll der im Meer landet wird dort aufgrund der Strömungen irgendwann in einer Müllinsel im Meer. Aber auch die Fischerei und die Schifffahrt tragen erheblich zur Verschmutzung des Meeres durch Plastikmüll bei. Von Schiffen gelangen durch Stürme Plastikteile ins Meer und durch die Fischerei bleiben häufig Fischernetze im Meer zurück und werden ebenfalls Teil der Müllinseln. Nur 16 Prozent des Mülls schwimmt allerdings an der Oberfläche. Das Meiste sinkt auf den Meeresgrund hinab. Man hat sogar schon in Tiefsee-Gebieten, die vom Menschen weitestgehend unberührt sind, Plastik entdeckt.

Folgen von Müllinseln

Den größten Schaden durch die riesigen Müllinseln in den Meeren nehmen die Meeresbewohner. Schildkröten oder Wale verheddern sich in Fischernetzen. Sie ertrinken oder verletzen sich schwer beim Versuch sich wieder zu befreien. Plastiktüten werden mit natürlicher Nahrung verwechselt und gelangen in die Mägen bestimmter Meerestiere. So verstopfen sie den Verdauungstrakt der Tiere, was letztendlich zu deren Tod führt.

Forscher gehen davon aus, dass mittlerweile zwei Drittel aller Meeresvögel Plastik im Körper haben. Im Magen eines toten Wals wurden beispielsweise 22 Kilo Plastik gefunden. Laut NABU kostet die Verschmutzung der Meere durch Plastik jedes Jahr 135.000 Meeressäugetiere und eine Millionen Seevögel das Leben. Derzeit gehen Experten davon aus, dass bis zum Jahr 2050 jeder Meeresvogel Plastik im Magen haben wird, wenn sich nichts ändert.

Aber das ist nicht das einzige Problem. Denn Mikroplastik gelangt in den Kreislauf von Meeresfrüchten und Fischen. Da das Mikroplastik meist giftige Stoffe enthält, die sich negativ auf die Tiere auswirken können, sind auch Folgen für den Menschen nicht unwahrscheinlich. Bereits in Kabeljau, Thunfisch und weiteren Fischarten ist Mikroplastik nachgewiesen worden. Durch die Nahrungskette gelangen die Stoffe letztlich also auch in den Organismus des Menschen. Welche Folgen dies haben wird, ist noch nicht abzusehen und befindet sich erst seit kurzer Zeit stärker im Fokus der Wissenschaft.

Durch angespülten Plastikmüll wird zudem die Natur immer stärker verschmutzt. 80 Prozent des Plastiks, der einmal ins Meer gelangt ist, landet später wieder irgendwo an Land. Kleinere, unbewohnte Inseln, die also nicht direkt von Menschen mit Müll verschmutzt werden, sind an den Küsten bereits mit großen Mengen Kunststoff zugemüllt. Ein Anblick, der wohl kaum jemandem gefallen dürfte. Wenn Du Urlaub in Ländern machst, die betroffen sind, musst Du Dein Strandtuch neben angeschwemmtem Plastikmüll ausbreiten. Die Lebensqualität sinkt dadurch erheblich, denn wer möchte im Urlaub schon das Gefühl haben auf einer Mülldeponie gelandet zu sein?

Bestes Beispiel hierfür sind die Malediven. Ein Urlaubsort, der besonders bei den Deutschen beliebt ist. Was die wenigsten wissen: Die Malediven haben – nicht zuletzt aufgrund der hohen Touristenzahlen – ein unbezwingbares Müllproblem. Erst langsam entwickelt sich national ein Bewusstsein dafür, dass der Müll auch die Aspekte der Natur zerstören wird, die für Touristen so attraktiv sind.

Was muss getan werden?

Gerade Länder, in denen es kein Abfallsystem gibt, tragen erheblich dazu bei, dass immer mehr Plastik unkontrolliert in den Meeren landet. Hierbei sind besonders Länder Südostasiens Hauptverursacher. In diesen Ländern müssen dringend Strukturen für eine kontrollierte Abfallentsorgung eingeführt werden und vor allem Aufklärung stattfinden.

In Deutschland werden beispielsweise bei Unternehmen jährlich 1,5 Milliarden Euro für Verpackungslizenzen eingenommen. Das bedeutet, die Unternehmen tragen die Kosten der Weiterverarbeitung und Sammlung des Verpackungsmülls. Leider gibt es solche Gesetze nur in wenigen Ländern. Gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern hapert es auch an der Finanzierung von Abfallentsorgungssystemen.

Ein weiterer Ansatzpunkt ist es Plastik gar nicht erst als Verpackungsmaterial zu verwenden. Es gibt weniger umweltschädliche Methoden Lebensmittel zu verpacken und auch bei anderen Produktverpackungen kann auf Kunststoffe verzichtet werden. Würde insgesamt weniger Plastik produziert, könnte auch nicht mehr so viel Kunststoff im Meer landen.

Inzwischen gibt es zahlreiche Initiativen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben den Müll aus dem Meer einzusammeln. Der WWF sammelt beispielsweise sogenannte Geisternetze, also herumtreibende Fischernetze, ein. Manche Organisationen verwenden das eingesammelte Plastik zur Produktion von Accessoires oder Kleidung. Der Erlös wird wiederum in weitere Maßnahmen gesteckt, um das Meer und Strände plastikfreier zu machen.

Wie so vieles ist auch im Bereich Müllentsorgung die Politik gefragt. In der EU werden ab 2021 zumindest endlich Plastikstrohhalme und Wegwerfgeschirr aus Plastik verboten sein.

Was kann ich als einzelner dagegen tun?

Die Vermeidung von Plastikmüll fängt in Deinem Haushalt an. Du kannst ganz einfach Deinen Beitrag leisten, um dafür zu sorgen, dass weniger Plastik entsorgt werden muss. Achte zum Beispiel beim Einkauf darauf Gemüse und Obst zu meiden, das in Plastik verpackt ist. Mittlerweile bieten viele Supermärkte Stoffnetze an, die Du wiederverwenden kannst, um Obst und Gemüse zu transportieren. Statt zum Joghurt im Plastikbecher empfiehlt es sich auch zum Joghurt im Glas zu greifen. Sogenannte Unverpacktläden bieten Lebensmittel ausschließlich unverpackt an. Hier bringst Du deine eigenen Behälter mit, um die Produkte nach Hause zu transportieren. Wenn Du die Möglichkeit hast bei einem dieser Läden in Deiner Umgebung einzukaufen, bietet sich damit eine umweltschonende Alternative.

Trinke Leitungswasser, statt Wasser in Flaschen zu kaufen. Wasser, das in Plastikflaschen verkauft wird, enthält meistens Mikroplastik, das dann in Deinen Körper gelangt. Alternativ kannst Du auch zu Getränken in Glasflaschen greifen.

Achte beim Kauf Deiner Kleidung darauf Naturfasern zu wählen. Denn beim Waschen lösen sich bei Kunstfasern wie Polyester kleine Mikroplastikteilchen ab, die in den Wasserkreislauf gelangen. Verzichte auf Einwegbesteck und -teller, wenn Du unterwegs bis oder eine Party feierst. Es gibt bereits aus Bambus bestehende, wiederverwertbare Alternativen und wenn diese im Müll landen, sind sie weniger schädlich als Plastik.

Auch in Kosmetik versteckt sich viel Mikroplastik, zum Beispiel in Peelings. Diese Partikel gelangen ebenfalls in den Wasserkreislauf und richten dort Schaden an. Achte daher auf Produkte die frei von derartigen Stoffen sind oder kaufe am besten Bio-Kosmetika.

Du siehst also, es gibt für Dich viele Wege im Alltag darauf zu achten weniger Müll – insbesondere weniger Plastikmüll – zu produzieren. So nimmst Du auch als Konsument Einfluss auf den Markt und kannst Unternehmen zum Umdenken bewegen.